Cover-Bild Der Brand
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 28.07.2021
  • ISBN: 9783257070484
Daniela Krien

Der Brand

Rahel und Peter sind seit fast 30 Jahren verheiratet. Sie sind angekommen in ihrem Leben, sie schätzen und achten einander, haben zwei Kinder großgezogen. Erst leise und unbemerkt, dann mit einem großen Knall hat sich die Liebe aus ihrer Ehe verabschiedet. Ein Sommerurlaub soll bergen, was noch zwischen ihnen geblieben ist, und die Frage beantworten, wie und mit wem sie das Leben nach der Mitte verbringen wollen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.09.2021

Die Bilanz einer jahrzehntelangen Ehe

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30 Jahre nach ihrer Hochzeit müssen sich Rahel und Peter der Frage stellen, ob sie sich noch immer lieben. Die Gelegenheit dazu erhalten sie, als ihr geplanter Urlaub in den Bergen kurzfristig abgesagt ...

30 Jahre nach ihrer Hochzeit müssen sich Rahel und Peter der Frage stellen, ob sie sich noch immer lieben. Die Gelegenheit dazu erhalten sie, als ihr geplanter Urlaub in den Bergen kurzfristig abgesagt wird und sie stattdessen einige Wochen im Haus einer guten Bekannten verbringen, die ihren kranken Ehemann zur Reha begleitet. Während sich Rahel und Peter um den kleinen Hof und die Tiere kümmern, versuchen sie zwischen hektischen Besuchen ihrer beiden Kinder und der entspannenden Zeit in der Natur zu ergründen, was sie heute noch füreinander empfinden und ob diese Gefühle stark genug sind, ihrer Ehe eine Zukunft zu schenken.

Aus der Innensicht Rahels wird der dreiwöchige Aufenthalt auf dem Hof beschrieben. Peter verbringt viel Zeit mit den Tieren, sucht Ruhe in der Natur und fühlt sich mit der Zeit immer wohler hier in dem Haus auf dem Land, wo es so ganz anders ist als in ihrer gemeinsamen Wohnung in Dresden. In Rahel dagegen drängt alles danach, in Erfahrung zu bringen, wie es nach dem Urlaub weitergehen soll - sind ihre und Peters Vorstellungen noch miteinander vereinbar? Als dann Tochter Selma mit ihren beiden kleinen Söhnen zu Besuch kommt und die Ruhe und das vorsichtige Gleichgewicht zerstört, das zu finden sich das Ehepaar gerade bemüht, wird dieses Thema für sie immer wichtiger. Und wie nebenbei beginnt sie sich zu fragen: wie viel haben sie selbst und Selma, die gerade das Zusammenleben mit dem Vater ihrer beiden Kinder anzweifelt, mit ihrer Mutter gemeinsam, die sich nie fest an einen Mann binden konnte?

Nach und nach bemüht Rahel sich, der Probleme ihrer Tochter mehr Beachtung zu schenken, und wird sich dabei auch immer mehr über ihre eigenen Gefühle für Peter klar.

Der Roman setzt nicht darauf, mit sympathischen Protagonisten zu überzeugen. Sowohl Peters und Rahels als auch insbesondere Selmas Verhalten ist nicht immer so, wie man es sich vielleicht wünschen würde - das muss es aber auch gar nicht, denn auf diese Weise gelingt es der Autorin, sehr authentisch wirkende Protagonisten zu schaffen. Und da ist es vollkommen in Ordnung, auch mal in einigen Szenen nur genervt oder ungläubig den Kopf schüttel zu können. Umso mehr haben mich beim Lesen der bildgewaltige, unaufgeregte Schreibstil und die feinfühligen Beschreibungen einer in die Jahre gekommenen Ehe für den Roman eingenommen. Die Hoffnungen und Ängste der Figuren, der Widerstreit der noch immer tiefen Gefühle füreinander einserseits und das Bedürfnis nach Überwindung eines jahrzehntelang einstudierten Alltags andererseits, all das wird in diesem Roman spürbar. Die Atmosphäre balanciert dabei gekonnt zwischen entspanntem Sommerurlaub am See und der bedrückenden Frage danach, ob die Liebe weiterhin Bestand haben kann im Leben von Rahel und Peter.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen; ich mochte die Ruhe darin und die Nachdenklichkeit des Schreibstils, der doch auch eines gewissen Humors nicht entbehrt. Das Buch wird mir sicher noch eine Weile im Gedächtnis bleiben.

