Immer einen Schritt zu spät
Nachrichtensprecherin Nadine Just hat es mal wieder auf den letzten Drücker in den Sender geschafft. Nur wenige Minuten bleiben ihr bis zum Sendebeginn, um die neuesten Schlagzeilen zu verkünden. Nichtsahnend ...
Nachrichtensprecherin Nadine Just hat es mal wieder auf den letzten Drücker in den Sender geschafft. Nur wenige Minuten bleiben ihr bis zum Sendebeginn, um die neuesten Schlagzeilen zu verkünden. Nichtsahnend liest sie Zeile für Zeile vom Teleprompter ab und merkt zu spät, dass sie ihren eigenen Tod ankündigt. Was alle für einen üblen Scherz halten, wir grausame Wahrheit, denn nur wenige Stunden später wird sie von ihrem Ex-Freund Tibor tot aufgefunden. Und von da an hat Tibor keine ruhige Minute mehr, denn er wird zur Schachfigur in einem blutigen Spiel...
"Stille blutet" ist ein raffiniert gesponnener Auftakt zu einer neuen Thriller-Reihe aus der Feder von Ursula Poznanski, der nicht ohne Trigger-Warnung auskommt, die dankenswerterweise vom Verlag im Buch vermerkt ist.
Die Handlung ist nichts für zarte Gemüter, denn hier fließt Blut, viel Blut und es sind mitunter schockierende Bilder, die an den Tatorten vorherrschen. Mittendrin Tibor, der wie ein Gehetzter von Tatort zu Tatort eilt , um immer wieder feststellten zu müssen, dass der Täter ein perfides Spiel mit ihm treibt. und er immer einen Schritt zu langsam ist.
Alle Hinweise deuten auf ihn und die Indizien sind so clever angeordnet, dass Tibor immer mehr in den Fokus der Polizei rückt. Er tappt, getrieben von falschem Eifer, bereitwillig in jede Falle, die ihm der Täter stellt. Die Beweislage ist erdrückend und alle Unschuldsbeteuerungen stoßen auf taube Ohren.
Zusätzlich wird Spannung aufgebaut, da die Handlung aus der Sicht einer Person geschildert wird, die bis zum Schluss inkognito bleibt. Wer schiebt hier die Figuren hin und her, die in seiner Hand zu Marionetten werden ?
Rache, Todessehnsucht, verletzte Gefühle und menschenverachtendes Verhalten sind die Grundzutaten dieses Buches, das zwar als Thriller angekündigt wird, aber in meinen Augen ein klassischer Krimi mit exzellent umgesetzten Ideen ist. Trotzdem bekommt der Roman volle 5 Sternchen, denn in der Ausweg- & Hilfslosigkeit von Tibor liegt der Grundstein, um ihn immer weiter mit dem Rücken an die Wand zu stellen, ihn selbst leiden zu lassen und ihn immer weiter in die Enge zu trieben. Mit jeder Leiche zieht sich die Schlinge um seinen Hals fester zu und es scheint, als gäbe es kein Entkommen.
Bizarre Bilder, Schockmomente und ein temporeicher Schreibstil führen dazu, dass die Leser:innen das Buch regelrecht "inhalieren" und die Seiten voller Anspannung umblättern.
Ein mehr als gelungener Auftakt, daher absolute Leseempfehlung!