Atmosphärisch-spannende Fortsetzung
Von der schwedischen Krimi-Autorin Vinveca Sten habe ich schon viel Gutes gehört, selbst gelesen hatte ich bis vor Kurzem jedoch noch keines ihrer Bücher. Als kürzlich dieses Buch „Tief im Schatten“, als ...
Von der schwedischen Krimi-Autorin Vinveca Sten habe ich schon viel Gutes gehört, selbst gelesen hatte ich bis vor Kurzem jedoch noch keines ihrer Bücher. Als kürzlich dieses Buch „Tief im Schatten“, als zweiter Teil für Hanna Ahlander bei NetGalley als Rezensionsexemplar angeboten wurde, fragte ich es an und freute mich, es kurze Zeit später schon auf meinen Kindle laden zu können. Bevor ich es las verschlang ich allerdings noch den Reihenauftakt „Kalt und still“, der in meinem Kindle Unlimited Abo integriert war. Da der erste Teil mir sehr gut gefiel, dauerte es auch nicht lange, bis ich mich an den zweiten Teil setzte.
Zwei Monate ist es her, dass Hanna Ahlanders Leben in Stockholm sowohl beruflich, als auch privat den Bach runterging. Die Hilfe ihrer Schwester Lydia, die sie in ihrem Haus im beliebten Skiort Åre wohnen ließ, erwies sich jedoch als Glückstreffer, denn bei den dortigen total unterbesetzten Ermittlern wurde ihre berufliche Kompetenz im Bereich Gewaltverbrechen bei der Aufklärung eines Mordes hochgeschätzt und so ging es wenigstens beruflich erst einmal wieder bergauf.
Nun herrscht in Åre Ski-Hochsaison. Plötzlich wird im Wald ein brutal ermordeter Mann gefunden. Schnell stellt sich heraus, dass es sich bei dem Opfer um einen sehr bekannten ehemals erfolgreichen Skifahrer handelt, der aber scheinbar keine Feinde hatte. Zur gleichen Zeit verschwindet in einem Nachbardorf die Ehefrau von Pastor Nordhammer spurlos. Hanna und ihr Kollege Daniel Lindskog geraten unter Druck, denn Rebecka ist offensichtlich nicht freiwillig untergetaucht…
Auch diesen 2. Teil konnte ich wieder leicht und flüssig lesen. Längen empfand ich beim Lesen nicht. Geschrieben ist er in der dritten Person aus den Perspektiven verschiedener Charaktere mit sich abwechselnden Handlungssträngen. Während Hanna und Daniel bereits in der Gegenwart zum Mord an dem Skifahrer ermitteln, beginnt die Geschichte von Rebecka im Jahr 2012. Anfangs sah ich in den Szenarien aus Vergangenheit und Gegenwart absolut keinen Zusammenhang. Der Mord an Johann war zwar grauenvoll, ich fühlte mit denen, die um ihn trauerten und wollte natürlich wissen, wer ihn auf dem Gewissen hatte.
Dennoch fühlte ich vor allem mit Rebecka, die in ihrer mehr als toxischen Ehe festsaß und der peu à peu jegliche Hoffnungen auf Glücklich Sein abhandenkamen. Als dieser Handlungsstrang dann ca. bei der Hälfte des Buches ebenfalls in der Gegenwart angekommen war, stand für mich eigentlich fast fest, in welcher Ecke Johanns Mörder zu suchen wäre, auch wenn die Ermittler da noch eine ganz andere Person auf dem Schirm hatten. Allerdings hatte mich die Autorin da schön aufs Glatteis geführt, denn ich irrte mich gewaltig. Die überraschenden Wendungen in diesem Buch und der nervenaufreibende Showdown gefielen mir sehr gut.
Weniger gut gefiel mir vorher allerdings das Herumgeeiere im Privatleben von Daniel. Dass es mit einem viel schreienden Säugling allein zuhause nicht einfach ist, kann ich zwar gut nachfühlen, da mein jüngerer Sohn ebenfalls ein Schreikind und ich damals in den ersten Monaten ebenfalls ständig erschöpft war. Trotzdem waren mir Idas Gedankengänge und Handlungen oft fremd. Mir gingen aber auch Daniels ständigen Selbstvorwürfe wegen eines einzigen, vor Monaten stattgefundenen Vorfalls, bei dem er die Beherrschung verlor, etwas auf die Nerven und, dass er ständig Versprechen abgab, bei denen er von Vornherein wusste, dass er sie nicht halten kann. Die Richtung, in der Hannas Gedankengänge am Ende des Buches gingen, mochte ich auch nicht.
Insgesamt hat mir jedoch auch diese Fortsetzung sehr gut gefallen. Wer gern atmosphärisch-spannende skandinavische Krimis liest, macht hier sicher nichts falsch. Der Fall war wieder sehr aufregend. Da jedoch auch das Privatleben der Ermittler eine größere Rolle spielt, rate ich, die Bücher der Reihe um Hanna Ahlander in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Der in wenigen Tagen erscheinenden dritten Teil „Blutbuße“ steht auch schon auf meiner persönlichen Wunschliste.
Allerdings werde ich noch etwas Zeit vergehen lassen, bevor ich mir den leiste. So gern ich ihn auch zeitnah lesen wöllte, der momentan aufgerufene Preis für das eBook schreckt mich ab und ein noch teureres Hardcover zu einem Krimi, den ich lediglich einmal lesen werde, würde ich mir erst recht nicht kaufen.