Cover-Bild Washington Black
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24,00
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  • Verlag: Eichborn
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 512
  • Ersterscheinung: 30.08.2019
  • ISBN: 9783847906650
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Esi Edugyan

Washington Black

Roman
Anabelle Assaf (Übersetzer)

Die Flucht ist nur der Anfang

Barbados, 1830: Der schwarze Sklavenjunge Washington Black schuftet auf einer Zuckerrohrplantage unter unmenschlichen Bedingungen. Bis er zum Leibdiener Christopher Wildes auserwählt wird, dem Bruder des brutalen Plantagenbesitzers. Christopher ist Erfinder, Entdecker, Naturwissenschaftler - und Gegner der Sklaverei. Das ungleiche Paar entkommt in einem selbst gebauten Luftschiff von der Plantage. Es beginnt eine abenteuerliche Flucht, die die beiden um die halbe Welt führen wird.

Eine Geschichte von Selbstfindung und Verrat, von Liebe und Erlösung. Und eine Geschichte über die Frage: Was bedeutet Freiheit?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.09.2019

Über Sklaverei und Abenteuer

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Das Buch ist eine Mischung aus Abhandlung über Sklaverei und Abenteuerroman.

Es führt uns in das Jahr 1830 auf eine Zuckerrohrplantage auf Barbados. Dort ist der 11jährige Wash seit jeher Sklave und hat ...

Das Buch ist eine Mischung aus Abhandlung über Sklaverei und Abenteuerroman.

Es führt uns in das Jahr 1830 auf eine Zuckerrohrplantage auf Barbados. Dort ist der 11jährige Wash seit jeher Sklave und hat die Freiheit nie gekannt. Der Bruder (Titch) des brutalen Plantageneigners, ein Gegner der Sklaverei und Wissenschaftler, macht Wash zu seinem Assistenten bei einem Projekt und fördert sein Talent zum Zeichnen und sein Interesse an der Meeresbiologie, die zu seiner Passion werden. Ab einer überstürzten gemeinsamen Flucht beginnt für Wash ein Leben voller Abenteuer, das ihn zu verschiedenen Stationen rund um den Erdball führt.
Die erste Hälfte des Buches ist für mich eindeutig die stärkere; der dritte und vierte Teil reichen nicht an sie heran. Ab der Überleitung auf sie ändert sich denn auch die Art der Darstellung. Während es zunächst noch hauptsächlich um die Sklaverei geht, wird es später eher nachdenklich und kontemplativ. Wash quälen die Fragen nach seiner Herkunft und ob er seine Vergangenheit als Sklave jemals abschütteln kann, ferner, ob Titch ihn allein aus eigensüchtigen Gründen gerettet hat oder weil es für ihn ein moralisches Gebot war. Diese Fragen werden im Laufe der Geschichte immer wieder aufgeworfen und zu ihrem Hauptthema.
Interessant zu lesen sind die angesprochenen wissenschaftlichen Aspekte, zum Beispiel zur Entwicklung einer Flugmaschine und zur Gründung des ersten Aquariums mit Meerestieren.
Mein einziger Kritikpunkt geht dahin, dass die Geschichte teilweise ins Märchenhafte abdriftet und zu viele zufällige Fügungen ihren Verlauf bestimmen.
Insgesamt aber eine fesselnde Geschichte mit einem liebenswerten Helden.

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Veröffentlicht am 02.09.2019

ein ungewöhnliches Leben

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Sehr selten trägt ein Cover bei mir zur endgültigen Rezension bei. Aber bei „Washington Black“ muss man dem Eichborn-Verlag ein großes Kompliment machen. Der Einband ist einfach wunderschön, ein bisschen ...

Sehr selten trägt ein Cover bei mir zur endgültigen Rezension bei. Aber bei „Washington Black“ muss man dem Eichborn-Verlag ein großes Kompliment machen. Der Einband ist einfach wunderschön, ein bisschen märchenhaft und so verheißungsvoll, dass man einfach zugreifen muss, auch wenn dieses phänomenale Luftschiff dann nicht ganz die Rolle spielt, die ich anfangs vermutete. Auch der Klappentext ist eigentlich nur ein Bruchstück, ein Puzzleteil in dieser Geschichte, die sich so ungewöhnlich und abwechslungsreich entwickelt.