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Rahels Seelenleben

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Nach der langen Lockdownzeit haben sich Peter und Rahel auf ihren Urlaub in den Bergen gefreut. Als sie die Nachricht erhalten, ihr Ferienhaus ist einem Brand zum Opfer gefallen kommt das Angebot, den ...

Nach der langen Lockdownzeit haben sich Peter und Rahel auf ihren Urlaub in den Bergen gefreut. Als sie die Nachricht erhalten, ihr Ferienhaus ist einem Brand zum Opfer gefallen kommt das Angebot, den Hof von Ruth und Viktor zu beaufsichtigen, genau richtig. Jetzt geht es also von Dresden in die Uckermark auf den einsam gelegenen Hof. Hier können sie die Beiden nach über 30 Jahren Ehe mit ihrer Zukunft auseinandersetzen. Peter, der Literaturprofessor, ist zunehmend mit seinen Studenten und seiner Lehrtätigkeit unzufrieden und findet kein Gehör bei Rahel. Sie ist Psychologin und hat gerade in der Coronazeit sehr viele Patienten. Irgendwann haben sie sich auseinandergelebt, gehen nicht mehr im gleichen Takt. Rahel möchte in diesen 3 Wochen Klärung erhalten. Ihre Probleme werden zurückgestellt, als ihre Tochter Selma mit ihren beiden kleinen Jungen bei ihnen auftaucht und erklärt, sie möchte sich von ihrem Ehemann trennen. Auch Rahels Vergangenheit, die Suche nach ihrem Vater, beschäftigen sie. Ist es vielleicht Viktor? Dieser hatte einen Schlaganfall und ihre mütterliche Freundin Ruth ist zu ihrem Mann in die Reha gefahren. Seine Zukunft als Künstler ist nach dem Schlaganfall vorbei und sein Lebensmut sinkt.
Aus Rahels Sicht erleben wir ihre Wünsche und Träume an das Leben nach der Kindererziehung. Was erhofft sie sich von ihrer Ehe, wie soll ihr Leben weitergehen. Schriftstellerisch sehr gut geschrieben, vieles von dem Angesprochenen haben wohl die Meisten in der Mitte des Lebens selbst erlebt und für sich selbst Lösungswege gefunden.

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Sommer unterm Brennglas

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Auf dem Cover dieses Romans scheint die titelgebende Feuersbrunst abgebildet zu sein. Doch von dem Brand, der am Anfang dieser Geschichte steht, wird nur telefonisch berichtet. Die 49-jährige Hauptfigur ...

Auf dem Cover dieses Romans scheint die titelgebende Feuersbrunst abgebildet zu sein. Doch von dem Brand, der am Anfang dieser Geschichte steht, wird nur telefonisch berichtet. Die 49-jährige Hauptfigur Rahel erfährt kurz vor der Abreise, dass das seit Langem für den Sommerurlaub gebuchte Quartier abgebrannt ist. Und so fahren sie und ihr Mann Peter nicht in die Alpen, sondern in die Uckermark und hüten dort den Hof von Freunden, was mehr eine Pflichtübung als die ersehnte Auszeit ist. Dabei wollten sie doch Kraft tanken und einander wieder näherkommen – letzteres hatte sich zumindest Rahel erhofft. Als dann noch ihre Tochter mit den beiden Enkelkindern bei dem Paar einfällt, scheint jegliche Entspannung in weite Ferne gerückt.

„Der Brand“ handelt also von Familie, ist aber weit davon entfernt, eine amüsante Generationengeschichte zu sein. Und das liegt vor allem am sezierenden Stil von Autorin Daniela Krien, die unaufgeregt und schonungslos Gefühle und Situationen schildert. Dabei schafft sie es, ihre Figuren komplex zu charakterisieren, ohne sie zu bewerten oder die Sympathien klar zu verteilen. Krien ist eine dichte Erzählung gelungen, die sich aber auch durch eine überraschende Leichtigkeit auszeichnet, weil einige Themen nur angedeutet und längst nicht alle Krisen detailliert beschrieben oder gar gelöst werden. Dadurch wirkt der Roman sehr lebensnah. Sein großes Thema ist weniger die Geschichte einer Familie oder einer Ehe, sondern die Veränderung von Menschen und ihren Beziehungen im Laufe des Lebens. Die Autorin fängt beides auf eine leise, fast nebensächliche Art und Weise ein, aber ihre präzisen Beobachtungen haben mich das ein oder andere Mal kalt erwischt und einige Sätze hallen nach. Daniela Kriens Roman hinterlässt Spuren.

