Spannend, ungewöhnlich und nichts für schwache Nerven
Jean Michael Cardell hat sein Leben für Schweden aufs Spiel gesetzt und dabei einen Arm eingebüßt. Jetzt arbeitet er für die Stadt Stockholm, mal mehr, mal weniger. Bei einem seiner Rundgänge wird er auf ...
Jean Michael Cardell hat sein Leben für Schweden aufs Spiel gesetzt und dabei einen Arm eingebüßt. Jetzt arbeitet er für die Stadt Stockholm, mal mehr, mal weniger. Bei einem seiner Rundgänge wird er auf einen ungewöhnlichen Gegenstand in der Stadtkloake aufmerksam gemacht. Es stellt sich heraus, es ist ein Leichnam.
Cecil Winge ist Jurist und wird immer dann als Ermittler hinzugezogen, wenn es schwierig wird. So wie jetzt, den die Leiche ist fast nicht mehr als Mensch zu erkennen. Das eigenwillige Duo macht sich auf die Suche nach dem Täter und folgt einer grauenhaften Fährte.
Dieser historische Roman ist bestimmt nichts für schwache Nerven. Der Autor schildert detailgetreu, was vorgefallen ist. Er beschreibt nicht nur den Leichnam richtig, sondern vor allem das ganze Elend dieser Zeit. Er lässt dabei nichts aus. Der Autor schildert die Zustände der verdreckten Gassen, die Gebräuche in den Hurenhäusern und Schenken. Es bedarf in diesem Fall schon mehr als nur ein paar Seiten, um richtig in die Geschichte hineinzufinden. Manches Mal möchte man das auch lieber nicht, aber ich war auch nicht in der Lage, das Buch wegzulegen, zu sehr wollte ich dann doch wissen, was hier geschehen war. Die eigenwilligen Ermittler tragen natürlich dazu bei, dass man einfach weiter lesen muss.
Sicher ist die eigentliche Krimihandlung nicht immer im Vordergrund, aber darum geht es hier auch nicht unbedingt. In diesem Roman werden die Zustände der Zeit angeprangert. Es wird erzählt, wie solche Gräueltaten entstehen konnten. Viele Seiten lassen sich nicht einfach mal schnell so weg lesen, dafür passiert zu viel Schreckliches. Dann mitten im Buch wechselt der Autor auch noch die Perspektiven und die Geschichte wird von einer anderen Seite aus beleuchtet. Dadurch bekommt man noch mehr Einblicke.
Ich fand es trotz der vielen Gewalt, spannend zu lesen. Ich habe verfolgt, wie Cecil und Michael dem Täter auf die Spur kamen. Nebenbei auch einiges aus dem Leben der Protagonisten erfahren, ohne dass Niklas Natt och Dag das Ziel aus den Augen verloren hätte.
Zudem hat der Autor historische Details eingebaut, die auf den ersten Blick nichts mit dem Fall zu tun zu haben scheinen. Erst im letzten Abschnitt fügen sich dann alle Handlungsstränge zusammen und ergeben ein einheitliches Gesamtbild. Einmal mehr war ich froh, nicht in dieser Zeit gelebt zu haben. So wie hier das Jahr 1793 geschildert wird, will wohl niemand mehr leben. Es scheint fast so, als ob man sein Leben nur im Vollrausch ertragen konnte.
Schwierig finde ich die Frage, ob mir dieser Krimi gefallen hat. Die Spannung und die düstere Atmosphäre dieser Zeit hat Natt och Dag gelungen eingefangen. An manchen Stellen war es mir aber schon ein wenig zu brutal. Manche Beschreibungen hätte ich in seiner Deutlichkeit so nicht gebraucht. Aber im Ganzen gesehen war „1793“ sehr spannend und hebt sich von den handelsüblichen historischen Krimis deutlich ab. In einem Nachwort werden dann noch Fiktion und Wahrheit erläutert und man erfährt, dass eben nicht alles der Fantasie des Autors entsprungen ist. Auf diese Weise habe ich dann auch noch ein paar recht spannende Details erfahren.