Es ist kein Roman über die Unterdrückung der Schwarzen – auch wenn dies ein wichtiges Thema ist, denn Washington Black ist ein Sklavenjunge und ein Weißer verhilft ihm zu einer spektakulären Flucht. Hier kommt ein neuartiger Flugapparat zum Einsatz, auf den das Cover schon hinweist. Es ist aber auch kein Roadmovie und keine Jagd nach einem entflohenen Sklaven – auch wenn es einen Mann gibt, der Wash sehr lange auf der Spur ist. Eigentlich ist es ein bisschen ein Buch über den Umbruch in eine neue Zeit. In eine, in der zum einen Sklaven ihre Freiheit erlangen können und zum anderen der Mensch immer neue wissenschaftliche und naturwissenschaftliche Entdeckungen macht. Und Washington Black ist mitten drin, ist Dreh- und Angelpunkt. Und er wird selber einer, der neue Ideen entwickelt und Fähigkeiten erlangt, die man dem kleinen Sklavenjungen von einst nie zugetraut hätte.

Eine seltsame Geschichte, die dieser Roman erzählt. Voll ungewöhnlicher, teils sehr sperriger Menschen. Voll interessanter Fakten und einem Blick auf eine Zeit im Wandel.

Für meinen Geschmack waren es etwas viele Baustellen, auf denen die Autorin Esi Edugyan sich tummelte. Sie hat sich ein bisschen viel vorgenommen, was der Plot hergeben soll und deshalb sind die einzelnen Lebensepisoden von Wash etwas unglaubwürdig aneinander gestückelt und der Lesefluss wird immer wieder mal gestört, weil es einen abrupten Orts- und Themenwechsel gibt. Es kam mir teilweise etwas hingewürfelt vor. Als wollte die Autorin einfach einige Dinge abhandeln und hat nach einem Verbindungsglied gesucht, welches eben Wash war. Der Schreibstil an sich war schön und gut lesbar und es gab ein paar sehr eindringliche Szenen.

Meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt aber ich werde die Autorin auf jeden Fall weiter beobachten.

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Veröffentlicht am 30.08.2019

Mit träumerischer Magie, hartem Realismus und eingängiger Wahrhaftigkeit!

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Da diese Geschichte von der Weltpresse in den Himmel gelobt wurde, musste ich sie natürlich unbedingt lesen. Und auch ich wollte diese ungewöhnliche Geschichte lieben - leider ließen mich der zerstückelte ...

Da diese Geschichte von der Weltpresse in den Himmel gelobt wurde, musste ich sie natürlich unbedingt lesen. Und auch ich wollte diese ungewöhnliche Geschichte lieben - leider ließen mich der zerstückelte Aufbau, die eigenwilligen Protagonisten, die vielen Genrefacetten und die klaffende Diskrepanz zwischen Magie und Realismus aber etwas ratlos zurück.


Das Cover ist eine wahre Schönheit! Es war eine unfassbar gute Idee, hier nahe an der Gestaltung der Originalausgabe zu bleiben, die den träumerischen Abenteuer-Charme der Geschichte wunderbar widerspiegelt. Im Zentrum der Gestaltung ist der Wolkenkutter zu sehen, der eine tragende Rolle im Roman spielt und gleichzusetzen mit dem Wunsch nach Freiheit ist. Durch die zarten, beigen Farben, den schwarzen Akzenten und den feinen, goldenen Linien wird die kindliche Sicht des Erzählers deutlich und die verspielten Wolkenwirbel an den Seiten runden die Gestaltung treffend ab. Wundervoll sind auch das goldene Lesebändchen und das Bild innerhalb der Buchdeckel, das zwei Gestalten im Dschungel zeigt, die auf eine Bucht hinunter blicken. Wir begleiten den Protagonisten George Washington Black von 1830 bis 1836 durch seine viergeteilte Lebensgeschichte. Jedem Teil ist ein Bild des Wolkenkutters mit dem kleinen Jungen und dem großen, dünnen Mann mit Fernrohr vorangestellt, welches das Leitmotiv der Handlung wird. Ein weiteres Bild, das zur Freiheit, dem Abenteuer und den ständigen Reisen passt, ist eine fliegende Möwe, die wir vor jedem neuen Kapitel sehen.

