Mit ihrem Roman "Honigduft und Meeresbrise" entführt uns Autorin Anne Barns nach Ahrenshoop an die Ostsee. Das Buch erscheint im MIRA Taschenbuchverlag.
"Geliebte Martha, von dir zu lesen, gibt mir unendlich viel Kraft!" So beginnt ein Brief, der vor fast achtzig Jahren im Dezember 1941 geschrieben wurde. Erst nach so langer Zeit erreicht er die Nachkommen der Adressatin Martha. Als ihre Tochter Johanna und Enkelin Anna ihn lesen, erahnen sie ein Familiengeheimnis der besonderen Art und fahren gemeinsam nach Ahrenshoop, um die Spuren aufzudecken. Dabei wollte Anna eigentlich bei ihrer Großmutter den Verlust ihrer besten Freundin verarbeiten.
"Oben fit und unten dicht, meine liebe Johanna, mehr wünsche ich dir fürs Alter nicht". Zitat Josephine
Enkelin Anna besucht ihre Oma Johanna, die leidenschaftliche Hobby-Imkerin ist, in Lüdinghausen. Dort fühlt sie sich aufgefangen und heimisch und möchte zwei Trauerfälle verarbeiten, einmal ist ihr Opa verstorben und dann auch noch ihre beste Freundin einem Unfall zum Opfer gefallen. Ihr hilft die Lebenserfahrung und pragmatische Art ihrer Großmutter, die ihre Trauer mit Arbeit und einem zufriedenen Blick auf ihr zurückliegendes glückliches Leben an der Seite ihres Mannes nicht in Frage stellt.
Nachdem sich beide Frauen der Honiggewinnung widmen, wirbelt ein uralter Brief von 1941 Staub auf. Der Inhalt sorgt für eine Änderung ihrer Vorstellung der Familienabstammung, sie wollen mehr über ihre Urgroßmutter Martha erfahren und reisen ins Ostseebaad Ahrenshoop, das durch seine Künstlerkolonie berühmt geworden ist.
Anne Barns kann einfach wunderschön erzählen, ich habe mich beim Lesen einfach entspannt treiben lassen können. Sie zeigt ihre Figuren richtig schön lebendig und natürlich, spart aber auch die Schattenseiten des Lebens nicht aus. Sie lässt uns an den echt wirkenden Gesprächen teilnehmen, sodass man sich in der Geschichte sofort mit den Figuren verbunden fühlt, es ist so, als ob ich Anna und ihre Großmutter persönlich begleiten konnte.
Es ist dieses besonders herzliche und innige Verhältnis zwischen ihnen, welches mich auch sehr an meine Großmütter erinnert hat. Diese Generation hat es in ihrem Leben nicht immer leicht gehabt, vielleicht ist das ein Grund, dass sie fester auf dem Boden stehen als heutige Generationen. Die Dialoge sind so herzlich und voller Kenntnis und Verständnis füreinander und verleiten einfach zum Schmunzeln.
Für mich ist das ein echter Wohlfühlroman, denn neben der fesselnden Spurensuche zum Familienstammbaum hat mich auch die Urlaubskulisse mit dem schönen Ferienhaus an der Ostsee mit angenehmen Gefühlen erfüllt. Total ansprechend und eng zeigt Anne Barns auch das Verhältnis zwischen Großmutter Johanna und Enkelin Anna. Beide finde ich einfach wundervoll sympathisch, die Oma ist geradlinig, noch recht rüstig und Anna sucht gerade ihren persönlichen Lebensweg und natürlich auch die Liebe ihres Lebens.
Wie immer in den Romanen der Autorin warten am Ende des Buches ein paar Rezepte auf das persönliche Nacherleben der Romanstimmung, dieses Mal haben es mir die Honigseufzer angetan.
Durch den schönen Erzählstil und den flüssigen Fortlauf der Handlung hat mir dieses Buch sehr viel Freude gemacht, aber auch ein wenig zum Nachdenken angeregt. Es geht nicht nur um die Freuden des Lebens und die Liebe, es ist mehr. Es zeigt Trauerverarbeitung und wie man sich dank seiner Freundschaften wieder mehr dem Leben zuwenden kann
Dieses charmant erzählte Buch mit seinen liebevoll gezeichneten Figuren ist ein echtes Entspannungsbuch mit Wohlfühleffekt und greift dennoch auch emotionale und tiefer gehende Themen auf. Meine Leseempfehlung nicht nur für Anne Barns-Fans.