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Veröffentlicht am 09.07.2021

Alles auf Start

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„Der Verlust trifft sie tief. Bald gibt es niemanden mehr, der ihnen vorausgeht. Peters Eltern leben beide nicht mehr, Edith ist seit 11 Jahren tot und nun Viktor. Nach Ruth werden sie die Nächsten sein; ...

„Der Verlust trifft sie tief. Bald gibt es niemanden mehr, der ihnen vorausgeht. Peters Eltern leben beide nicht mehr, Edith ist seit 11 Jahren tot und nun Viktor. Nach Ruth werden sie die Nächsten sein; es ist sinnlos, darüber zu klagen. Einmal werden sie alle bezwungen sein.“

Inhalt

Die langjährige Ehe von Rahel und Peter durchläuft wieder einmal eine schwierige Phase und der Sommerurlaub, soll die Kluft zwischen ihnen überbrücken. Doch als kurz vor der Abreise der Vermieter ihrer Urlaubsunterkunft anruft und ihnen mitteilt, dass ihr Domizil leider einem Brand zum Opfer gefallen ist, hängt alles in der Schwebe. Stattdessen verbringen sie die nächsten 3 Wochen in der Uckermark und hüten den Hof von Ruth und Viktor, nachdem dieser einen Schlaganfall erlitten hat und seine Frau ihn zur Kur begleiten möchte. Dort bekommen sie auch Besuch von ihren beiden erwachsenen Kindern und verbringen dennoch viele Stunden des Tages allein, ohne Worte füreinander und auf der Suche nach Berührungspunkten, die nach so vielen kleinen Verletzungen untereinander, die Bruchstellen kitten könnten. Sicher, sie haben jahrelang aneinander festgehalten, sind durch viele gute und schlechte Zeiten gegangen, doch nun ist die Hälfte des eigenen Lebens um und man fragt sich ernsthaft, ob es das wert gewesen ist oder nicht. So wie bisher möchte Rahel nicht weitermachen aber ein Leben ohne Peter ist für sie ebenfalls unvorstellbar …

Meinung

Obwohl ich von der Autorin schon ein anderes Buch im Regal stehen habe, war dies mein erster Kontakt mit der 1975 in Neu-Kaliß geborenen Schriftstellerin, die mittlerweile in meiner Heimatstadt Leipzig lebt. Eine Geschichte, so authentisch und tiefgründig, wie das Leben selbst, obwohl hier nichts weiter passiert als das Porträt einer ganz normalen, in die Jahre gekommenen Ehe wiederzugeben und dieses in allen Facetten darzustellen. Beziehungen wie die zwischen Peter und Rahel kenne ich aus dem Bekanntenkreis zur Genüge, manch eine Ehe übersteht auch diese Zeit, wenn die Kinder groß sind und man neue Pflichten als Großeltern übernimmt und manche Ehe tut das eben nicht. Diese Erzählung lebt von einer scharfen Beobachtungsgabe und ehrlicher, wenn auch schmerzhafter Konfrontation mit den Gefühlen, die nicht mehr das sind, was sie einst waren und dennoch nichts von ihrer Präsenz eingebüßt haben.

Erzählt wird der Roman von Rahel selbst, der Ehefrau, die so schwer damit zu kämpfen hat, dass ihr Peter plötzlich keine körperliche Nähe mehr möchte und die Gespräche von einst dem großen Schweigen gewichen sind. Gleichermaßen spürt der Leser aber auch das Ringen der beiden Ehepartner selbst, ob es ihnen nicht doch noch einmal möglich sein wird, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Den Text und auch die Story würde ich als authentisch, ruhig und eher schlicht charakterisieren, sie ist lebensnah und ehrlich, beschönigt nichts und stellt auch keine Anklagen. Dennoch dreht es sich um psychische Verletzungen, um die Veränderungen innerhalb einer Paarbeziehung und die ganz normalen Sorgen von Eltern, deren erwachsene Kinder Entscheidungen treffen, die sie selbst nicht sonderlich gutheißen. Die leisen Zwischentöne dominieren das Buch und machen es zu einem einprägsamen Leseerlebnis.

