Dieses Tal ist ein besonderer Ort. Geht man nach Osten oder Westen, stößt man auf die gleichen Häuser, Hügel, Straßen – doch alles ist zwanzig Jahre zeitversetzt. Nur in Trauerfällen dürfen die Grenzen passiert werden. Als die junge Odile in Besuchern aus der Zukunft die Eltern ihres Freundes Edme erkennt, weiß sie, dass er bald sterben wird. Was wäre, wenn Odile das ihr auferlegte Schweigen bricht? Ein bewegendes und außergewöhnliches Debüt über Freiheit und die Macht des Schicksals.
Wir finden uns in einer Welt wieder, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nebeneinander existieren. Die Einwohner können Anträge, stellen, um als stumme und maskierte Beobachter in die Vergangenheit ...
Wir finden uns in einer Welt wieder, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nebeneinander existieren. Die Einwohner können Anträge, stellen, um als stumme und maskierte Beobachter in die Vergangenheit oder Zukunft zu reisen. Dabei wird streng kontrolliert, dass nicht in die Geschichte eingegriffen wird. Anträge werden gestellt, wenn man trauert: um z.B. eine verwandte Person noch einmal zu sehen, die mittlerweile verstorben ist.
Der Anfang des Buchs hat mich sofort in den Bann gezogen. Der Roman wirft viele Fragen auf und ich habe mich gefragt, was ich wohl tun würde, hätte ich die Möglichkeit in der Zeit zu reisen. Im 2. Teil ist die Atmosphäre sehr düster. Ich fand, dies hat gut eingefangen, wie sich Trauer anfühlt und was Trauer und der Verlust eines Menschen mit uns machen kann. Die Protagonistin ist nun Teil der Maschinerie, die dafür sorgt, dass die Regeln eingehalten werden. Die Regeln sind hier weit wichtiger als Empathie.
Das Ende hat mich etwas enttäuscht. Mir blieben zu viele Fragen offen.
Nichtsdestrotz fand ich das Buch faszinierend und es wird mich sicher gedanklich noch lange begleiten.
„Das andere Tal“ folgt in der Erzählung dem Leben von Odile, zu Beginn des Romans 16 Jahre alt. Das Besondere: Gleichzeitig existieren in den Tälern nach Ost und West jeweils 20 Jahre zeitversetzt Odile ...
„Das andere Tal“ folgt in der Erzählung dem Leben von Odile, zu Beginn des Romans 16 Jahre alt. Das Besondere: Gleichzeitig existieren in den Tälern nach Ost und West jeweils 20 Jahre zeitversetzt Odile und die anderen Bewohner. So kommt es, dass Odile Besucher erkennt und aufgrund der Regelungen zur Genehmigung solcher Zeitreisen absehen kann, dass einer ihrer Mitschüler wohl sterben wird. Damit muss Odile umgehen.
Dieses Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen, es ist wie ein düsteres Loch, das mich verschluckt hat. Die Zeitreisemöglichkeit, die erstmal wie süße Freiheit klingt, wird stark reglementiert, die (räumliche) Existenz und Anwesenheit von Zukunft und Vergangenheit wird zwar auch zum reizvollen Gedankenspiel, hauptsächlich aber zur drückenden Last. So sind die Themen des Romans Fragen zu Freiheit, Vorherbestimmung und dem Umgang mit einer Gegenwart die doch nicht so ganz gegenwärtig sein will. Hin und wieder tauschen sich auch die Charaktere über die philosophischen Fragen aus, viel mit Explizitem oder gar mit festen Antworten dient das Buch aber nicht.
Odile ist eine Hauptperson, die mich stark mitgezogen hat, so wie sie sich mitziehen ließ. Bei mir kam selten der Frust mit ihr hoch, ich fand es eher tröstlich ihre fortlaufende Existenz mitzuerleben. Wer sich nach Action sehnt wird das womöglich ganz anders sehen. Die wenigen wirklich wichtigen Charaktere sind alle interessant, viele Entwicklungen bleiben angedeutet, trotzdem findet sich eine überzeugende Tiefe.
