Wer ist hier Opfer und wer ist hier Täter?
„Tiefer Fjord“ ist das Spannungsliteratur-Debüt der norwegischen Autorin Ruth Lillegraven. Die deutsche Übersetzung ist als Taschenbuch und eBook 2021 im List Verlag (Ullstein Buchverlag) erschienen. Im ...
„Tiefer Fjord“ ist das Spannungsliteratur-Debüt der norwegischen Autorin Ruth Lillegraven. Die deutsche Übersetzung ist als Taschenbuch und eBook 2021 im List Verlag (Ullstein Buchverlag) erschienen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Clara Lofthus. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann Haavard und ihren zwei Kindern in Norwegen und arbeitet als Juristin im Justizministerium. Clara arbeitet an einem neuen Vorschlag zur Gesetzesänderung, der eine bessere Lösung für das Problem „häuslichen Gewalt gegen Kinder“ schaffen soll. Ihr Leben steht plötzlich Kopf als ein Einwanderer erschossen aufgefunden wird und kurz darauf ihr eigener Ehemann unter Mordverdacht steht.
Auf dem Cover steht „Roman“ und das ist meiner Meinung nach das einzige Genre, in das man das Buch einsortieren sollte. „Tiefer Fjord“ ist weder ein Krimi noch ein Thriller. Am ehesten kann man dieses Buch wohl ins Subgenre Spannungsroman einordnen.
Clara war mir auf Anhieb unsympathisch. Von der ersten Seite an hatte ich ein ganz komisches Gefühl bezüglich ihrer Vergangenheit. Diese Frau ist so glatt und kalt, dass ich zu keinem Zeitpunkt eine Bindung zu ihr aufbauen konnte. Trotzdem ist sie für mich ein authentischer Charakter, der gut zur Geschichte passt.
Der Kriminalfall, der nicht wirklich einer ist, ist nur einer von vielen Handlungssträngen. Diese Gliederung sorgt leider dafür, dass die Geschichte erst ganz zum Schluss spannend wird und das auch nur in Maßen. Eine Auflösung gibt es nicht wirklich, weil das Buch mit einem offenen Ende aufhört. Trotzdem ist weit vor dem Ende bekannt wer der Täter ist und welches Motiv er verfolgt. Dadurch verliert das Buch zusätzlich an Spannung. Rückblickend betrachtet kann man die wirklich spannenden Stellen an einer Hand abzählen.
Bei „Tiefer Fjord“ handelt es sich um den ersten Band einer Trilogie. Ich bin mir Momentan nicht sicher, ob ich die beiden Folgebände lesen möchte. So richtig überzeugend fand ich das Buch nämlich nicht.
Der Leser erlebt die Geschichte aus der Sicht von Clara, Haavard und ein paar weiteren Charakteren. Die deutsche Übersetzung von Ruth Lillegravens Schreibstil ließ sich halbwegs flüssig lesen und die Wortwahl hat größtenteils zum Genre gepasst. Die kurzen Kapitel haben mir besonders gut gefallen.
Fazit
„Tiefer Fjord“ ist ganz anderes als ich es erwartet habe. Trotzdem ist das Buch irgendwie ein bisschen spannend und halbwegs unterhaltsam. Wirklich weiterempfehlen tue ich das Buch aber nur Lesern, die gerne ruhige Spannungsromane lesen. Von mir gibt es 3,5 von 5 Sterne.