Großartiges Buch über das Wiederfinden des eigenen Lebens und Glücks nach einem schweren Schicksalsschlag
Wenn Daniela Krien ein neues Buch herausbringt, bin ich immer schon ganz aufgeregt und voller Vorfreude auf ihre klugen Texte, da sie für mich eine der besten deutschen Schriftstellerinnen zur Zeit ist. ...
Wenn Daniela Krien ein neues Buch herausbringt, bin ich immer schon ganz aufgeregt und voller Vorfreude auf ihre klugen Texte, da sie für mich eine der besten deutschen Schriftstellerinnen zur Zeit ist. Diesmal musste ich mich ein wenig rantasten, da ich Respekt vor dem Thema hatte. Eine Familie verliert ihre Tochter durch einen Unfall. Wie geht das Leben im Anschluss weiter? Kann man überhaupt weiterleben nach so einem Vorfall?
Während andere ÜBER das Thema des Verlustes des eigenen Kindes erzählen, geht Daniela Krien ganz nah an den Abgrund ran. Als Leserin fühle ich den Schmerz, die Trauer und die Hoffnungslosigkeit. Dass es niemals kitschig wird, gelingt Daniela Krien durch ihre klare und einfühlsame Sprache, bei der manches ungesagt bleibt und eher zwischen den Zeilen erfühlt wird bzw. Bilder im Kopf entstehen. Dabei war das Buch für mich weder deprimierend noch hat es mich heruntergezogen. Im Gegenteil, wie eine Mutter danach weiterlebt bzw. ein Paar einen gemeinsamen Weg findet, fand ich sehr hoffnungsvoll und letztendlich auch tröstlich. Ich hab wirklich eine Hochachtung davor, wie Daniela Krien so unfassbar authentisch schreiben kann, was vermutlich nur durch eine sehr genaue Beobachtung und Wahrnehmung gelingt.
Wer "Liebe im Ernstfall" gelesen hat, wird einige Figuren wie alte Bekannte im Buch wiederentdecken. Während auf dem Cover von "Liebe im Ernstfall" eine Frau fertig zum Absprung auf dem Sprungbrett steht und in die Tiefe blickt, befindet sich die Frau hier im freien Fall in die Tiefe. Ein recht passendes Symbol für die Geschichte und gleichzeitig liegt in dem Bild auch eine gewisse Ästhetik und Ruhe. Am Ende wird sie auftauchen und schwimmen...
Der Roman ist auch ein wenig ein kleines Stadtporträt von Leipzig und ich hab mich sehr gefreut, wie beim Lesen sofort wieder Bilder und Erinnerungen an die Spinnerei, den Clara-Park etc. in meinem Kopf auftauchen.
Ich kann das Buch sehr empfehlen und werde es mit etwas Abstand sicher noch einmal lesen.
"Leben wird heute vor allem in Qualität gemessen, losgelöst von Sinn, Form, Freude."
"Kann man wieder glücklich werden", frage ich sie. "Ja", sagt sie nach längerem Zögern. "Aber es ist eine andere Art von Glück. Wie soll ich sagen... Es hat Tiefe, aber keine Leichtigkeit." S.203