Dieses Buch besticht mit einer durchweg poetische Sprache, bei der immer wieder ganze Sätze oder Satzteile hängen bleiben und nachhallen. Sie trägt die Stimmung und macht das größtenteils langsame Tempo der Handlung gewinnbringend. Trotz seiner diesbezüglichen Anlagen bleibt mir dieses Buch nicht als Logikrätzel, sondern als Biografie, als Portrait von Odile, in Erinnerung.
Was würdest du tun wenn deine Zukunft oder Vergangenheit nur eine Wanderung entfernt läge? Würdest du die Reise auf dich nehmen wollen? Auch, wenn du keinen Einfluss nehmen darfst, nur zusehen?
Wie eine ...
Was würdest du tun wenn deine Zukunft oder Vergangenheit nur eine Wanderung entfernt läge? Würdest du die Reise auf dich nehmen wollen? Auch, wenn du keinen Einfluss nehmen darfst, nur zusehen?
Wie eine Perle, aufgefädelt auf eine Kette, liegt das Tal da, in dem Odile aufwächst. Die Zeit verbindet die Täler, von ihrem ausgehend entweder in 20 Jahre-Schritten in die Zukunft oder Vergangenheit. Die Bewohner des Tals leben in einer eingeschworenen Gemeinschaft, die Garde sorgt dafür, dass niemand unbeaufsichtigt das Tal verlässt. Denn jeder Besuch in einem der Nachbartäler birgt die Gefahr der Beeinflussung. Das lernen Odile und ihre Klassenkameraden von Anfang an und alle befolgen die Regeln. Bis ein Ereignis alles aus dem Ruder laufen lässt.
Die Idee ist aufregend und spannend, liest sich wie eine Mischung aus Dystopie mit philosophischem Anspruch und Coming-of-Age. Das Debut des Autors muss sich wirklich nicht verstecken.
Gleichzeitig sorgt der Tiefgang jedoch auch für ein etwas behäbiges Tempo, für das ich mich erst erwärmen musste.
Dafür bekommt Odile den Raum, den sie braucht um sich voll zu entfalten und zu entwicklen, ebenso wie die Atmosphäre des Tals.
Und so packt dich der Roman, wenn du nicht aufpasst, und lässt dich nicht mehr los, bis du am Ende atemlos wieder auftauchst.
Wenn ich mich damals anders entschieden hätte - wie sähe mein Leben heute aus? Mit einer solchen Vorstellung hat sich vermutlich jeder schon einmal beschäftigt.
An dem Ort, in dem die 16jährige Odile ...
Wenn ich mich damals anders entschieden hätte - wie sähe mein Leben heute aus? Mit einer solchen Vorstellung hat sich vermutlich jeder schon einmal beschäftigt.
An dem Ort, in dem die 16jährige Odile lebt, sind Reisen in die Vergangenheit und auch in die Zukunft möglich. Ihr Tal liegt zwischen zwei anderen, mit Stacheldraht begrenzten Tälern, in denen die Zeit um jeweils zwanzig Jahre zurück- bzw. noch in der Zukunft liegt. Doch solche Besuche werden vom Conseil der autoritären Verwaltung streng reglementiert; denn schon die kleinste Veränderung des zukünftigen Lebens kann fatale Konsequenzen für die anderen Täler nach sich ziehen. Für das Mädchen, das sich für eine Ausbildung im Conseil bewirbt, ist ein Verstoß gegen dieses Gebot undenkbar.
Der Autor versteht es, sehr bildhaft die restriktiven Lebensbedingungen der Talbewohner und die etwas düstere Atmosphäre des Tales wiederzugeben.
