Háldin und der Rentierhirte
Zu Beginn des Romans tauchen viele Figuren auf, die sich erstmal an die richtige Stelle setzen müssen. Dafür habe ich ein paar Kapitel und Notizen gebraucht. Dann aber entwickelt der ungewöhnliche Roman ...
Zu Beginn des Romans tauchen viele Figuren auf, die sich erstmal an die richtige Stelle setzen müssen. Dafür habe ich ein paar Kapitel und Notizen gebraucht. Dann aber entwickelt der ungewöhnliche Roman einen Sog und ich habe ihn sehr gerne gelesen.
Das romantische Cover wird gleich zu Beginn gebrochen, denn die schon recht betagte Máriddja ist an Krebs erkrankt. Ihr Mann Biera vermutet bei ihr beginnende Demenz, weil sie nichts erzählen will. Gleichzeitig lernen wir das junge Ärztepaar Kaj und Mimmi kennen, die ebenfalls in den Norden Schwedens ziehen. Kaj hat gerade seine Mutter verloren und fühlt sich an seinem neuen Wohnort von dem aufdringlichen Nachbarskind belästigt. Máriddja hat alle Hände voll zu tun, die Behörden von ihrem kleinen Haus fernzuhalten, denn tatsächlich ist es Biera, der an Demenz erkrankt ist und der immer mehr in der Vergangenheit lebt und um seine kleine Schwester und deren Sohn trauert.
Das hört sich alles nicht so spannend an und war zu Beginn auch etwas verwirrend. Bald rückt aber alles an seinen Platz und einiges wird schnell klar, anderes erst später. Das putzige Verhalten von Máriddja zum Beispiel erschließt sich erst später.
Der Roman besticht durch die Darstellung der Folgen der Zwangsumsiedlungen der Samen aus dem Norden in den Süden des Landes. Das hat sicherlich zum Erfolg des Buches in Schweden beigetragen. Der Text ist voll mit Begriffen, Traditionen und Mythen der Samen. Ein kleiner Anhang wäre da nicht schlecht gewesen, denn zu Beginn dachte ich bei einigen Wörtern, es wären Eigennamen, dabei waren es die Ausdrücke für Verwandtschaftsbeziehungen. Daneben hat der Text viele humorvolle Stellen, wobei es manchmal schon haarscharf an der Grenze zum Albernen war. So vertraut sich Máriddja recht bald der "Dame" von der Telefonvermittlung an und bespricht mit ihr alle Kümmernisse, ihr Name ist Siri und diese antwortet manchmal doch etwas "hölzern".
Insgesamt eine nette Geschichte, die durch den Bezug zum Schicksal der Samen, auch die Autorin ist übrigens eine Sami, interessant ist.