Geschwisterkonflikt
Was macht man mit einem Haus zu viel?
Sanne, Petra und Gitti sind Schwestern, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Die älteste von ihnen, Sanne, ist von Kindheit an gewohnt, alles zu managen und aufzupassen. ...
Was macht man mit einem Haus zu viel?
Sanne, Petra und Gitti sind Schwestern, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Die älteste von ihnen, Sanne, ist von Kindheit an gewohnt, alles zu managen und aufzupassen. Erst nur auf die kleineren Schwestern und nun eben auch auf die inzwischen angejahrten Eltern. Sie wohnen nur wenige Straßen entfernt, während beide Schwestern nicht so ohne weiteres sofort antanzen können um sich zu kümmern.
Und das wird immer nötiger, denn die Eltern haben immer mehr Probleme, mit dem schmalen Haus und dem großen Garten fertig zu werden. Nach einem Treppensturz ist für Sanne klar: Die Eltern müssen in eine Wohnung ziehen ohne Treppen!
An dieser Stelle startet der Roman von Ute Mank mit den Vorbereitungen zum Umzug der Eltern. Erstaunlicherweise scheint Sanne die Einzige zu sein, die diese Notwendigkeit sieht. Ihre volljährige Tochter Lisa wirft ihr vor, die Eltern zu entwurzeln und abzuschieben. Auch ihre jüngste Schwester Gitti hat sehr gemischte Gefühle dabei, auch wenn sie zumindest hilft. Die Mittlere, Petra, ist schon lange in eine entfernte Stadt gezogen und taucht nur bei bestimmten Festivitäten im Heimatort auf. Sie hat sich bewusst auch beziehungsmäßig so weit entfernt, dass glatt vergessen wird, sie überhaupt zu informieren, dass die Eltern ausziehen.
Nach dem Umzug hat Sanne immer stärker mit Schuldgefühlen zu kämpfen, vor allem weil sie kurz entschlossen einen benachbarten und befreundeten Makler beauftragt hat, das Elternhaus zu verkaufen. Ein Entschluss, den sie eigentlich kurz darauf schon bereut, zu dem sie jedoch trotz allem steht. Und so stürzt sie - auch durch ihr Umfeld begünstigt - in eine fortschreitende Überlastung und Depression.
Ute Mank schildert das Geschehen durch fortwährenden Wechsel der Perspektiven, vor allem von Sanne und Petra. Dadurch erfährt der Lesende nicht nur was geschieht, sondern er erfährt auch, was die einzelnen Protagonisten fühlen und denken. Zahlreiche Rückblicke in die Kindheit tauchen als Erinnerungen auf; manchmal in zwei verschiedenen Köpfen mit verschiedenen Sichtweisen dazu. Deutlich wird, dass es immer unterschiedliche Perspektiven der Betrachtung gibt und nicht nur schwarz oder weiß.
Deutlich wird auch, wie wichtig manchem das Gebäude Elternhaus ist - auch, wenn es niemand der Nachfolgegeneration übernehmen möchte, um selbst darin zu leben. Ein Punkt, der mir leider besonders schwer fällt nachzuvollziehen, denn wenn das Elternhaus so wichtig für mich wäre, würde ich dort einziehen wollen.
Der Schreibstil ist kurzweilig und durchaus niveauvoll. Es bereitete mir überhaupt keine Mühe, in die Geschichte einzusteigen und die Protagonisten ein Stück zu begleiten. Nicht einmal, wenn Erzähltes wiederholt wurde oder Nichtigkeiten beschrieben wurden. Ein durchaus unterhaltsamer, wenn auch überhaupt nicht im Sinne von fröhlich, Roman. Und absolut ein Stück Familienleben, das auf so manch Lesende irgendwann in ähnlicher Form zukommen wird.