Aus Odiles Sicht erzählt Howard die packende Geschichte des Teenagers und der späteren erwachsenen Odile. Mit viel Einfühlungsvermögen schildert er ihre Entwicklung und das Dilemma, in dem sie schließlich eine weitreichende Entscheidung treffen muss.
Mit seinem Debut „Das andere Tal“ hat Howard einen wirklich eindrucksvollen Roman vorgelegt, der den Einfluss der Vergangenheit auf die Zukunft zum Thema hat. Sehr lesenswert!
Schon die Beschreibung zu „Das andere Tal“ hat in mir eine unnormale Neugier geweckt. Denn die Handlung spielt nicht an einem gewöhnlichen Ort, sondern in einem fiktiven Tal, das zwischen vielen ...
Meinung:
Schon die Beschreibung zu „Das andere Tal“ hat in mir eine unnormale Neugier geweckt. Denn die Handlung spielt nicht an einem gewöhnlichen Ort, sondern in einem fiktiven Tal, das zwischen vielen weiteren Tälern liegt. Das Besondere: Die Täler sind jeweils zwanzig Jahre in der Zeit versetzt. Diese Konstruktion stellte für mich eine absolute Neuheit dar. Bisher hatte ich noch nie von vergleichbaren Settings lesen dürfen. Daher war es nochmal umso spannender, diese neue Welt erkunden zu dürfen.
Neben der einzigartigen Grundidee, ermöglicht der Schreibstil des Autors, direkt in die Geschichte einzutauchen. Dieser ist wunderschön künstlerisch, poetisch und deskriptiv. Ich hatte durchgängig das Gefühl, mich unmittelbar vor Ort zu befinden. Ebenso einfach fiel es mir dadurch, mich in die Protagonistin hineinzuversetzen. Freude, Kummer, Ungewissheit, Wut, Hoffnung – all das habe ich hautnah gefühlt.
Gerade im zweiten Teil war die Stimmung sehr erdrückend und deprimierend, wodurch mir das Lesen teils etwas schwieriger fiel. Dies wurde damit verstärkt, dass das Geschehen in diesem Teil eher stagnierte. Durch die aufgebaute Verbundenheit zu den Charakteren wollte ich diese einfach nur in den Arm nehmen oder diesen einen Pep-Talk geben. Ich hoffte so sehr auf ein Happy End. Eigentlich brauchte ich einfach nur ein Happy End für diese Charaktere. Der Autor schaffte es jedoch, die Ungewissheit & Spannung bis zum Ende sehr gut zu halten. Sodass ich bis zum unmittelbaren Schluss im Unklaren darüber schwirrte, wie es nun ausgehen würde. Ich klebte gen Ende nur noch spannungsgeladen an den Seiten und hoffte, dass alles gut geht.
Neben dem durchlebten Gefühlschaos bietet dieser Roman viel Raum zum Diskutieren und Philosophieren. Selbst wenn man das Buch weglegt, denkt man noch stundenlang über die Charaktere und die gesamte Welt nach. Ich denke, dies wird ein Buch sein, welches mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird und mich noch eine ganze Weile beschäftigen wird.
Fazit:
Meine Erwartung an das Buch war es, eine tiefgründige Geschichte zu lesen, die mich zum Nachdenken bringt. Und genau das hat sie bei mir bewirkt. Ich werde definitiv noch lange über diesen Roman nachdenken und mit meinen Freunden über das Konzept und die Charaktere aus diesem Buch reden.
Ich bin mit sehr vielen Gedanken aus dieser Lektüre herausgegangen und hoffe insgeheim, dass es vielleicht einen zweiten Teil gibt, denn mich hat dieses Buch absolut überzeugt. Wenn jemand nach einer leichten & positiven Lektüre sucht, ist bei diesem Roman eher falsch. Wer jedoch eine Zeitreise im neuen Format erleben möchte und sich vielen interessanten Fragen stellen will, ist bei diesem Roman mehr als gut aufgehoben.