Sally und Liss: zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sally, kurz vor dem Abitur, will einfach in Ruhe gelassen werden. Sie hasst so ziemlich alles: Angebote, Vorschriften, Regeln, Erwachsene. Fragen hasst sie am meisten, vor allem die nach ihrem Aussehen.
Liss ist eine starke, verschlossene Frau, die die Arbeit, die auf dem Hof anfällt, problemlos zu meistern scheint. Schon beim ersten Gespräch der beiden stellt Sally fest, dass Liss anders ist als andere Erwachsene. Kein heimliches Mustern, kein voreiliges Urteilen, keine misstrauischen Fragen. Liss bietet ihr an, auf dem Hof zu übernachten. Aus einer Nacht werden Wochen. Für Sally ist die ältere Frau ein Rätsel. Was ist das für Eine, die nie über sich spricht, die das Haus, in dem die frühere Anwesenheit anderer noch deutlich zu spüren ist, allein bewohnt? Während sie gemeinsam Bäume auszeichnen, Kartoffeln ernten und Liss die alten Birnensorten in ihrem Obstgarten beschreibt, deren Geschmack Sally so liebt, kommen sich die beiden Frauen näher. Und erfahren nach und nach von den Verletzungen, die ihnen zugefügt wurden.
Manchmal lohnen sich die leisen und ruhigen Bücher. Das Abschalten und eintauchen und verfolgen zweier Menschen, die sich langsam annähern und gegenseitig bereichern.
Ewald Arenz hat mit seiner Geschichte ...
Manchmal lohnen sich die leisen und ruhigen Bücher. Das Abschalten und eintauchen und verfolgen zweier Menschen, die sich langsam annähern und gegenseitig bereichern.
Ewald Arenz hat mit seiner Geschichte gezeigt, dass man nicht ständig reden und analysieren muss. Manchmal reicht es zu schweigen und die Stille auch auszuhalten. Manchmal reicht es einfach nur in der Nähe zu sein, keine Erklärungen zu verlangen und den anderen Menschen atmen zu lassen.
Der Autor hat zwei starke und innerlich sehr zerrissene Frauen erschaffen. Beide haben mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Ganz langsam und immer nur in kleinen Stücken erfährt der Lesende, was passiert ist. Schicht um Schicht wird offengelegt, was die Frauen erlebt haben und wie sie bisher damit umgegangen sind. Man wird hinein- und mitgezogen. Der große Knall, der indirekt angekündigt wurde, fehlte mir etwas. Für mich war das Ende nicht so ganz stimmig, aber trotzdem ein wunderbares und lesenswertes Buch.
Empfindsam und nachdenklich habe ich diese schöne Geschichte empfunden. Das Cover ist bunt gehalten. Der Leser erkennt zwei Birnen, welche an einem Ast herunterhängen. Der Klappentext ist sehr ausführlich ...
Empfindsam und nachdenklich habe ich diese schöne Geschichte empfunden. Das Cover ist bunt gehalten. Der Leser erkennt zwei Birnen, welche an einem Ast herunterhängen. Der Klappentext ist sehr ausführlich und bereitet den Leser sehr gut auf das wesentliche Handlungsgeschehen vor. In der Handlung geht es um die junge Sally welche durch Zufall auf dem Feld der auf dem Land lebenden Liss begegnet. Dabei entwickelt sich schnell ein sonderbares Verhältnis zwischen beiden Frauen, welches eine Mischung aus Zweckgemeinschaft, anbahnender Freundschaft aber auch kleineren Konflikten bildet. Im Laufe der Zeit erfahren beide Frauen, welche eigentlich unterschiedlicher nicht sein könnten, wie ähnlich sie sich doch sind. Beide Protagonisten sind sehr ausgeprägte Charaktere. Sally ist eine junge, manchmal sehr impulsive und provokante Persönlichkeit. Sie hat schon viele „Nackenschläge“ in ihrem jungen Leben erlitten. Trotzdem ist es gerade dieses „Leben in einer anderen Welt“, welches ihr im Endeffekt so gut gefällt. Liss ist eine sehr bodenständige, fleißige aber auch manchmal leicht melancholische Persönlichkeit. Sie ist ein Kind der Natur und bildet fasst eine Ebene mit den „Elementen der ländlichen Erscheinung wie z.B. Obst oder der Haltung von Bienen. Besonders hervorstechende Nebenfiguren sind in der Geschichte nicht vorhanden. Diese lebt von dem Zusammenspiel der beiden sehr interessanten Persönlichkeiten. Die Spannung der Geschichte lebt von der Entwicklung des Verhältnisses zwischen den beiden Frauen sowie dem Aufdecken der „Vergangenheiten“ von diesen. Der Aufbau ist sehr stringent und es sind keine Zeitsprünge erkennbar. Die Handlung ist in der heutigen Zeit an einem Ort, welcher nicht namentlich erwähnt wird, angesiedelt. Der Schreibstil des Autors ist sehr detailtreu, gefühlvoll und dialogorientiert. Der Roman richtet sich an alle welche an einer „tiefgründigen Geschichte“ über die Beziehung von Menschen und der Frage nach dem eigentlichen Sinn des Lebens sind. Das Fazit ist positiv. Mir hat der Roman sehr gut gefallen und ich habe mich gefragt welche Persönlichkeit ich eher bin Liss oder Sally. Die Wahrheit liegt dabei wie so oft in der Mitte
Elisabeth, genannt Liss, führt den alten Hof ihrer Eltern in einem abgelegenen Dorf alleine fort. Eines Tages läuft ihr die junge Sally über den Weg, die aus einer psychiatrischen Klinik für Jugendliche ...