Kritikpunkte finde ich auf den ersten Blick keine und dennoch konnte mich der Inhalt meist nur auf der Verstandesebene erreichen und weniger über die emotionale Seite. Ganz stark hat sich mir der Gedanke aufgedrängt, dass ich für die Beweggründe der Erzählerin einfach noch zu jung bin und das Leben, wie sie es wahrnimmt, stellenweise ganz anders sehe. Beim Lesen dominiert eine gewisse Melancholie, ein Einpegeln auf die Gegenwart, die man sich so nicht unbedingt wünscht, aber deren radikale Veränderung die Rahmenbedingungen nicht aushebeln würde. Diese Art der Anpassung, auf die ersten Alterserscheinungen, das Fügen in längst bekannte Gewissheiten und die Einkehr nach Innen, um dem Äußeren wieder mehr Reiz zu verleihen, sind alles Möglichkeiten, die ich derzeit nur schwer nachvollziehen kann. Und obwohl ich ein absoluter Verfechter von Langzeitbeziehungen bin, und sehr gut nachvollziehen kann, warum man an einer solchen Partnerschaft festhält, scheint mir die Ehe von Rahel und Peter vielmehr eine partnerschaftliche Verbindung zu sein, als tatsächlich noch Liebe.

Fazit

Ich vergebe 4,5 Lesesterne für diesen stillen, ehrlichen Bindungsroman, der einen sehr persönlichen Blickwinkel einer Mittfünfzigerin auf ihre Ehe wirft. Es finden sich zahlreiche Parallelen zu normalen, alltäglichen Beziehungen, die jeder kennt oder zu kennen glaubt. Der Leser erfährt nichts Neues, kann sich aber intensiv mit den Überlegungen der Protagonisten auseinandersetzen. Vielleicht sollte man selbst zur gleichen Altersgruppe gehören oder sogar schon jenseits dieses Jahrzehntes sein, um tatsächlich mitfühlen zu können, um die implizierten Gedanken auch wirklich nachvollziehen zu können. Mir fiel es hier tatsächlich schwer, mich mit der Protagonistin auf einer Ebene zu sehen, obwohl der Text wahrscheinlich genau darauf abzielt – ein Buch für Frauen, Mütter, Lebenserfahrene, mit einem ähnlichen Background und den entsprechenden Erfahrungswerten. Wenn man allerdings über diese Grundthematik nachdenkt, sich vielleicht sogar täglich mit ihr auseinandersetzt, dann könnte ich mir diesen Text als echtes Seelenbuch vorstellen, als eine literarische Vorlage für all das Ungesagte zwischen Partnern, welches dennoch Hoffnungen weckt und über schwierige Lebensphasen hinweghelfen kann. Also ein Lesetipp ist es allemal.

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Innenansichten

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Daniela Krien erzählt wie immer in ihren Büchern über zwischenmenschliche Beziehungen. Diesmal eine Ehe, die bereits 30 Jahre währt. Und wie nicht anders zu erwarten hat sich nach so langer Zeit einiges ...

Daniela Krien erzählt wie immer in ihren Büchern über zwischenmenschliche Beziehungen. Diesmal eine Ehe, die bereits 30 Jahre währt. Und wie nicht anders zu erwarten hat sich nach so langer Zeit einiges abgeschliffen und eines eingeschliffen. Als ein Brand das ausgewählte Urlaubsdomizil vernichtet, reist das Ehepaar Rahel und Peter statt dessen zum Hof-Sitting in die Uckermark. Das einfache und reduzierte Leben wirft die beiden auf sich selbst und auf ihre komplizierte Beziehung zurück und beide beginnen unterschiedlich darüber zu reflektieren. Dem Alter geschuldet stellen sie sich fragen nach dem Ist-Zustand ihrer Liebe aber auch nach der Zukunft und welche Veränderungen ihre etwas eingeschlafenen Gefühle wieder wecken können.


Ich mochte die klare Sprache der Autorin. Völlig ohne Kitsch und oder übergroße Metaphern. Man fühlte sich berührt und durchaus auch an eigene Erfahrungen erinnert. Das Buch regt zum Nachdenken und Nachspüren an.

Das Einzige, was mir gar nicht gefallen hat, war diesmal das Cover. Es war mir zu nichtssagend.