Eine gelungene Fortsetzung die insgesamt überzeugen kann.
Nach einem vielversprechenden ersten Teil, kommt mit Eisige Wellen nun die Fortsetzung rund um Alinas fesselnde Geschichte.
Wir finden uns gleich im Anschluss an die aufwühlenden Ereignisse vom Ende ...
Nach einem vielversprechenden ersten Teil, kommt mit Eisige Wellen nun die Fortsetzung rund um Alinas fesselnde Geschichte.
Wir finden uns gleich im Anschluss an die aufwühlenden Ereignisse vom Ende des ersten Teils wieder. Alina und Malyen haben es geschafft und sind aus Ravka geflohen. Der Dunkle scheint besiegt.
Jenseits der wahren See versuchen sich die Beiden an ihren neuen Alltag zu gewöhnen, was besonders Alina, jetzt da sie ihre Kräfte um jeden Preis vor der Welt verbergen muss, nicht leicht fällt. Doch selbst in Novyi Zem erreichen sie schon bald erste Gerüchte darüber, dass der Dunkle überlebt haben könnte und mehr denn je nach dem Zarenthron trachtet.
Alina und Mal haben sich noch nicht ganz in ihrer neuen Situation eingelebt, da geraten sie auch schon in eine scheinbar unlösbare Zwangslage. Gefangen vom Dunklen höchstpersönlich landen sie auf dem Schiff des berüchtigten Freibeuters Sturmhond, auf dem Weg in unbekannte Gewässer. Flucht? Ganz unmöglich!
Was jedoch weder Alina, noch der Dunkle ahnt: Hinter Sturmhond versteckt sich eine Person, die die Karten völlig neu mischen wird...
Die Handlung von Eisige Wellen konnte mich insgesamt überzeugen. Ähnlich wie schon in Teil 1 kommt es bereits in den ersten Kapiteln zu sehr spannungsgeladenen Szenen. Das macht den Einstieg ins Buch nicht nur leicht, sondern hat bei mir auch das Interesse gesteigert, schnell zu lesen, wie es weitergeht. Leider konnte sich dieses Interesse nicht durchweg halten. Es passiert zwar immer wieder etwas Spannendes, aber zwischenzeitlich hat es Kapitel gegeben, die nur so vor sich hin geplätschert sind und die Handlung nur mäßig voran gebracht haben.
Das Finale konnte dafür umso mehr überzeugen. Es kommt plötzlich und bricht über die Protagonisten ein, wie ein Tsunami. Ich hatte kaum Zeit die Erkenntnis zu verarbeiten, dass Gefahr drohte, da war sie auch schon da!
Zu den Charakteren der Geschichte hat sich meine Meinung durch diesen Teil nicht großartig geändert. Persönlich finde ich den Dunklen nach wie vor unglaublich interessant. Auch wenn er in diesem Teil nur wenig aktiv am Handlungsgeschehen beteiligt ist, ist er doch stets "anwesend". Um Spoiler zu vermeiden, möchte ich es damit zusammenfassen, dass ich nach Eisige Wellen neue Facetten seines Charaters entdeckt habe, die die Faszination um seine Figur nicht geschmälert, sondern im Gegenteil verstärkt haben. Allein aufgrund der Hoffnung seine Geschichte zu vervollständigen, kann ich den letzten Teil der Reihe nicht früh genug lesen.
Mit Alina hingegen habe ich weiter meine Schwierigkeiten. Sie hat sich seit ihrer Zeit als einfache Kartografin sehr verändert und ich hatte gehofft, die Rolle, die sie in Band 2 einnehmen muss, wird ihre Charakterentwicklung auf eine nächste Stufe heben. Leider habe ich gerade das etwas vermisst. Einerseits ist sie wankelmütig, unentschlossen und stets voller Zweifel, andererseits wiederum geradezu verbissen und stur, wenn etwas nicht ihrem Willen entspricht. Irgendwie ist sie von allem etwas, was sie für mich nach wie vor als Hauptcharakter schwer greifbar macht.
Und dann ist da noch ihre Beziehung zu Mal. Das kann ich nicht richtig einordnen. Die "Lovestory" steht grundsätzlich nicht im Mittelpunkt, was ich gut finde, beschäftigt Alina aber trotzdem in einem Umfang, dass gerade in diesem Teil ihre Gefühle für Mal oft mit einbezogen werden.
Auf der einen Seite sehe ich die tiefe Zuneigung, die sie für einander emfpinden, durchaus hie und da aufblitzen, obwohl es nur wenige wirklich romantische Momente zwischen ihnen gibt. Auf der anderen Seite aber, kann ich mich nicht damit anfreunden, wie sie miteinander interagieren. Natürlich ist das sehr subjektiv, aber ich werde den Eindruck nicht los, dass sie schlicht nicht zusammen passen und die leise aufkeimende Romanze zwischen ihnen was erzwungenes hat. Scheinbar kann Mal sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass Alina mehr ist, als seine unscheinbare Freundin aus Kindheitstagen. Mit der Macht anderer Grisha kommt er offenbar gut zu recht, mit ihrer hingegen nicht. Alina indes, kaum dass sie durch den Gebrauch ihrer Macht aufblüht, hat das Gefühl sich ihm zu Liebe zurücknehmen zu müssen. Es ist, als würden beide krampfhaft an der Version festhalten, die sie waren, bevor die Ereignisse im ersten Teil in Gang gesetzt wurden. Für mich macht es den Eindruck, als würde er ihre Charakterentwicklung irgendwie bremsen, denn sobald sie im Begriff ist, ihre Stärke anzunehmen, zerfällt die Hoffnung zu Staub, kaum dass Mal auf der Bildfläche auftaucht.
Wie auch immer sich die Geschichte zwischen den Beiden weiterentwickeln wird, für den Moment bleibe ich skeptisch.
Ungeachtet all dessen sind die Begleitcharaktere wieder ein absoluter Volltreffer. Besonders Sturmhond (aka. ihr werdet es herausfinden) hat sich binnen kürzester Zeit zu meinem Lieblingscharakter gemausert und mit Tamar und Tolya wurden noch zwei weitere Charaktere vorgestellt, die ich in keinem Fall missen möchte.
Eisige Wellen war für mich ein Buch mit Höhen und Tiefen und obwohl mir durchaus Kritikpunkte aufgefallen sind, ist es doch ein sehr gelungener und mitreißender zweiter Teil. Mit tollen neuen Charakteren und spannenden Erkenntnissen habe ich diese Fortsetzung miterlebt und kann nach dem vollkommen nervenzerreißenden Finale kaum erwarten, in den letzten Teil der Reihe zu starten.