Erst spät aufkommende hintergründige Spannung mit kurzem stürmischen Abschluss
Im Buch „Sieben Lügen“ beschreibt die Engländerin Elizabeth Kay die Freundschaft zweier Frauen, die einen Mord nach sich zieht. Siebenmal lügt die Protagonistin Jane Black ihre Freundin Marnie Gregory ...
Im Buch „Sieben Lügen“ beschreibt die Engländerin Elizabeth Kay die Freundschaft zweier Frauen, die einen Mord nach sich zieht. Siebenmal lügt die Protagonistin Jane Black ihre Freundin Marnie Gregory an, wobei die letzte Lüge in ihrer Beziehung alles verändert.
Jane und Marnie lernen sich als elfjährige am ersten Schultag in der weiterführenden Schule kennen. Das ist jetzt 18 Jahre her. Inzwischen betreibt Marnie berufsmäßig einen Food-Blog. Jeden Freitag lädt sie Jane zum Essen ein. Während Marnie in der Küche steht und ihre Kochaktivitäten auf Video aufzeichnet, verbringt Jane Zeit mit Marnies Freund Charles. Jane als Ich-Erzählerin verbirgt nicht, dass sie Charles nicht besonders gut leiden kann und schon auf den ersten Seiten erfuhr ich, dass er bald sterben wird. Zwar fragte ich mich nun, was zu seinem Tod führen wird, doch nimmt das Wissen darum, einen Teil der Spannung.
Zunächst erschien es so, als ob Jane sich mit ihrer Erzählung an mich als Leserin wenden würde. Allerdings konnte ich einige Bemerkungen nicht richtig einordnen. Erst ganz zum Ende hin erfuhr ich, wem sie ihre Geschichte tatsächlich erzählt und ihre Äußerungen fanden ihren passenden Platz darin.
Über die ersten Kapitel hinweg baute sich leider wenig Spannung auf. Immer wieder kehren Janes Gedanken in die Vergangenheit zu verschiedenen Szenen, die von ihr und Marnie handeln. Auf diese Weise konnte ich verstehen, dass die beiden eine besonders enge Freundschaft pflegen. Marnie ist selbstbewusst und aktiv, während Jane sich gern in den Schatten von Marnie stellt und auf ihre Anregungen wartet. Aber im Laufe der Zeit hat sich gezeigt, dass es Situationen gibt, in denen Marnie die Hilfe von Jane benötigt. Jane hat in ihrer Kindheit wenig Liebe erfahren, Marnie bietet ihr eine Konstante im Leben, ist für einige Zeit ihr Fels in der Brandung.
Doch Charles ist nicht der erste Mann, der sich in das Leben der beiden Frauen drängt. Es ist erst drei Jahre her, dass Jane ihren Ehemann Jonathan bei einem Unfall verloren hat. Sie hat ihn mit 22 Jahren kennen gelernt und ist schon wenig später aus der gemeinsamen Wohnung mit Marnie aufgezogen, damit sie mit Jonathan zusammenleben kann. Inzwischen ist Jane selbstbewusster geworden und darum ist sie bereit, für ihre große Liebe das aufzugeben, was ihr bisher als Ankerpunkt diente. Jane erinnert sich gerne an die schöne gemeinsame Zeit, während sie findet, dass Charles nicht zu Marnie passt. Doch das sagt sie ihr nicht, ganz im Gegenteil. Nach Janes Meinung beginnt so der Weg in die Krise ihrer Freundschaft. Jane ist ein wandelbarer Charakter und vermutlich ergibt sich ihre Abneigung Charles gegenüber allein aus dem Umstand, dass er die Rolle von Marnie in Janes Leben verändert.
Jedem Kapitel im Buch ist eine Lüge zugeordnet. Erst bei der vierten Lüge kommt mehr Thrill auf, durch den Umstand einer Einmischung durch eine Außenstehende. Hier zeigt die Autorin, welche Möglichkeiten, aber auch Gefahren die Sozialen Medien heute bieten. Zwar ist das ein geschickter Zug, die Spannung zu steigern, jedoch fand ich diesen Handlungsstrang der Geschichte und die Reaktionen darauf von Jane und Marnie teils zu konstruiert.
„Sieben Lügen“ von Elizabeth Kay ist eine Geschichte über eine komplizierte Freundschaft zweier junger Frauen mit einigen Höhen und Tiefen. Die Konstruktion der Handlung konnte mich leider nicht vollständig überzeugen.
Eine hintergründige Spannung kommt erst im Laufe der Erzählung auf. Janes Lügen führen schließlich zu einem kurzen stürmischen Abschluss.