Tolles Buch
Die Handlung beginnt sehr gut. In den ersten Kapiteln erfahren wir das Wichtigste über Demora, die Armee, Sage und Bedeutung der Kuppelei. Letzteres ist nichts, was ich für mich wünschen würde, und Sage ...
Die Handlung beginnt sehr gut. In den ersten Kapiteln erfahren wir das Wichtigste über Demora, die Armee, Sage und Bedeutung der Kuppelei. Letzteres ist nichts, was ich für mich wünschen würde, und Sage sieht das genauso. Zwangsheiraten könnte man dazu sagen, auch wenn die Damen offiziell ein Mitspracherecht haben. Aber den Kupplerinnen wird vertraut und das, was ich darüber gelesen habe, zeigte mir, dass die Kupplerinnen wirklich versuchen, den Richtigen für ihre Schützlinge zu finden. Deswegen konnte ich auch verstehen, warum Sage sich nicht sträubt, Lehrling bei einer dieser Kupplerinnen zu werden. Aber wer jetzt denkt, dass in diesem Buch die Damen und Zickenkrieg im Vordergrund stehen, täuscht sich. Davor hatte ich ja ein bisschen Angst. Aber zum Glück ging es komplett in die andere Richtung. Sage soll spionieren, um mehr über die Mädchen und potenzielle Ehemänner herauszufinden, dann jedoch wird ihr Talent vom Hauptmann der Armee entdeckt. Und dieser fragt sich, ob Sage nicht vielleicht als Spionin für den Feind arbeitet. Es kommt zu vielen Irrungen und Wirrungen und Missverständnissen, was sehr lustig war. Besonders da einmal aus der Sicht von Sage erzählt wird, und mal aus der Sicht von Hauptmann Quinn und seinem Feldwebel Ash. Als Leser weiß man also viel mehr und ich fand es köstlich dabei zu sein, wenn die sich gegenseitig abtasten und versuchen herauszufinden, was der jeweils andere zu verbergen hat.
Aber es wird nicht nur spioniert, sondern Sage muss auch feststellen, dass ihr Herz sich für einen jungen Mann öffnen kann. Dabei wollte sie sich doch nie binden, sondern als Lehrerin ein freies Leben führen. Und dann ist da noch die Frage, ob sie dem jungen Mann überhaupt vertrauen kann. Ich fand, dass ihre Gefühle wunderbar dargestellt wurden und, dass die Liebesgeschichte schön glaubhaft formuliert wurde.
Sage selbst ist eine tolle Protagonistin. Sie weiß, was sie will und was sie nicht will. Ihr ist es völlig egal, dass sie bei Leuten, die nicht zu ihrer Familie oder Freunden gehört, aneckt. Sie verbiegt sich nicht und zeigt, dass es selbst in einer Welt wie Demora, in der noch die typischen Geschlechterrollen in der Gesellschaft verankert sind, die eigene Verwirklichung wichtig ist.
Aber auch der Mann, der sich in ihr Herz schleichen wird, ist ein toller Charakter. Er muss sie ständig anlügen und man merkt richtig, dass ihm das wehtut. Er hat einen ausgeprägten Beschützerinstinkt gegenüber Sage, den ich allerdings bezogen auf den kleinen Charlie vermisst habe. Für neunjährige Jungs in der Armee gibt es keine Kindheit und Charlie scheint auch auf seine Arbeit als Page stolz zu sein. Aber ich war echt wütend auf besagten Mann, dass er Charlie in so viele gefährliche Situationen bringt.
Der Weltenaufbau war schön, allerdings gibt es nicht so sonderlich viele Informationen zu den Ländern. Besonders hat mich das Feindesland interessiert, weil angedeutet wird, dass die Bevölkerung dort Hungersnot leidet und ich gerne gewusst hätte, wieso und was damals den Krieg ausgelöst hat und ob es nach dem Krieg zu diplomatischen Gesprächen gekommen war. Aber über all das haben Sage und die Soldaten gar nicht nachgedacht, weil sie ganz andere Probleme haben. Vielleicht ja im nächsten Band. Die Intrigen hier waren jedenfalls auch sehr spannend und auch wenn ich ab und an Einblicke in D´Amirans finstere Pläne erhalte, hat es der Spannung nicht geschadet, sondern sie stattdessen angehoben, weil ich gehofft hatte, dass Sage und Hauptmann Quinn jetzt bloß nicht das Falsche machen. Einige Sachen waren allerdings auch für mich vorhersehbar und kamen nicht überraschend.