Handlung:
Berlin 1945
Der Krieg ist vorbei und die Menschen Berlins schöpfen langsam etwas Hoffnung für die Zukunft. Doch dafür müssen Sie erst die Stadt wieder aufbauen und von den Ruinen und Schutt befreien. Dabei helfen auch die Frauen der Familie Thalheim mit. Während des Krieges wurde ihr Kaufhaus am Ku'damm zerbombt, der Bruder ist im Krieg vermisst und die Villa wird von den Besatzern eingezogen.
Rike, die älteste Schwester, träumt heimlich davon, das Kaufhaus wieder aufzubauen, es noch schöner und prächtiger zu gestalten und Farbe in das triste und graue Berlin zu bringen. Dafür gibt es zwar haufenweise Ideen, doch es ist nicht ausreichend Geld vorhanden, um noch mehr Stoffe zu bezahlen.
Mit der Einführung der neuen Währungsreform scheint es zwar aufwärts zu gehen, doch an jeder Ecke lauern Probleme. Sowohl geschäftlicher, als auch privater Natur. Und eines Tages wird der Ruf des Kaufhauses, vor allem jedoch der Familie Thalheim angezweifelt und die Schwestern erkennen, dass man die Vergangenheit nicht einfach hinter sich lassen kann.
Meinung:
Das Cover ist sehr schlicht und einfach gehalten. Dazu trägt schon der weiß-beige Farbton im Hintergrund bei, auch die Dame wurde recht schlicht dargestellt und zeichnet sich durch eine blasse Haut aus. So zeigt sich, dass die Person selbst nicht so wichtig ist, sondern ihre Kleidung im Mittelpunkt steht, eines der Hauptthemen des Buches. Zusammen mit dem blau unterlegten Titel stellt die Dame die Dinge dar, die als erstes ins Auge fallen. Erst danach habe ich das Café Kranzler wahrgenommen. Insgesamt finde ich es wunderbar schlicht und einfach gehalten.
Von der Autorin habe ich bereits Bücher gelesen, wenn auch unter einem anderen Pseudonym. Sie haben mir wirklich gut gefallen, die Schreibweise war immer wunderbar und die Handlung wurde spannend gehalten. Dadurch, aber auch durch viel positives Feedback, dass ich zu dem Buch gelesen und gehört habe, war ich wirklich gespannt auf den Roman. Ich habe mich sehr auf das Lesen gefreut und nachdem ich das Buch schon lange lesen wollte, bin ich mit voller Vorfreude gestartet.
Der Prolog hat mir gefallen. Er spielt einige Jahre vor dem Beginn der eigentlichen Handlung, gibt ein erstes Bild auf die Protagonisten, die Stadt und liefert Zusammenhänge. Die Szenen waren lebendig und ich war sehr angetan davon. Leider lief es nicht ganz so gut weiter. Es gibt einen Zeitsprung von 13 Jahren, die Zeit ist eine andere und ich hatte Probleme, alles wahrzunehmen und tatsächlich fand ich die Schreibweise nicht perfekt. Insgesamt fand ich die folgenden Kapitel schwer, auch wenn die Handlung an sich spannend geschildert wurde. Insgesamt brauchte ich etwas Zeit um in das Buch zu finden, was ungefähr auf der 70 bis 80 Seite geschehen ist.
Danach hatte ich absolut keine Probleme mehr und habe voller Interesse weitergelesen. Die Schreibweise wurde entspannter und ich fand die beschriebenen Situationen lebhafter und klarer. Ich hatte das Gefühl, dass nun endlich die Haupthandlung beginnt und die Vorgeschichte vorbei ist.
Nachdem ich meine Startschwierigkeiten überwunden hatte, fand ich die Schreibweise viel angenehmer und diese war so, wie ich sie bereits kannte. Gleichzeitig vereint sie einen einfachen Charakter mit anspruchsvollen Details, die sich besonders anhand der politischen Details, sowie den Beschreibungen der Stadt auszeichnet. Diese waren unglaublich eingängig und schufen ein schonungsloses Bild.
Das Buch zeichnet sich zum einen durch die spannende Geschichte der Familie Thalheim aus, zum anderen durch die wunderbare, anschauliche Erklärung und Einbindung der politischen Lage in Deutschland. In die Handlung werden viele Ereignisse eingebunden, die der Geschichte einen großen Wahrheitsgehalt geben und auf offene Weise, ohne Schnörkel oder Verschönerungen die Situation wiedergeben. An vielen Stellen konnte ich noch etwas dazulernen und ich fand es richtig gut, dass es am Ende noch eine Aufstellung mit einigen Ereignissen in Berlin gibt, die das politische Geschehen von 1945 bis 1951 wiedergibt. So wurde das Wichtigste kurz zusammengefasst und man kann sich das Gelesene nochmals vor Augen rufen.
