Alexander Oetkers neue Thrillerreihe startet mit dem Auftaktband "Zara und Zoë: Rache in Marseille". Der Thriller erscheint am 1.4.2019 im Droemer Verlag.
In der Nähe von Marseille wird ein Mädchen tot aufgefunden, mit etlichen Messerstichen getötet. Die Profilerin Kommissarin Zara von Hardenberg und ihr Kollege Isaakson von Europol sind für die Ermittlung zuständig. Doch in der Szene in Marseille kommen sie auf herkömmlichen Weg nicht weiter. Um den Fall zu lösen bracht Zara Hilfe von ihrer Zwillingsschwester Zoë, eine Killerin der korsischen Mafia, mit der sie zerstritten ist. Wird ihr Zoë helfen? Das erste Treffen der Schwestern entwickelt sich zu einem Kampf um Leben und Tod.
Dieser Thriller hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen und bis zum Ende gefesselt. Denn Alexander Oetker zeigt hier Südrankreich sehr realistisch mit den Problemen der armen und ungebildeten und somit chancenlosen Bevölkerung in den Vorstadt-Ghettos, beschreibt die Radikalisierung von Islamisten und das alltägliche Leben.
Die Zwillinge Zara und Zoë sind so gegensätzlich wie man nur sein kann, während Zara ihr Leben als Polizistin in Berlin meistert, gibt sich Zoë der kriminellen Seite hin und arbeitet für die korsische Mafia, schleust Drogen und Waffen aus dem Land. Sie ist eiskalt und führt ohne mit der Wimper zu zucken die Aufträge ihrer Bosse aus.
Solch verschiedene Charaktere sind für Zwillinge zwar ungewöhnlich, doch diese Konstellation ist für einen Thriller eine gute Idee, die für Interessenskonflikte und den nötigen Kick sorgt.
Während Zara eher als regelkonforme, gute, aber etwas blasse, leicht authistische Figur daherkommt, sorgt Zoë für die brutale und kaltblütige Komponente, allerdings zeigt auch sie im Laufe der Geschichte ihre Gefühle und setzt ihre draufgängerische Art für etwas Gutes ein. Dieses ungewöhnliche Ermittlergespann wird durch den sympathischen schwedischen Interpol-Mann Isaakson unterstützt und so ergibt sich eine interessante Truppe.
Es ist fraglich, ob ein erfahrener Polizist den Personenwechsel bezüglich der Schwestern nicht bemerken würde, aber das sei dem Autor mal als schriftstellerische Freiheit gewährt.
Die Perspektiven wechseln häufig, dadurch geht die Handlung Schlag auf Schlag und der Einbau einiger Action-Szenen sorgt für eine hohe Spannungskurve. Alexander Oetker lässt die Story sehr authentisch in den Armenvierteln von Marseille spielen, wo durch die aussichtslose Lage auch die Radikalisierung von Islamisten gedeihen kann. Es ist erschreckend zu beobachten, wie die Ermittler dort nur mit Polizeischutz vorgehen können und bei den Bewohnern auf Granit beißen. Niemand ist hier an der Wahrheit interessiert, hier regiert die Gewalt, die Angst und der Hass auf die Polizei und die wohlsituierten Franzosen. Das ist der Moment, indem Zara sich Hilfe von Zoë holt.
Über die gut durchdachte und wendungsreiche Handlung möchte ich nicht viel verraten, nur soviel sei gesagt: Korruption, Terrorismus, Drogenhandel, Religion und Familie sind die Themen, mit denen sich der Autor in seinem Thriller näher beschäftigt. Ein wenig blutig geht es in diesem Buch zu, doch Strandausflüge und Landschaftsbilder mildern diese Seiten des Buches.
Der Auftaktband "Zara und Zoë - Rache in Marseille" ist ein absolut packender Thriller, der mich durch seine brisanten Themen, die realistische Milieuschilderung und die rasante Handlung überzeugt hat.