Erster Satz: "Ich war vielleicht zehn, elf Jahre alt - genau kann ich das nicht sagen -, als mein erster Master starb."

Mit diesen Worten reisen wir in die drückend heiße Karibik - genauer nach Barbados auf die Faith Plantage, auf der seit Jahren von Sklaven Zuckerrohr angebaut wird. Wir treffen auf den jungen George Washington Black, der als "Feldnigger" mit den Grausamkeiten und der Willkür des Sklavendaseins leben muss. Seine Herkunft ist unbekannt, an seiner Seite steht jedoch unverrückbar "Big Kit", die ihn mit wilder Zärtlichkeit beschützt, bis sein Leben eine unvorhergesehene Wendung nimmt. Es folgt ein herzzerreißendes, brutales Porträt der Sklaverei aus der Sicht eines Kindes, das ans Herz geht, aber ein wenig unstringent erzählt ist. Wir springen vor und zurück in der Handlung, erhalten leise Vorausdeutungen nur um dann verwirrt in der Vergangenheit zurück gelassen zu werden. "Wie ist das, Kit? Frei sein?", fragt Wash Big Kit eines Tages, da er nichts anderes kennt als unfrei, wertlos, rechtlos und eines anderen Besitz zu sein. Als Christopher "Titch" Wilde, der Bruder seines grausamen Masters, ihn zu seinem wissenschaftlichen Assistent erhebt, erfährt er zum ersten Mal einen Vorgeschmack darauf, was es heißt, ein Mensch zu sein, ein freier Mensch zu sein. Bei Titch lernt er wissenschaftliche Instrumente zu bedienen, mathematische Berechnungen anzustellen, zu lesen, zu schreiben und entdeckt schließlich auch das Zeichnen für sich. Doch dann zwingt sie ein schlimmer Zufall zur Fluch im selbstgebauten Wolkenkutter, der das ungleiche Paar über den ganzen Planeten führt...

"Meine Brust schmerzte vor Kummer und Staunen gleichermaßen, ein Staunen, das immer immer größer wurde und mir den Atem nahm. Der Wolkenkutter drehte sich zunehmend schneller, stieg aber immer noch höher. Ich fing an zu weinen - in tiefen, lautlosen, qualvollen Schluchzern - und drehte das Gesicht weg von Titch, starrte hinaus in die Grenzenlosigkeit der Welt. Die Luft wurde kälter, legte sich wie ein feines Netz auf meine Haut. Es gab nichts mehr als Schatten, rotes Licht, Feuersturm und Raserei. Und wir flogen mitten hinein in das Auge des Sturms, wild und wundersam."

So wird der Mittelteil der Geschichte eingeläutet - wie auch andere Kritiker sagen: viel zu früh für meinen Geschmack, wäre ich doch noch gerne ein wenig länger auf Barbados geblieben. Stattdessen endet die tragische Geschichte über die Sklaverei abrupt und wir suchen Unterschlupf in der Arktis, verlieren Titch, fliehen vor Kopfgeldjägern, finden Freiheit in Kanada und suchen mit Wash vor allem eines: eine Heimat. Leider scheint die Erzählung ab diesem Teil der Handlung genau wie Washingtons Leben ziellos vor sich hin zu plätschern und zerstückelt sich in seltsamen Zeitsprüngen, Ortswechseln und Begegnungen. Wie Washington dabei vom ahnungslosen Jungen zum reifen Wissenschaftler wird und langsam auch sein Künstlertum wieder entwickelt, wird dabei leider nur am Rande erzählt. Erst als Washington auf die junge Künstlerin Tanna und ihren Vater, den berühmten Meeresbiologen Dr. Goff trifft, nimmt die szenenhaft vor sich hertreibende Handlung wieder ein wenig mehr Struktur an und er folgt dem ungleichen Paar nach England, wo seine Flucht vor seiner Vergangenheit in einer verzweifelten Suche nach einer Heimat, Zugehörigkeit und Anerkennung mündet. Und so macht er sich - endlich zum freien Mann geworden - auf die Suche nach Titch, mit dem alles seinen Anfang nahm...

