Der neue Roman von Pierre Martin spielt, wie auch schon seine Vorgänger, in der Provence und weckt schon allein durch das Cover, viel mehr aber noch durch seinen Inhalt, in jedem normalen Leser das Fernweh. Am 03. 04. 2018 ist das Buch bei KNAUR erschienen und dank einer Lovelybooks-Leserunde durfte ich es bereits sehr zeitnah lesen!
Worum geht es?
Im Zentrum der Handlung steht Isabelle Bonnet, Sonderermittlerin der französischen Nationalpolizei und darin ziemlich gut. Gemeinsam mit ihrem Assistenten Apollinaire führt sie aus dem kleinen Provence-Städtchen Fragolin Ermittlungen durch und begegnet dabei den absonderlichsten Personen und Kriminalfällen.
Die Geschichte des Romans beginnt in den (wunderschönen) Domaine du Rayol, einem etwa 20 ha großen botanischen Garten an der Mittelmeerküste im Départment Var. Ursprünglich als Tagesausflug mit ihrer besten Freundin geplant gerät Isabelle schnell in die Ermittlungen um den Tod einer Nonne, die sich augenscheinlich von den Klippen zum Meer gestürzt hat. Die Gendamerie geht von Selbstmord aus, Isabelle ist davon jedoch nicht überzeugt und beginnt ihre eigenen Ermittlungen. Dabei führt ihre Forschung sie auf 384 Seiten quer durch das Département und bleibt dabei hochspannend, denn: Was tatsächlich die Ursache für den Tod der Nonne ist, erfährt der Leser erst im letzten Kapitel.
Graphische und rhetorische Gestaltung
Das Cover ist gleich schlicht wie interessant. Zwar hat es (aus der Perspektive des Lesers) recht wenig mit der tatsächlichen Handlung zu tun, jedoch macht es neugierig auf den Inhalt des Buches und da der Mittelpunkt des Coverbilds eine Kirche ist und das Opfer eine Nonne lässt sich ein gewissern Zusammenhang erahnen. Hauptinteresse war vermutlich, die für die Provence so typischen Lavendelfelder mit dem Thema das Buches zu vereinen, was natürlich gelungen ist. Durch die Farbgebung wirkt der Roman weniger bedrohlich und mehr wie eine spannende Urlaubslektüre, so dass vermutlich auch Leser, die normalerweise keine Krimis lesen, zu diesem Buch greifen werden.
Der Schreibstil des Autors ist sehr schlicht und, das sei an dieser Stelle angemerkt, auch wenn der Name anderes vermuten lässt handelt es sich bei diesem Buch um ein deutsches Original und nicht um eine Übersetzung. Sicherlich wäre dadurch sprachlich noch Luft nach oben geblieben, allerdings handelt es sich hier ja doch eher um Unterhaltungsliteratur und dafür war die Sprache etc. genau richtig.
Sehr gut gefallen hat mir eine rethorische Überlegung des Autors: An wichtigen oder selbstverständlichen Stellen wurden immer wieder französische Wörter und Sätze anstelle der deutschen Äquivalenten eingesetzt, was das Buch um einiges realistischer macht und auch eine schöne Atmosphäre erzeugt. So hat der Leser noch mehr den Eindruck, gemeinsam mit den Figuren in der Provence zu sein.
Erzählt wird die Geschichte konstant aus der 3. Person, die Sichtweise bleibt dabei durchgängig bei Isabelle Bonnet.
Meine Meinung
"Madame le Commissaire und die tote Nonne" ist bereits der fünfte Band um die Ermittlerin Isabelle Bonnet. Logischerweise werden dadurch natürlich auch Figuren aus der vorherigen Romanen aufgegriffen: So ergeben Isabelles Beziehungen sicherlich mehr Sinn, wenn man deren Vorgeschichten kennt und auch ein wenig Vorwissen über die Figuren kann nicht schaden.
Ich habe diesen Roman als ersten und damit ohne Vorwissen gelesen - was meiner Meinung nach hervorragend funktioniert hat. Dem Autor ist es geschickt gelungen, Details über die bereits bekannten Figuren in die Geschichte einfließen zu lassen, so dass letztendlich alle Leser auf dem gleichen Stand sind und so kann man getrost auch diesen Band zuerst lesen. Eine Vorwarnung sei jedoch vorangestellt: Der Roman macht Lust auf mehr und den Vorbänden kann man sich nach der Lektüre wahrscheinlich nur schwer entziehen.
Insgesamt hat mich "Madame le Commissaire" auf ganzer Linie überzeugt und Lust auf mehr gemacht. Die Handlung war (für einen Krimi) wenig blutrünstig, dafür aber umso spannender und Isabelle ist ein Charakter, den man vielleicht nicht unbedingt lieben aber dafür umso mehr bewundern muss: Der Elan und die Gewitzheit, mit der sie sich in ihre Ermittlungen stürzt, ist wirklich atemberaubend. Deswegen kann ich das Buch nur weiter empfehlen - an so ziemlich jeden, aber vor allem an die, die gerade wieder das Fernweh plagt!