Inhalt:
Elisabeth, genannt Liss, führt den alten Hof ihrer Eltern in einem abgelegenen Dorf alleine fort. Eines Tages läuft ihr die junge Sally über den Weg, die aus einer psychiatrischen Klinik für Jugendliche weggelaufen ist. Liss bietet ihr ein Zimmer auf dem Hof an.
Langsam nähern sich beide an und beginnen gemeinsam ihre Vergangenheit und ihre Leben aufzuarbeiten. Dabei entdecken sie Geheimnisse und Gemeinsamkeiten, die sie zu Außenseitern gemacht haben. Schließlich entwickelt sich eine Art Freundschaft zwischen ihnen, bis Sallys Eltern ihre Tochter aufspüren.
Meinung:
Ein sprachlich exzellenter und bildgewaltiger Roman, dessen Emotionen sowohl leise zwischen den Zeilen stecken, als auch laut an die Oberfläche kommen. Die Geschichte erzählt über die wichtigen Werte Freundschaft, Liebe und Familie, die alles zusammenhalten, aber auch alles zerstören können.
Trotz der handwerklichen Perfektion des Autors, haben mich persönlich leider die Charaktere und ihre Handlungen nicht wirklich erreicht, so dass sich das Buch für mich eher gezogen hat. Für meinen Geschmack ist das Buch ein bisschen abstrakt geblieben. Ich kann die hohen Erwartungen, die sich aus den vielen überzeugten Rezensionen ergeben, daher nicht ganz bestätigen.
Fazit:
Ein sprachlich ausserordentlich gelungener Roman, dessen Inhalt aber vermutlich nicht jeden Leser gleichermaßen ansprechen wird.
Im Dumont Verlag erscheint der Roman "Alte Sorten" von Ewald Arenz.
Die Teenagerin Sally flieht aus einer Klinik und kommt zufällig auf den Bauernhof von Liss, die zurückgezogen lebt und den Hof allein ...
Im Dumont Verlag erscheint der Roman "Alte Sorten" von Ewald Arenz.
Die Teenagerin Sally flieht aus einer Klinik und kommt zufällig auf den Bauernhof von Liss, die zurückgezogen lebt und den Hof allein bewirtschaftet. Liss erkennt, wie allein und unverstanden sich Sally gerade fühlt und lässt sie bei sich wohnen.
Dieses Buch hat mich in eine wunderbare Atmosphäre auf dem Land entführt. Ich befand mich inmitten von Weinbergen, entdeckte alte Birnensorten und sah gackernden Hühner auf dem Hof zu. Unweigerlich taucht man bei den schönen Naturbeschreibungen ab in eine ländliche Idylle, von der man weiß, es steckt harte Arbeit dahinter und man braucht schon Biss, um die Weinlese und die anfallenden Aufgaben zu erledigen. Die schweigsame Liss übernimmt hier die Geschicke des Hofes, dies ist ihr Rückzugsort wo sie sich mit dem Leben arrangiert hat. Sally ist abgehauen, sie möchte nicht zurück in ihr altes Leben, sie gewöhnt sich nach anfänglicher Rebellion auf dem Hof ein und scheint einen Ort gefunden zu haben, wo sie angekommen ist.
