Toller historischer Roman
Frankreich, 1346: Loveday FitzTalbot ist der Anführer einer zehnköpfigen Söldnertruppe, die sich zusammen mit dem englischen Heer in die Normandie einschiffen lassen. Nach vierzig Tagen sollen sie ihren ...
Frankreich, 1346: Loveday FitzTalbot ist der Anführer einer zehnköpfigen Söldnertruppe, die sich zusammen mit dem englischen Heer in die Normandie einschiffen lassen. Nach vierzig Tagen sollen sie ihren Sold bekommen, doch die Kampfhandlungen werden sich zum großen Hundertjährigen Krieg weiterentwickeln. Mittendrin: die Dogs.
Jones‘ Roman hat mich wirklich mitgerissen. Die Geschichte seiner zunehmend abgerissenen Truppe hat eine regelrechte Sogwirkung entwickelt. Obwohl man den groben historischen Ablauf natürlich kennt, wird gehörig Spannung aufgebaut. Der Stil hat mir sehr gut gefallen, historisches Hintergrundwissen fließt wie nebenbei mit der fiktiven Handlung zusammen; der Autor hat sich bisher mit historischen Sachbüchern einen Namen gemacht, doch auch dieses Romandebüt kann wirklich überzeugen. Er beschönigt nichts, das Leben auf diesem Feldzug ist hart und brutal, die Dogs (und alle anderen) kämpfen nicht nur gegen das französische Heer, sondern gegen brütende Hitze, manchmal fast tödliche Langeweile, erhitzte Gemüter; auch gegen seltene Gewissensbisse, denn warum soll eine einfache französische Bäuerin die Leidtragende sein, nur weil sich zwei Könige uneins sind? Gerade Lovedays Gedanken darf man als Leser oft nachvollziehen, was dem Geschehen oft noch einmal eine andere, tiefgründigere Note verleiht.
Bei den Essex Dogs handelt es sich um ganz unterschiedliche Männer: vom Glauben abgefallene Priester, dem Strang entkommene Mörder, abgehalfterte kampferfahrene Männer sowie Jungspunde, die noch ganz grün hinter den Ohren sind. Man erfährt nach und nach aus ihren bisherigen Leben, den ein oder anderen kann man danach besser verstehen. Trotzdem bleibt noch genug übrig für weitere Charakterentwicklungen in den Folgebänden der geplanten Trilogie. Auch historische Personen wie der schwarze Prinz spielen eine große Rolle, den Kapiteln sind Zitate aus Kriegsakten und Zeitzeugenberichten vorangestellt, auf einer Karte lässt sich der Feldzug nachvollziehen.
Der Normandiefeldzug gipfelt in der Schlacht bei Crécy, quasi dem endgültigen Startschuss des Hundertjährigen Krieges. Die Essex Dogs werden also noch genug Kämpfe ausfechten müssen. Ich freue mich schon darauf, lesend dabei zu sein.