Cover-Bild Am Himmel die Flüsse
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28,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 592
  • Ersterscheinung: 22.07.2024
  • ISBN: 9783446280083
Elif Shafak

Am Himmel die Flüsse

Roman
Michaela Grabinger (Übersetzer)

Narin ist neun, als in dem ezidischen Dorf am Tigris Planierraupen auftauchen. Ihre Heimat soll einem Dammbauprojekt der türkischen Regierung weichen. Die Großmutter, fest entschlossen, die Enkelin an einem ungestörten Ort taufen zu lassen, bereitet alles für die Reise ins heilige Lalisch-Tal vor. Kurz vor Aufbruch stößt Narin auf das Grab eines gewissen Arthur – direkt neben dem ihrer Ururgroßmutter Leila. Wer war dieser „König der Abwasserkanäle und Elendsquartiere“, der Junge aus dem viktorianischen London, von den Ufern der verschmutzten Themse? Und was hat er mit Narins eigener Vertreibung zu tun? Meisterhaft verwebt Elif Shafak Vergangenheit und Gegenwart zu einem soghaften Roman über sich kreuzende menschliche Schicksale und die Macht jahrhundertealter Konflikte.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.08.2024

Wow - Elif Shafak verwebt gekonnt Zeitstränge von Mesopotamien bis ins Jahr 2014 ❣️

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Die Aufmachung des Romans ist ehrgeizig: drei Zeitlinien, die jeweils auf andere Weise mit Mesopotamien verbunden sind, die durch Wasser, Erinnerung und Verlust miteinander verwoben sind. In den 1800er ...

Die Aufmachung des Romans ist ehrgeizig: drei Zeitlinien, die jeweils auf andere Weise mit Mesopotamien verbunden sind, die durch Wasser, Erinnerung und Verlust miteinander verwoben sind. In den 1800er Jahren wird ein Junge mit einem brillanten Geist namens Arthur in den Slums Londons entlang der Themse geboren, mit einem unheimlichen Interesse am alten Ninive; 2014 reist ein Jasidi-Mädchen in der Türkei namens Narin mit ihrer Großmutter den Tigris in den Irak hinauf, um ihr Ahnendorf neben den Ruinen von Ninive zu besuchen; und 2018 kämpft ein junger Hydrologe namens Zaleekhah in einem Hausboot auf der Themse mit Depressionen.

Das Buch beginnt mit einem Wassertropfen, der in der Antike in seinem Ninive-Palast auf den Kopf von König Ashurbanipal fällt. Derselbe Wassertropfen verdunstet und regnet über Jahrhunderte hinweg immer wieder auf die Erde und behält dabei kleine Erinnerungsstücke. Dies ist es, was die drei scheinbar getrennten Handlungsstränge miteinander zu verweben scheint, obwohl wir beim Lesen feststellen, dass es mehr Verbindungen zwischen ihnen gibt, als wir ursprünglich wussten.

Das Schreiben Elif Shafaks in diesem Buch ist absolut wunderschön, und ich liebte die Überlegungen über Erinnerung und Bedeutung, und was Wasser in der jesidischen Kultur und in der alten Weisheit und Kultur darstellt, und was weiterlebt, nachdem Zivilisationen zusammengebrochen sind. Es war manchmal atemberaubend schön.

Ich habe es auch geliebt, die Charaktere kennenzulernen. Ich gebe zu, dass ich Zaleekhah ein wenig weniger interessant fand als Narin und Arthur - denen ich mich tief emotional verbunden fühlte - aber ich habe trotzdem alle drei Handlungsstränge genossen, und ich denke, dass sie alle gut zusammengewirkt haben.

Die Schauplätze waren genauso lebendig wie die menschlichen Charaktere, vor allem mit der reichhaltigen Geschichte, die sie begleitete. Das alte Ninive, wo sich die Geschichte der Arche begründete, wo alte mesopotamische Schreiber das keilförmige Schreiben auf Tontafeln erneuerten, war so interessant. Auch war es faszinierend, etwas über die Yasidi-Dörfer sowie ihre Kultur und Traditionen zu erfahren.

