Mitreißend, irgendwie gut, nicht ganz überzeugend
Zugvögel, der Debütroman von Charlotte McConaghy, ist für mich sehr schwer zu bewerten. Ich brüte jetzt schon eine ganze Woche darüber und bin immer noch nicht ganz sicher in meiner Punktevergabe. Positiv ...
Zugvögel, der Debütroman von Charlotte McConaghy, ist für mich sehr schwer zu bewerten. Ich brüte jetzt schon eine ganze Woche darüber und bin immer noch nicht ganz sicher in meiner Punktevergabe. Positiv stehe ich der schönen Sprache und der Erzählweise gegenüber. Die Autorin schafft es über den gesamten Roman hinweg, das Interesse des Lesers aufrecht zu erhalten. Man wird immer wieder geködert mit einer potenziellen Entwicklung der Charaktere und der Handlung, die wirklich attraktiv wäre. Leider, und das ist für mich das Negative, kommt es fast nie zu dem, was man sich ausgemalt hatte.
Aus meiner Sicht liegt es an zahlreichen Baustellen, die bedeutungsschwer aufgerissen werden mit großem Bohei und dann teilweise im Sande verlaufen oder sich ganz samtweich auflösen. Beispielsweise wird die Mythologie der Selkies ins Spiel gebracht und der Kapitän des Fischerbootes, das Franny in die Antarktis bringen soll, sagt abwertend etwas in der Art: „Die ist auch so eine“. Am Ende meinte er wohl nur, dass Franny eine Landratte sei. Danach spielt die Mythologie überhaupt keine Rolle mehr. Unter dieser Sichtweise war für mich auch die Auflösung des schon im Klappentext angekündigten Verbrechens enttäuschend. In meiner Wahrnehmung erscheinen diese reißerischen Ankündigungen mit den eher normalen, fast schon langweiligen Auflösungen als logische Fehler.
Trotzdem habe ich den Roman gern gelesen und verstehe nicht ganz warum, denn eigentlich sind logische Fehler für mich untragbar. Dabei habe ich mit großem Interesse die verrückten Gedankengänge von Franny, der Hauptfigur, verfolgt. Die Entstehung ihrer Beziehung zu Niall war fast schon filmreif. Darüberhinaus mochte ich ihren Ehrgeiz und ihr Engagement in Bezug auf die Begleitung der Seeschwalben nach Süden, sowie ihr Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen auf der beschwerlichen Reise mit dem Fischerboot. Die Atmosphäre auf dem Boot und das Beziehungsgeflecht der Crew war aus meiner Sicht sehr schön herausgearbeitet.
Fazit: Gern gelesen, teils kopfschüttelnd beendet. Vielleicht war es hier und da dermaßen übertrieben, dass es schon wieder gut war.