Ewald Arenz bringt in seiner melancholisch wirkenden Geschichte zwei Außenseiterinnen zusammen, die beide seelische Verletzungen erlitten haben und lässt uns teilhaben, wie sie eine besondere Freundschaft aufbauen. Beide Frauen haben mehr gemeinsam als man zunächst meinen mag. Sie reden nicht viel und doch ist gegenseitige Anerkennung vorhanden, sie stützen sich gegenseitig. Sprachlich ist die Geschichte ein Genuss, wenn man mal von einigen Kraftausdrücken und Flüchen absieht. Da hätte man sich etwas zurückhalten können, einige sind aber nötig, zeigen sie doch die Gefühlslage, die überschäumende Wut und die Emotionen der Protagonistinnen auf. Der Erzählstil wechselt von leise und poetisch zu berührend und wütend bzw. krass, je nach Stimmlage der Figuren oder des Schauplatzes in der Natur. Das Gespür und die feine Beobachtung der Stimmungen werden in diesem Buch sehr gut in Worte umgesetzt.
Je mehr ich las, umso interessierter verfolgte ich die Lebenswege der Frauen und umso mehr berührten mich ihre Schicksale. Es ist eine Geschichte, die nachdenklich macht und gut unterhält, weil die Figuren sich aneinander reiben, sich weiter entwickeln und sich gegenseitig verstehen und helfen. Solche Freundschaften sind Gold wert.
"Alte Sorten" erzählt wie aus Fremden Freundinnen werden. Es ist ein berührender Roman über eine ungewöhnliche Freundschaft, der Wunden offen legt und sich vor stimmungsvoller Landschaftsbeschreibung entfalten kann.
Sally steht kurz vor dem Abitur und will eigentlich nur eines: in Ruhe gelassen werden. Die Regeln und Verbote ihrer Eltern und der Gesellschaft gehen ihr gegen den Strich, sie fühlt sich schnell bevormundet ...
Sally steht kurz vor dem Abitur und will eigentlich nur eines: in Ruhe gelassen werden. Die Regeln und Verbote ihrer Eltern und der Gesellschaft gehen ihr gegen den Strich, sie fühlt sich schnell bevormundet und in die Ecke gedrängt, gerade wegen ihres Aussehens. Sie ist gerade in einer Klinik für Essstörungen als sie abhaut. Dem gegenüber steht Liss, 50 Jahre alt, die auf einem Hof mitten auf dem Land allein wohnt. Sie führt doch ein einfaches Leben und bewirtschaftet den Hof fast komplett allein. Wie Sally fühlt auch sie sich von Menschen genervt und bevormundet, sodass sie lieber allein bleibt und den Kontakt zu Menschen meidet. So unterschiedlich die Frauen auf den ersten Blick auch sind, finden sie doch zusammen, als Sally auf ihrer Flucht auf Liss trifft und diese sie auf unbestimmte Zeit bei sich aufnimmt. Sally hilft ihr dafür auf dem Hof. Die beiden Frauen merken, dass es doch nicht verkehrt ist, Beziehungen zu anderen zu haben, aber sie wissen auch, dass sie nicht ewig zusammen wohnen können, denn Sally wird bereits gesucht.
Ich hatte zuvor noch nichts von Ewald Arenz gelesen. Da das Buch sehr gelobt wurde, waren meine Erwartungen sehr hoch und konnten nur teilweise erfüllt werden.
Es ist ein stiller Roman, der keine besonderen Höhepunkte hat und mehr vor sich hin plätschert. Auch die Handlung ist vorhersehbar. Ich denke aber, dass genau das viele Leser mögen.
Vor allem haben mir die vielen Naturbeschreibungen gefallen und die Atmosphäre, die der Autor hier erzeugt. Man findet sich immer in der jeweiligen Situation wieder, da alles gut und genau beschrieben wird. Man erfährt einiges über das Landleben und die Arbeit dort, z.B. die Kartoffelernte, das Brot backen oder wie man Schnaps brennt. An manchen Stellen waren mir die Tätigkeiten aber auch etwas zu detailliert, da ansonsten der Roman eher keine Spannung aufgebaut wird und auch die Handlung eher träge ist. Die Hintergründe der beiden Frauen, warum sie so geworden sind und lieber allein bleiben, werden erst im letzten Drittel angerissen. Für meinen Geschmack hätte man das noch weiter ausführen können. Die beiden Figuren wirkten die meiste Zeit unnahbar und undurchsichtig.
"Alte Sorten" ist ein netter Roman, der sprachlich und handwerklich gut gearbeitet ist, aber inhaltlich noch Luft nach oben hat. Wer gerne Geschichten über das Landleben und die Natur liest, ist mit dem Buch sicher gut bedient.