Die Triggerwarnungen für dieses Buch sollten ernst genommen werden. Selbstmordgedanken, Gewalt und bewaffnete Konflikte, sowie sexuelle Gewalt, spielten alle eine Rolle bei der Lektüre.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Die Reise eines Wassertropfens

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Elif Shafak ist und bleibt eine begnadete Erzählerin. Auch in „Am Himmel die Flüsse“ beweist sie wieder einmal, dass sie komplexe und kontroverse Themen zu einem Roman verbinden kann, der mitreißt und ...

Elif Shafak ist und bleibt eine begnadete Erzählerin. Auch in „Am Himmel die Flüsse“ beweist sie wieder einmal, dass sie komplexe und kontroverse Themen zu einem Roman verbinden kann, der mitreißt und trotzdem flüssig erzählt ist. Man hat am Ende einfach das Gefühl, dass die Erzählung in sich „rund“ war. Das ist es, was für mich ein beeindruckendes Buch ausmacht - und genau das war dieser Roman für mich.

Wie man (leider) erst im Nachwort erfährt - und deshalb sage ich es bewusst am Anfang meiner Rezension - beruht vieles in diesem Roman auf wahren Begebenheiten. Die Autorin hat unheimlich viel recherchiert, um ihre Themen so wahrheitsgetreu wie möglich in ihr fiktives Werk einbinden zu können. Und das ist ihr richtig gut gelungen.
Anhand von drei Lebenswegen zu unterschiedlichen Zeiten erzählt sie die Geschichte eines großen Kunstwerks, eines kulturellen Erbes und einer ganzen Region im Nahen Osten. Verbindendes Element ist dabei ein Wassertropfen, der immer wieder in anderer Gestalt auf die Erde kommt - mal als Schneeflocke, mal als Salzwassertropfen im Meer, mal als Trinkwassertropfen… und dazwischen immer wieder verdunstet und erneut in den Kreislauf des Wassers eingeht.

Wir folgen im 19. Jahrhundert Arthur Smyth, der in ärmlichen Verhältnissen in London ohne Zukunftsperspektive aufwächst und doch letztlich ein Meisterwerk vollbringt, indem er das Gilgamesch-Epos auf Keilschrifttafeln entziffert. Vorbild für diese Figur war George Smith, ein Londoner aus der Arbeiterschicht, der zur Koryphäe für alte Keilschrifttafeln wurde. Wir folgen der 9jährigen Narin im Jahr 2014, deren Dorf im Nahen Osten einem Staudamm weichen soll. Und schließlich ist da Zaleekhah (sprich: Sahlie-cha, so zumindest wird es im Hörbuch ausgesprochen) im Jahr 2018, die als Hydrologin in London zu allem rund um Wasser forscht.

Abwechselnd wird aus den Perspektiven der Hauptfiguren erzählt, drei Stränge, die lange Zeit nebeneinander her laufen und sich schließlich auf den letzten 100 Seiten zu einem furiosen Finale verbinden. Niemals hätte ich geahnt, was schließlich passieren würde (Narins Geschichte ist mir sehr nahe gegangen) - aber letztlich hätte man es wissen können, denn es muss durch die Nachrichten gegangen sein und beruht ebenfalls auf wahren Begebenheiten. Als Mitteleuropäer hört man leider zu oft weg, wenn es um Konflikte im Nahen Osten geht…

Dieses Buch verband mit einer teils ausschweifenden, poetischen Sprache (die aber dennoch über diesen ganzen umfassenden Roman gut lesbar blieb) Wahrheit mit Fiktion und vermittelte einerseits Wissen zur „Wiege der Zivilisation“ Mesopotamien, dem Gilgamesch-Epos, der Entdeckung seiner Bedeutung sowie zum kulturellen Erbe der Eziden und ihrer Verfolgung. Daneben - aber nicht untergeordnet - wird auch die Frage des Umgangs mit der Lebensgrundlage Wasser gestellt, sowohl in Kulturen, die Trinkwasser für selbstverständlich ansehen als auch solche, für die (Trink-)Wasser etwas Besonderes ist. Ein Buch, das so viel enthält - so viele Informationen, aber auch so viele Denkanstöße. Ein Buch, das man gelesen haben sollte und das unbedingt weiterempfehle.


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Veröffentlicht am 26.07.2024

Faszinierende Reise eines Regentropfens

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Elif Shafak ist es mit ihrem Meisterwerk gelungen, die Schicksale der drei Hauptprotagonisten untrennbar miteinander zu verknüpfen.
Zum einen Arthur, welcher 1840 unter unwürdigen Bedingungen am Ufer der ...

