Etwas hat gefehlt
Von Beginn an war ich total eingenommen von dieser suppigen, etwas düsteren Atmosphäre, die durch die Ungewissheit ob der Täterschaft des Sohnes von Pia hervorgerufen wird. Sprachlich subtil, im Austausch ...
Von Beginn an war ich total eingenommen von dieser suppigen, etwas düsteren Atmosphäre, die durch die Ungewissheit ob der Täterschaft des Sohnes von Pia hervorgerufen wird. Sprachlich subtil, im Austausch mit ihrem Partner mehr explizit und drängend, versuchen sie, den Sohn zum Reden zu bringen, doch ohne Erfolg. Die Gegenwart wird immer öfter von der Vergangenheit gekreuzt, Erinnerungen an Pias Kindheit, ihre drei Schwestern, denn sie waren immer "Eins bestehend aus drei Teilen", bis ein schrecklicher Unfall sie auseinander riss. Und auch hier: die Frage nach Schuld und Unwissenheit, nach psychischem Missbrauch und Stille, blinde Flecken, die bis in die Gegenwart reichen. Pia versucht zu rekonstruieren, was war, um zu verstehen, warum ihr Sohn ist, wie er ist. Warum sie die ist, die sie ist.
Ein intensiver Roman über Mutterschaft, über vermeintliche Mutterliebe und Abhängigkeiten, über Wahrheit und Lüge und die graue Zone dazwischen. Während mich die erste Hälfte unheimlich mit sich riss, verlor mich die Geschichte im letzten Drittel, und ich weiß nicht, wieso. Etwas fehlte, fühlte sich nicht mehr konsistent an? Ich weiß es nicht, aber mein Bauch spricht eine andere Sprache als der Kopf. Dennoch: ein beeindruckender Text.