*Tolle Geschichte mit fragwürdiger Protagonistin*
Inhalt:
Um endlich neu anfangen zu können, zieht Laurie für ihr Studium an die Westküste Kanadas. Und es scheint ein ziemlich guter Neuanfang zu werden, denn sie hat nicht nur eine Unterkunft mit großartigen ...
Inhalt:
Um endlich neu anfangen zu können, zieht Laurie für ihr Studium an die Westküste Kanadas. Und es scheint ein ziemlich guter Neuanfang zu werden, denn sie hat nicht nur eine Unterkunft mit großartigen Mitbewohnern gefunden, sondern lernt auch noch vor der ersten Vorlesung Sam kennen, der ihr sofort unter die Haut geht. Doch dann muss sie feststellen, dass Sam viel zu sehr in ihre Vergangenheit verstrickt ist und für den tragischen Tod ihres Bruders verantwortlich sein könnte, der sie überhaupt erst so weit von ihrer Heimat weggetrieben hat.
Meinung:
Mit der Protagonistin Laurie bin ich leider überhaupt nicht warm geworden. Das hat sich schon auf den ersten Seiten des Buches bemerkbar gemacht und sich für mich leider auch nicht mehr geändert. Sie erschien mir dauerhaft widersprüchlich und war absolut unehrlich. Ihr Verhalten und insbesondere ihre ganz bewussten Lügen Sam gegenüber, fand ich äußerst problematisch. Vor allem auch deshalb, weil sie von ihm im Gegenzug Vertrauen und Ehrlichkeit erwartet hat, sollte er ihr doch seine dunkelsten Geheimnisse offenlegen, obwohl sie sich gerade erst kennengelernt haben.
Auch ihre Ankunft in der neuen Stadt liefen meiner Meinung nach zu glatt und unproblematisch ab. Könnte man den Glücksgriff mit der Wohnung vielleicht noch akzeptieren, war die Jobsuche in einer Stadt voller Studierender doch eher fragwürdig.
An der Stelle muss man der Geschichte allerdings zugutehalten, dass besonders diese positiven Wendungen für Laurie auf ihre großartigen Mitbewohner:innen zurückführen sind. Die beiden waren mir direkt sympathisch und insbesondere Emmett habe ich beim Lesen sehr ins Herz geschlossen. Er ist die gute Seele der WG und ich bin so froh, dass er mit „What if we Stay“ seinen eigenen Band bekommt. Doch auch die anderen Nebencharaktere mochte ich sehr gerne. Kian erschien mir stellenweise zwar etwas zu aufgedreht, was allerdings nichts an ihrer Authentizität geändert hat.
Aber besonders Sam ist eine wunderbare Figur, denn er erscheint absolut authentisch und sehr angenehm und seinen Freunden gegenüber loyal. Er bringt ein angenehmes Selbstbewusstsein mit, hinter dem er seine Geheimnisse und Dämonen verbirgt, die er vor allen geheim hält, aus Angst, dass sie sich von ihm abwenden könnten. Seine Handlungen und Reaktionen Laurie gegenüber erschienen mir grundsätzlich immer angemessen. Besonders auch seine Ängste und damit verflochtenen Selbstvorwürfe wirkten sehr realistisch. Seine kleine Schwester Sloan hingegen erschien mir leider nicht so gelungen dargestellt, was ihr Alter angeht. Wäre ihr Alter nicht erwähnt worden, wäre ich davon ausgegangen, dass sie vielleicht gerade einmal neun Jahre alt wäre.
Was mir in diesem Buch allerdings sehr positiv aufgefallen ist, war das beidseitige Einverständnis in Bezug auf sexuelle Handlungen. Denn obwohl das mittlerweile vom männlichen Protagonisten ausgehend häufig schon der Fall ist, fehlt mir häufig die Nachfrage der weiblichen Figur, ob der Partner einverstanden ist oder nicht. Das war hier jedoch gegeben.
Insgesamt war der Stil von Sarah Sprinz sehr angenehm zu lesen und hat mich schnell durch die Seiten kommen lassen. Genauso schnell war aber leider auch der Schluss, bei dem ich mir etwas mehr Raum für die beiden gewünscht hätte. Nichtsdestotrotz ist das Buch für Leute, die sich mit der Protagonistin anfreunden können, sicherlich ganz gut zu lesen, weshalb ich durchaus eine Leseempfehlung aussprechen kann.
Lieblingszitat:
„Schwäche ist, nicht das zu tun, was dich am meisten erfüllt. Und Dinge für jemand anders zu tun.“