Viel zu spüren…
Ganz im Gegensatz zum Titel seines neuen Romans „Die spürst du nicht“ gibt Glattauer seinen Leserinnen und Lesern beim Lesen viel zu spüren. In die Gesellschaft und in sich selbst hinein. Zwei bekannte ...
Ganz im Gegensatz zum Titel seines neuen Romans „Die spürst du nicht“ gibt Glattauer seinen Leserinnen und Lesern beim Lesen viel zu spüren. In die Gesellschaft und in sich selbst hinein. Zwei bekannte Familien, (grüne) Politik, ein Wissenschaftler, erfolgreiche Weinbauern, das ist der Kontext in den Glattauer erst am Rande und dann im weiteren Verlauf des Buches in den Mittelpunkt der Geschichte das Leben einer geflüchteten somalischen Familie einwebt. Dabei seziert er nicht nur die Blase der Erfolgreichen und Mächtigen, in der Menschen mit weniger Glück und Chancen im Leben nur als Randnotiz oder Charityprojekt taugen. Einen sensiblen Blick wirft Glattauer auch auf den vermeintlichen Rand der Gesellschaft, und skizziert ein Beispiel von echter Solidarität und Freundschaft unter denen, die egal ob geflüchtet oder nicht, im Diskurs der Mächtigen nie als Subjekt stattfinden und sich nur gemeinsam Gehör verschaffen können.
Der Roman liest sich flüssig und sehr kurzweilig. Aufgelockert wird der Erzählstil immer wieder von Posts und Chatnachrichten. Dass er diese zeitgenössischen Kommunikationsmittel und -Formen in Literatur übersetzen kann, hat Glattauer bereits in seinen Romanen „Gut gegen Nordwind“ und „Alle sieben Wellen“ (auch lesenswert!) bewiesen.
Ein Roman, der auch vor dem Hintergrund des aktuellen europäischen Asylkompromisses, unbedingt lesenswert ist und der abstrakten politischen Debatte ein Gesicht und (Mit)Gefühl gibt.