Gnadenlos!
In einer Mülldeponie werden fünf Leichen gefunden, über ihren Köpfen sind mit grüner Farbe römische Ziffern aufgesprüht, den Toten gemeinsam ist außer den Zahlen auch, dass sie allesamt ausgeblutet sind. ...
In einer Mülldeponie werden fünf Leichen gefunden, über ihren Köpfen sind mit grüner Farbe römische Ziffern aufgesprüht, den Toten gemeinsam ist außer den Zahlen auch, dass sie allesamt ausgeblutet sind. Wie es auf den ersten Blick aussieht, zählt der Täter seine Opfer – oder wie sonst wären die Ziffern zu erklären? DCI Adam Bishop leitet die Ermittlungen.
Es geht sofort richtig zur Sache, das Grauen ist aber mit diesen fünf Toten noch lange nicht zu Ende, denn es gibt weitere Opfer, die in dieses Schema passen. Schon einmal hat es eine Mordserie gegeben, die diesen neuen Fällen ähneln, allerdings sitzt der Täter seit langem hinter Schloss und Riegel. Als dann Bishops Ex-Frau Romily mit einer für sie verstörenden Nachricht auftaucht, mag er dies nicht mit seiner aktuellen Ermittlungsarbeit zusammenbringen, er ist zu ihr eher abweisend, sie aber lässt nicht locker.
Dazwischen lesen wir immer wieder von Damals, auch scheint der Täter zu Wort zu kommen, wir haben Kenntnis von forensischen Gutachten, sehen Patientenberichte und noch so einiges mehr. Von dem verurteilten Mörder Elijah Cole etwa wird mehr aus seiner Kindheit bekannt und auch von Bishop gibt es einige Infos aus früheren Zeiten.
Dieser Thriller ist wahrlich nichts für Zartbesaitete. Es geht um jegliche Form von Gewalt, um Missbrauch, um das Betteln nach Anerkennung und um Hörigkeit, es geht um Hass, es werden Grenzen weitab des Vorstellbaren überschritten. Wir blicken sehr tief in menschliche Abgründe und wie sich herausstellt, zählt der Täter von zwanzig abwärts, dabei wird niemand verschont. Bishop und sein Team arbeiten auf Hochtouren, der Täter ist näher an ihnen dran als sie es für möglich halten.
Sam Holland weiß, wie sie ihre Leser fesseln kann. Sie peitscht einen regelrecht durch die Seiten, es passiert einfach zu viel. Und wenn man meint, es müsste endlich eine Lösung her, ist die Autorin anderer Meinung. Etliche Handlungsstränge wechseln sich ab und werden – natürlich – genau dann gestoppt und durch eine andere Sichtweise ersetzt, wenn es vor Spannung geradezu knistert. Und wenn man meint, der wahre Täter sei enttarnt und es sind noch so viele Seiten übrig, wird man auch da eines Besseren belehrt. Es kommt immer noch was nach, die Story lebt auch von diesen überraschenden Momenten.
Trotz der doch vielen Erzählstränge folgt die Handlung einem roten Faden, man kann der Story gut folgen, auch die Charaktere – ob Gut oder Böse oder irgendwas dazwischen - treten überzeugend auf. Des Öfteren musste ich schwer schlucken, nicht jede Szene mochte ich mir zu detailliert vorstellen. Und doch ist dies und dazu der rasante Schreibstil genau das, was mich ans Buch gefesselt und bis zum endgültigen Schluss nicht mehr losgelassen hat. „The Twenty“ fordert das Nervenkostüm ganz schön. Brutal, drastisch, gnadenlos - ein Hochgenuss für Thriller-Fans.