Nette Story.
„No Romeo“ ist eine schöne Lovestory, die trotz Geheimnissen und Twists hauptsächlich zum Schwärmen und Schmunzeln verführt.
Die versprochenen Tropes schüren Erwartungen, die diese Geschichte nicht erfüllen ...
„No Romeo“ ist eine schöne Lovestory, die trotz Geheimnissen und Twists hauptsächlich zum Schwärmen und Schmunzeln verführt.
Die versprochenen Tropes schüren Erwartungen, die diese Geschichte nicht erfüllen kann.
Mit Beginn des Buches steht für Mila und ihre beste Freundin Sarah ein neuer Lebensabschnitt an. Gemeinsam ziehen sie an die Küste New Havens, um an der Yale University zu studieren, endlich College-Luft und den Duft von Freiheit, Unabhängigkeit zu schnuppern.
Von der ersten Seite an war die herzliche, innige Dynamik zwischen den Frauen, die trotz kleiner Unterschiede perfekt harmonieren, spürbar: während Sarah pure Lebensfreude und Euphorie zu sein scheint, selbstbewusst ist, ist Mila besonnen und ruhig, jedoch nicht weniger fröhlich. Das erste Aufeinandertreffen von Mila & Easton lässt nicht lange auf sich warten — und entspringt einer unglücklichen, leider nicht seltenen Situationen. Doch ab diesem Moment bekommt die Polizistentochter ihren attraktiven Retter nicht mehr aus dem Kopf.
Easton und seine Familie sind berüchtigt, seine unnahbare, oft kalte und harte Ausstrahlung verstärkt den Eindruck, dass sich Mila von ihm fern halten sollte. Sein widersprüchliches Verhalten macht es ihr nicht leicht, herauszufinden, was er will ... wer er ist ...
Dass Anja Tatlisu mit Worten umzugehen weiß, mit diesen bildliche Settings kreiert, Gefühlsregungen und Empfindungen so verpackt, dass sie zu Herzen gehen, und authentische Figuren zeichnet, ist bekannt. Und auch in ihrem aktuellen Roman gelang der Autorin all dies.
Wenn Mila und Sarah öfter auch wie Highschoolschülerinnen statt wie Studentinnen wirkten, war die häufig ausgelassene, offene Stimmung der beiden ansteckend — doch umso mehr Sarah ihrem Wunsch, einer Verbindung anzugehören, verfiel, umso deutlicher wurden die kleinen Risse, die sich in das Band ihrer Freundschaft schlängelten, bedrohlich knirschten und ungute Vorahnungen schürten.
Milas Besorgnis wenig zuträglich ist Easton, der ihr mit allen Mitteln zu zeigen versucht, dass sie nicht zu ihm, in seine Welt gehört. Denn seine Welt kann hart, grausam sein, hat dem Medizinstudenten schon zu viel genommen.
Den angeteaserten „Forbidden-Love“ Trope konnte ich in der gesamten Handlung zwar leider nicht ausmachen, dennoch stehen der äußerst unterhaltsamen Beziehung zwischen Mila und Easton einige Hindernisse und Ängste im Weg. Schade fand ich, dass hauptsächlich aus Milas Sicht erzählt wird und bis ungefähr zur Hälfte eine 0815-Story mit dem typischen Heiß-Kalt vorzufinden ist. Auch die ominöse studentische Verbindung nimmt während der gesamten Handlung nur eine oberflächliche Rolle ein, die sich erst gegen Ende entfaltet. Hingegen brachten romantische Szenen – wer nach einer perfekten Date-Inspiration sucht, sollte „No Romeo“ lesen! – zum Seufzen. Anja verzichtet darauf, ihre Story mit expliziten Szenen zu überhäufen, setzt die intimen, verruchten Augenblicke dennoch stimmungsvoll ein.
Auf den letzten Seiten nehmen Spannung und Tempo merklich zu, Ereignisse und Erkenntnisse häufen sich, Twists wenden das Blatt, bis am Ende ein rundes Finale wartet, welches es schwer macht, von den lieb gewonnenen Charakteren Abschied zu nehmen.
Trotz der kritischen Anmerkungen hält dieser Roman eine lesenswerte Geschichte bereit, die von Familie, Freundschaft und Zusammenhalt erzählt. Neben Romantik, Witz, einem wunderbaren Setting und vielfältigen, gut ausgearbeiteten Figuren finden sich eine Spicy-Note und ein Hauch Spannung.