"Ich hatte eine Wahl. Nur wenige Augenblicke, um abzuwägen. Und ich traf sie. Würde ich mich heute wieder so entscheiden? Nun, das ist eine gute Frage. Nur so viel: Selbst wenn ich mir nur wenig von Big Kits Weisheit angeeignet habe, dann doch immerhin, mit dem Blick nach vorn durchs Leben zu gehen, nach dem zu streben, was noch kommt, da der Weg, der hinter einem liegt, unveränderlich ist."

So reisen wir also mit Wash von Barbados mit einem Wolkenkutter und einem Segelschiff nach Virginia, dann nach Hudson Bay in die Arktis, nach Nova Scotia in Kanada, nach England, in die Niederlande und schließlich nach Marrakesch in Marokko. Das wechselnde Setting wird trotz einiger Unglaubwürdigkeit was Praktikabilität der Reisen angeht durch Esi Edugyans wundervolle Sprache und ihre ausdrucksstarken Beschreibungen lebendig. Sie zeichnet Washintons Leben bitter, verstörend, hoffnungsvoll, sanftmütig und wunderschön - oft alles zugleich - und berührt mit eingängiger Wahrhaftigkeit. Leider erscheinen viele Formulierungen, die wohl im Original ungewöhnlich aber interessant waren etwas seltsam. Womöglich ist da bei der Übersetzung einiges verloren gegangen. Was bei mir ebenfalls nicht immer funktioniert hat, sind die seltsamen Gegensätze, durch die sowohl Handlung, Setting als auch die Protagonisten schlecht greifbar blieben.

"Ihr wart Kinder", sagte sein Vater. "Ich hattet keine Ahnung von Schönheit."
"Kinder wissen alles über Schönheit", konterte Titch leise. "Es sind die Erwachsenen, die sich nicht mehr erinnern."

Die Autorin erzählt auf seltsame Art und Weise gleichzeitig mit träumerischer Magie und hartem Realismus, von allem und von nichts, wunderschön aber manchmal leider etwas substanzlos. Auch die Protagonisten wie Big Kit, Titch, Peter Haas, Mister Philip, Mr. Goff oder Tanna sind spannende Kreationen, die man nie ganz versteht und die zu viele Gegensätze vereinen um auf den Leser schlüssig und real zu wirken. So erscheinen sie oftmals eher wie Traumfiguren, Geister oder Projektionen, die Washington auf seinem schwierigen Weg einen Abschnitt lang begleiten.

Zu der allgemeinen Verwirrung, die diese Erzählweise bei mir hervorgerufen hat, hat auch der wilde Genre-Mix beigetragen. Wir haben hier ein brutales Porträt der Sklaverei vorliegen genau wie ein Coming-of-Age-Roman. Zu wissenschaftlichem Entdeckergeist gesellt sich das künstlerische Genie Washingtons. Und zwischen diesen ganzen Teilen wird mit halsbrecherischem Abenteuer und tiefem Freiheitsdrang aufgefüllt. Im Kern ist die Geschichte meiner Meinung nach jedoch ein Bildungsroman, der auf Washingtons Entwicklung hin zu einem freien Mann mit Selbstwertgefühl und Entscheidungskraft fokussiert. Diese wilde Mischung führt aber leider dazu, dass ich am Ende nicht genau wusste, was mir die Geschichte nun sagen soll und sie mich ratlos zurückließ.

"Halte dich an das, was du siehst. Nicht an das, was du sehen sollst."

Am Ende den Ausschlag für meine eher enttäuschte Bilanz hat jedoch das sehr unbefriedigende und abgewürgte Ende gegeben. Wir verlassen die Geschichte nämlich äußerst abrupt mitten in einer spannenden Entwicklung und scheinbar ohne jeden Grund. Es bleiben eine Tonne ungeklärter Fragen und noch viel nicht ausgeschöpftes Potential, das genau wie das restliche Leben Washingtons ungenutzt liegen gelassen wird. Außerdem erhält der Roman gegen Ende einen äußerst seltsamen, schicksalsträchtigen, mythischen Einschlag, der nicht recht zur realistisch-nüchternen-wissenschaftlichen Darstellung des Rests passen will. Was sich Esi Edugyan bei diesem Ende gedacht hat, fällt mir beim besten Willen nicht ein - das gibt einen Stern Abzug!


