„Manchmal kann man nichts dagegen tun, dass man jemanden nicht mag. Wie Liebe auf den ersten Blick, verstehst du? Nur… das genaue Gegenteil.“
(Bee zu Levi in „Das irrationale Vorkommnis von Liebe“)
Worum geht’s?
Für Neurowissenschaftlerin Bee ist die Liebe nur ein neurophysiologischer Zwischenfall, hoffnungslos instabil und der wahre Bösewicht menschlicher Beziehungen, deren neuronale Grundlagen sie erforscht. Als Frau in den Naturwissenschaften ist Bee eine bedrohte Art in einer von Männern beherrschten Welt, in der für sie stets gilt: Was würde Marie Curie tun? Dann wird ihr die Leitung eines neurotechnischen Wunschprojekts angeboten – was Marie Curie sofort annehmen würde. Aber die musste auch nie mit Levi Ward zusammenarbeiten, Bees langjährigem akademischem Erzfeind, der ihren Traum zum Projekt des Grauens macht. Bis Bee sich plötzlich in eine völlig irrational romantische Zwangslage verstrickt findet, in der nur noch zählt: Was wird Bee tun?
Das irrationale Vorkommnis von Liebe ist ein Einzelband und in sich geschlossen.
Inhaltliche Hinweise
Die Geschichte wird durch Bee Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet sexuellen Content.
Meine Meinung
Manchmal kann man sich dem größten Hype nicht widersetzen, auch wenn es schwerfällt. Nachdem um mich herum wirklich jeder von den Büchern von Ali Hazelwood geschwärmt hat, wollte ich mir auch ein Bild davon machen. Normalerweise hat mich bisher wirklich jedes Hype-Buch maßlos enttäuscht. Und dann kam Ali…
In diesem Buch geht es um die Neurowissenschaftlerin Bee, die auf ihrem Gebiet eine der besten ist. Nachdem ihr Verlobter sie betrogen hat, hat sie einen etwas anderen Karriereweg eingeschlagen, um von ihm und ihrer verräterischen besten Freundin wegzukommen. Höchst unzufrieden, weit unter ihrem Können und auch noch mit einem furchtbaren Chef gesegnet, hat Bee einfach so viel mehr verdient. Und dann kommt ein Angebot der Nasa, an einem Projekt für einen Astronautenhelm mitzuarbeiten. Voller Vorfreude stürzt sich Bee in das Abenteuer, bis sie feststellen muss, dass ihr Co-Leiter niemand geringeres als ihr Quasi-Erzfeind Levi ist. Denn damals als Doktorandin hat sie ihn kennengelernt und er hat absolut keine Möglichkeit ausgelassen, Bee fertigzumachen, vorzuführen oder zum Gespött zu machen – den Rat an ihren Verlobten, sich etwas Besseres zu suchen, inklusive. Ausgerechnet mit ihm soll sie jetzt arbeiten und schon das erste Aufeinandertreffen sorgt für fliegende Fetzen. Ob das gut gehen kann?
Hach, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll mit dem Schwärmen von diesem Buch. Also droppe ich einfach erstmal eine Menge Worte: Grumpy x Sunshine, kluge Protagonistin, jede Menge naturwissenschaftliche Informationen ums Gehirn, Einblicke in das schwere Leben für Frauen in der Wissenschaft, ein geheimer Twitteraccount, Misskommunikation, irgendwie ein bisschen Second Chance, Haters to Lovers, Romcom, Schmunzeln, Lachen und das Bedürfnis, wahlweise Bee zu schütteln oder Levi eine reinzuhauen. Dieses Buch hat alles davon und macht einfach nur unfassbar Spaß. Es ist der wahnsinnig mitreißende, leichtfüßige Schreibstil der Autorin und eine absolut liebenswerte Protagonistin, die mit viel Wortwitz, Selbstironie und spitzen Kommentaren, aber auch ehrlichen und verletzlichen Einblicken sofort das Herz gewinnt. Es ist die Erkenntnis, wie viel hier scheint, aber nicht ist, wie viel ist, aber von den Charakteren als Schein abgetan wird. Ich möchte nicht lügen, dass so einige Entwicklungen hochgradig vorhersehbar waren, aber das hat mich überhaupt nicht gestört, weil man regelrecht sehnsüchtig darauf gewartet hat.
Bee ist ein unfassbar brillantes Hirn, was sehr unterschätzt wird – weil sie eine Frau ist. Dieses Thema spielt eine große Rolle im Buch, einmal durch die tatsächlichen Erlebnisse von Bee (wie sie etwa vom Team erst ernstgenommen wird, als Levi eine Ansage macht und als „Schwanzreferenz“ für sie seinen Ruf hinhält), aber auch die Erlebnisse vieler anderer Personen in der Wissenschaftswelt, die der Leser durch die Interaktion von Bees geheimen „What would Marie do“-Account bei Twitter miterleben darf. Marie Curie ist die Ikone des Buches (über die der Leser auch sehr viel erfährt) und die Bee inspiriert, für ihre Stellung in der Wissenschaft zu kämpfen. Rund um den Twitteraccount gibt es so einige nebensächliche Geschichten, die sehr viel Freude bereiten. Unter anderem einen „Brief“-Freund, aber welche Rolle der spielt, werde ich sicher nicht verraten.
Levi und Bee haben eine Basis, die schwer in Worte zu fassen ist. Mal denkt man, dass Levi der absolut größte Vollidiot ist und einfach nur wahnsinnig viel und böse daherkommt, im nächsten Moment denkt man, was für ein toller, liebevoller und aufmerksamer Kerl er eigentlich ist. Bee hingegen ist so gefangen in ihrer Vorstellung, dass Levi sie hasst, dass sie (anders als der Leser) so manche Hinweise gar nicht mitbekommt. Man möchte sie anschreien, schütteln, vielleicht ein Neonschild auf die Hinweise richten, damit Bee es realisiert. Vieles ist in diesem Buch nicht wie es scheint, was für einige Überraschungen und am Ende auch für schockierende Twists sorgt. Aber vor allem möchte man Bee einfach nur glücklich sehen. Selten kam mir ein so „nerdiges“, aber gleichzeitig so zugängliches Buch unter die Augen, bei dem es um hochgradig komplexe Themen geht, die aber die Charaktere so schön alltagstauglich für den Leser aufbereiten. Auch die Entwicklungen der Charaktere sind realistisch, gut nachvollziehbar und eine regelrechte Achterbahnfahrt. Ich habe Tränen gelacht, verzweifelt geflucht und habe mich mit einem seligen Lächeln aus dem Buch verabschiedet.
Auch die Nebencharaktere unterstützen das Buch ist einer fantastischen Weise. Ja, die Charaktere sind sehr extrem, eigensinnig und vielleicht auch etwas ungewöhnlich, aber sie gewinnen so schnell das Herz, dass man fast traurig ist, dass sie keine eigenen Bücher kriegen. Hätte ich noch 400, 500, 600 Seiten länger im Universum von Bee und Levi bleiben können? Aber sowas von! Ich kann nur sagen: Ich verstehe den Hype um dieses Buch 100% und freue mich jetzt schon, mehr von Ali Hazelwood zu lesen.
Mein Fazit
Das irrationale Vorkommnis von Liebe ist ein fantastisches Romcom-Buch mit jeder Menge Wortwitz, viel Gefühl und Einblicken in die komplizierte Welt der Wissenschaft. Bee und ihre Art machen einfach Spaß, die Lovestory ist super gelungen und ich denke, man kann dieses Buch nur lieben. Macht süchtig und sorgt garantiert für Glücksgefühle!
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]