An vielen Stellen war ich erstaunt darüber, wie gekonnt die Autorin die historischen Ereignisse in die Handlung eingebunden hat, sodass es einen nahtlosen Übergang von Wahrheit und Fiktion gibt. Fast schien es so, als würde hier eine komplett wahre Geschichte erzählt werden.
Es findet eine Untergliederung in Kapitel statt, die meist recht umfassend sind und stets einen begrenzten Zeitraum beschreiben. Als Erzählinstanz dient hierbei ein allwissender Erzähler, der sowohl Einblicke in die Politik und die Lage der Stadt nach dem Krieg gibt, als auch in das Leben der Charaktere. So lernen wir als Leser eine überschaubare Anzahl an stetig wiederkehrenden Protagonisten kennen, die unterschiedlichen Alters, mit verschiedenen Ambitionen und politischen Interessen sind. Es gibt leider kein Personenverzeichnis, was mir anfangs geholfen hätte, jedoch ist es auch so einfach, die Personen wiederzuerkennen und sich zu merken.
Vor allem in die Gefühls- und Gedankenwelt von Rike gibt es einige Einblicke, sie agiert als Hauptprotagonistin und auf ihrem Charakter liegt das Hauptaugenmerk, auch in der Darstellung. Auf jeden Fall gibt es einige nachdenkliche Momente von ihr, in denen auch Gewissenskonflikte dargestellt werden, sowie politische Gedanken und Überlegungen rund um das Leben und die Liebe.
Als Setting dient fast durchweg die Stadt Berlin. Nur wenige Szenen spielen an anderen Orten, hierbei sind eigentlich nur zwei Fahrten von Rike wichtig, einmal in die Schweiz, wo sie eine große Überraschung erwartet und einmal nach Italien, wo sie nicht nur Erfahrungen sammelt...
Es mag makaber klingen, aber es war einfach fantastisch, wie genau und bildhaft die zertrümmerte Stadt dargestellt wurde. Es war schockierend ehrlich und unverblümt. Gerade die Szenen, in denen die Damen der Familie mit dabei helfen, den Schutt wegzutragen sind besonders eingängig gewesen und gehören zu meinen Lieblingsszenen.
Wie ich schon erwähnt hatte, gibt es eine recht überschaubare Anzahl an Protagonisten. Vor allem dreht sich die Handlung um die Familie Thalheim und ihnen nahe stehende Personen. Dazu gibt es nur wenige Nebencharaktere, die ab und an auftreten aber einen einprägenden Charakter haben, sodass man sie schnell wiedererkennt.
Besonders im Mittelpunkt stehen die drei Schwestern, wobei sich dieser erste Teil der Reihe vor allem um Rike, die Älteste dreht. Sie durchlebt in den sechs Jahren einiges, wandelt sich stark, was natürlich ist und auch der Zeit geschuldet ist. Man merkt, dass sie früh Verwantwortung übernehmen musste oder wollte und sie das Erlebte schneller erwachsen gemacht hat. Von den drei Schwestern ist sie mir bisher am sympathischsten, mit ihrem Charakter kann ich mich am besten identifizieren.
Im Gegensatz zu ihr sind ihre Schwestern nicht ganz so stark gezeichnet, wobei sie auch ihren eigenen Kopf haben und für ihre Prinzipien eintreten. Flori und Silvie sind auch interessante Charaktere, aber man erfährt noch zu wenig, was in ihren Köpfen vorgeht. Deshalb bin ich sehr gespannt, wie sie in den weiteren Teilen auftreten werden.
Aber auch bei ihnen war schon eine Entwicklung sichtbar. Flori ist erwachsener geworden, lebt nicht mehr in ihrer Traumwelt und stellt sich den Ereignissen. Silvie macht beruflich einen starken Weg, wird selbstbewusster und wirkt am Ende nicht mehr wie ein Püppchen, sondern wie eine gestandene Frau, die weiß, was sie will.
Nicht so sympathisch fand ich den Vater der Schwestern, Friedrich. Er wirkte fast ein wenig gruselig und ich vermute bei ihm wahrscheinlich mehr schlechtes, als wirklich vorhanden ist. Friedrich wirkt auf mich nicht sonderlich vertrauensvoll und ich glaube nicht, dass es ihm gefällt, welche Pläne Rike hat und welche Rolle sie selbst dabei einnimmt.
Fazit:
Nachdem ich einige Seiten brauchte, um in die Handlung zu finden, die Charaktere kennenzulernen und mit der ganzen Zeit klarzukommen, habe ich das Buch richtig gerne in die Hand genommen. Ich konnte in die Handlung eintauchen, mir vieles bildlich vorstellen und die wunderbare Recherchearbeit der Autorin hat das Buch zu einem Genuss werden lassen. Am Ende war wirklich alles stimmig und ich bin mehr als gespannt auf die folgenden Teile.