Fazit:

Ein berührendes Porträt der Sklaverei, das gleichzeitig Coming-of-Age- und Bildungsroman voller wissenschaftlichem Entdeckergeist, künstlerischem Genie, halsbrecherischem Abenteuer und tiefem Freiheitsdrang ist. Der Roman erzählt mit träumerischer Magie und hartem Realismus, bitter verstörend, hoffnungsvoll, sanftmütig und wunderschön - oft alles zugleich - und berührt mit eingängiger Wahrhaftigkeit. Leider trüben der zerstückelte Aufbau, die vielen Gegensätze und das abgewürgte Ende das Bild und so bleibt die Frage, was uns dieser Roman eigentlich sagen will!

Veröffentlicht am 31.12.2020

Wenn Träume fliegen lernen

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Ich hatte mir von dem Buch im Ergebnis mehr erwartet. Die Geschichte des kleinen Sklavenjungen, der aus seinem eintönigen, grauenvollen und aussichtslosen Leben jäh herausgerissen wird, um ein völlig anderes ...

Ich hatte mir von dem Buch im Ergebnis mehr erwartet. Die Geschichte des kleinen Sklavenjungen, der aus seinem eintönigen, grauenvollen und aussichtslosen Leben jäh herausgerissen wird, um ein völlig anderes Dasein zu erfahren, ist zwar gut durchdacht und auch authentisch erzählt, fesselt jedoch nicht so wie erwartet. Es bleiben einfach zu viele Fragen offen, die der Autor meines Erachtens so nicht beabsichtigt haben kann. Der Leser begleitet den Protagonisten über Jahre seines Lebens hinweg und durch die halbe Welt, aber es gelingt nicht, sich in die Hauptperson so hineinzuversetzen, dass der Leser selbst erfahren kann, was es heißt, die Fesseln des Sklaventums hinter sich zu lassen und eine neue Welt voll Wissen, Wärme und Anstand zu entdecken. Dass der Protagonist in der Geschichte über sein vorgezeichnetes Schicksal hinauswächst und kraft seines eigenen Geistes und seiner Stärke seine Träume zum Fliegen bringt, bleibt unbenommen. Allerdings bleibt auch der Nachgeschmack einer unvollendeten Geschichte.

Fazit: Manche Geschichten sollten reifen, um zu wahrer Größe zu gelangen.

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Veröffentlicht am 29.11.2019

Guter Anfang, zäher Verlauf

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Wash wird in die Sklaverei geboren und muss schon als kleiner Junge auf einer Plantage schuften. Seine Mutter hat er nie kennen gelernt, ein bisschen Trost erfährt er durch die ältere Sklavin Big Kit. ...

Wash wird in die Sklaverei geboren und muss schon als kleiner Junge auf einer Plantage schuften. Seine Mutter hat er nie kennen gelernt, ein bisschen Trost erfährt er durch die ältere Sklavin Big Kit. Doch sein grausiges Schicksal scheint sich zu ändern, als der Bruder des Plantagenbesitzers auftaucht. Titch ist ein Forscher und Entdecker, tüftelt für sein Leben gern, und erkennt in dem kleinen Sklavenjungen ein großes Talent. Oder ist der doch nur Mittel zum Zweck?

Washs schwerer Start ins Leben nimmt einen als Leser sofort mit. Die harte Arbeit unter der sengenden Sonne von Barbados, die Grausamkeiten die seinen Alltag bestimmt, die Willkür seines Masters… schwer vorzustellen wie man das als Kind überleben kann. Ich fand die Schilderungen der Autorin sehr gut gewählt, sie beschönigt nichts, verweilt aber auch nicht übertrieben lange bei all dem Schrecklichen. Big Kit als Lichtblick bleibt irgendwie unnahbar, erfüllt ihre Funktion aber durchaus. Wash selbst mochte ich sehr, zumindest in der ersten Hälfte. Denn die Handlung entwickelte sich zunehmend unerwartet, wurde langatmig und zäh. Ich konnte mich nicht so recht auf den Umschwung einlassen und habe ein wenig die Leselust verloren. Auch mit dem Ende der Geschichte hadere ich etwas, sodass meine anfängliche Begeisterung doch sehr abgekühlt wurde. Insgesamt ist Washington Black eine recht eigentümliche Mischung aus Sklavenroman, Entdeckerabenteuer und… keine Ahnung was das am Schluss sollte. Eine gute Idee, die zu einer unrunden Geschichte wurde.