Elif Shafak ist es mit ihrem Meisterwerk gelungen, die Schicksale der drei Hauptprotagonisten untrennbar miteinander zu verknüpfen.
Zum einen Arthur, welcher 1840 unter unwürdigen Bedingungen am Ufer der Themse das Licht der Welt erblickte und dessen Leben von Armut, Hunger und Leid geprägt war. Seine außergewöhnliche Gabe und die Liebe zum antiken Mesopotamien und seine Leidenschaft für Ninive und dem Gilgamesch Epos ermöglichen ihm ein Leben, dass er selbst nicht für möglich gehalten hätte. Die 9 jährige Narin, deren Wunsch zur Taufe im Lalissch Tal im Irak, für das sie ihre Heimat am Ufer des Tigris verlässt und Zaleekhah, die Hydrologin, deren familiäres Unglück mit dem Wasser eng verwoben ist.
Der Autorin ist es glanzvoll gelungen, die Geschichten und Gefühle der Menschen in ihrem jeweiligen Lebensraum zu transportieren und den Leser sprachlos dieser Genialität und dem großartigen Schreibstil zurückzulassen.

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Veröffentlicht am 22.07.2024

großartig!

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"Am Himmel die Flüsse" von Elif Shafak hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Als jemand, der immer schon etwas von dieser renommierten Autorin lesen wollte, war dieser Roman mein erster und ich wurde ...

"Am Himmel die Flüsse" von Elif Shafak hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Als jemand, der immer schon etwas von dieser renommierten Autorin lesen wollte, war dieser Roman mein erster und ich wurde nicht enttäuscht. Shafak brilliert mit einem erzählerischen Meisterwerk, das drei verschiedene Erzählperspektiven geschickt miteinander verwebt. Diese Perspektiven spielen in unterschiedlichen Zeiten, was dem Roman eine faszinierende Tiefe und Komplexität verleiht.

Besonders beeindruckend ist, wie Wasser in allen Erzählsträngen eine zentrale Rolle spielt und als verbindendes Element dient. Es ist bemerkenswert, wie Shafak die Symbolik des Wassers nutzt, um Themen wie Leben, Tod, Veränderung und Beständigkeit zu erforschen.

Ihr Schreibstil ist atemberaubend. Mit poetischer Präzision und emotionaler Intensität schafft sie es, Bilder und Stimmungen zu erzeugen, die lange im Kopf bleiben. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

"Am Himmel die Flüsse" ist ein literarisches Juwel, das die Vielschichtigkeit menschlicher Erfahrungen und Gefühle meisterhaft einfängt. Eine klare Leseempfehlung für alle, die sich von tiefgründigen und wunderschön geschriebenen Geschichten verzaubern lassen wollen. Elif Shafak hat mich als neue Leserin gewonnen und ich freue mich darauf, noch viele weitere Werke von ihr zu entdecken.

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Veröffentlicht am 22.07.2024

Brillant

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Die britisch-türkische Schriftstellerin Elif Shafak hat mit dem Roman, Am Himmel die Flüsse, wieder ein brillantes Werk geschaffen. Sie konnte mich schon mit einigen Romanen beglücken.
Dieser Roman ...



Die britisch-türkische Schriftstellerin Elif Shafak hat mit dem Roman, Am Himmel die Flüsse, wieder ein brillantes Werk geschaffen. Sie konnte mich schon mit einigen Romanen beglücken.
Dieser Roman ist wieder perfekt erträumt und Recherchiert.
Das Schicksal der Yezieden ist besonders genau erzählt.
Es gibt drei Protagonisten, die jede ihre eigene Geschichte hat, die dann gekonnt verwebt wurde.
Die Figuren sind fiktiv, aber einige sind an reale Personen angelehnt.
Es beginnt im Zweistromland mit einem grausamen König.
Am Ufer der Themse wird 1840 Arthur von einer armen Frau geboren.
Dann wird 2014 Narin im Tigris getauft.
Und überall gibt es ein Tropfen Wasser, der als Zeichen sieht.
Elif Shafak ist eine begnadete Autorin, die uns Leser immer wieder mit ihrer wortgewaltigen Sache begeistert.
Sie konnte mich wieder gut unterhalten und ich möchte gerne empfehlen.