In der TV-Show
Unter Haien
suchen junge Gründer Investoren für ihre Ideen. So auch Programmiererin Louisa. Ihre Software soll Autisten die Kommunikation erleichtern - Menschen wie ihrer Schwester. Als ausgerechnet Hardliner Ruben Stephanski ihr nicht nur Geld, sondern auch eine einjährige Mentorenschaft anbietet, hat sie das Gefühl, es geschafft zu haben. Zunächst ist sie von dem attraktiven Selfmade-Millionär, der so ganz anders ist als sie, fasziniert.
Doch bald schon merkt sie, dass Ruben ganz andere Ziele als sie verfolgt ...
Titel: Late Night- Unter Haien
Autor: Nora Welling
Verlag: Lübbe
Preis: 12,90€
So ich würde mal sagen, ich beginne mal mit dem Cover. Das Cover muss ich zugeben, finde ich in diesem Fall nicht so besonders ...
Titel: Late Night- Unter Haien
Autor: Nora Welling
Verlag: Lübbe
Preis: 12,90€
So ich würde mal sagen, ich beginne mal mit dem Cover. Das Cover muss ich zugeben, finde ich in diesem Fall nicht so besonders ansprechend, was aber einfach daran liegt, dass ich es nicht besonders mag, wenn Personen auf dem Cover zu sehen sind. Allerdings muss ich sagen, dass der Mann auf dem Cover schon recht gut aussieht ;). Ansonsten ist das Cover dunkel gehalten, was aber zu der allgemein geheimnisvollen und teilweise leicht düsteren Atmosphäre des Buches passt. Die zudem goldene Schrift hebt sich gut ab und gibt dem Cover einen glamourösen Toutch, was definitiv gut zum Buch passt.
Beim Schreibstil muss ich sagen: sehr großes Lob an Nora Welling! Während des gesamten Romans war die Atmosphäre die durch ihre Worte geschaffen wurde absolut perfekt. Ich konnte mich perfekt in die Umgebung eifühlen und hatte das Gefühl selbst Teil des Romans werden zu können. Das Set von Unter Haien, die Workbubble, das Wohnheim von Louisas Schwester- alles war perfekt geschrieben und die Seiten sind nur so vor sich her geflogen. Der Schreibstil war sehr angenehm und flüssig zu lesen, zu keiner Zeit habe ich mich bei diesem Buch gelangweilt. Alles wurde mit soviel Liebe geschrieben und gestaltet, so dass ich dieses Buch einfach lieben musste! Persönliches Highlight ist für mich auch definitiv, dass immer abwechseln aus Rubens und Louisas Perspektive geschrieben wurde, da man sich so besonders gut in beide Protagonisten hineinversetzen konnte.
Louisa ist die Gründerin der App Micronounce, die besonders für Menschen mit der Autismus Spektrum Störung eine große Hilfe beim Kommunizieren sein kann. Da sie aber Unterstützung bei der Bekanntmachung und Veröffentlichung der App benötigt geht sie zur TV Show Unter Haien und hofft einen Investor zu finden. Und obwohl als an ihrem Auftritt schief läuft, entscheidet sich Mentor Ruben dazu, ihrer App eine Chance zu geben und Louisa Starthilfe zu geben. Schließlich ist er selbst ein sehr erfolgreicher und wohlhabender Mann und kennt sich in der Szene aus. Sie bekommt ein Büro in Rubens Gründerzentrum und Unterstützung von ihm, arbeitet dafür allerdings auch sehr hart. Obwohl sie es sich nicht eingestehen will, verbindet sie und Ruben bald weitaus mehr als ein gemeinsames Projekt. Doch hat ihre Liebe überhaupt eine Chance?
Louisa ist eine junge talentierte Frau. Von außen hat sie oft mit dem typischen Barbie Klischee zu kämpfen, jedoch steckt viel mehr in ihr. Sie ist unwahrscheinlich intelligent und herzensgut. Die Idee mit der App ist ihr gekommen, da ihre Schwester selbst an der autistischen Spektrumstörung leidet und sie ihr und anderen im normalen Alltag beim Kommunizieren helfen möchte. Trotz ihrer Schönheit hat Louisa mit starken Selbstzweifeln zu kämpfen und ist ziemlich schüchtern zu Beginn, weshalb eine Welt für sie zusammen bricht als ihr bester Freund nicht mit zu Unter Haien kann. Nur Ruben gegenüber zeigt sich sich selbstbewusster und vertritt ihre App in der TV Show so gut wie sie kann. Im Laufe des Buches wächst zu einer noch stärkeren und tafferen jungen Unternehmerin heran, die ich bewundere und definitiv ins Herz geschossen habe.
Ruben wirkt auf den ersten Blick wie ein abgeklärter, selbstbewusster, junger Mann. Durch seinen frühen Erfolg, ist er es gewohnt, immer kalt und kontrolliert zu wirken. Er selbst darf sich keinen Fehltritt erlauben, da an diesen immer das Schicksal anderer Menschen noch mit hängt. Hinter seiner kontrollierten Fassade steckt eigentlich ein gebrochener, herzensguter Mann. Ruben ist mit seinem frühen Erfolg nie besonders gut klar gekommen, er hat sich von anderen abgewandt, lebt einsam abgesehen von seinem besten Freund und ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Workaholic. Für ihn gibt es nur die Arbeit und den permanenten Druck perfekt sein zu müssen. All diese Faktoren haben ihn in ein tiefes Burnout gestürtzt und auch sonst ist es um seine psychische Gesundheit nicht sonderlich gut gestellt. Doch dann kommt Louisa in sein Leben und bringt ihm ein Stück Leichtigkeit zurück. Er kann nicht anders und wirft seine Prinzipien über Bord nichts mit seinen Gründerinnen anzufangen. Doch schafft Louisa es Ruben zu retten, oder gehen beide unter?
Ich muss am Ende wirklich sagen: Danke, Nora Welling für dieses besondere Buch. Hier kamen weder Leidenschaft, noch Emotionen zu kurz. Mir gefällt es besonders gut, dass die Autorin auch nicht vor schwierigen Themen, wie Burnout und mentaler Gesundheit zurückschreckt. Die Story hat sehr viel Tiefgang und mir fehlt es hier an nichts. Absolute Leseempfehlung.
Ich habe mal ein wenig für euch recherchiert, denn ich dachte mir, wenn ihr schon ins Wasser eintaucht, und unter Haien seid und ihnen begegnet, solltet ihr einige ...
Late Night – Unter Haien von Nora Welling
Ich habe mal ein wenig für euch recherchiert, denn ich dachte mir, wenn ihr schon ins Wasser eintaucht, und unter Haien seid und ihnen begegnet, solltet ihr einige Tipps haben, wie ihr euch verhalten sollt um die Begegnung zu überleben. Gebt gut acht. Dieses Buch könnte euch retten, wenn ihr mal in Nöten seid, und einem Hai begegnet, egal in welcher Form er euch erscheint. :)
Haie…. Woran denkt ihr als erstes, wenn ihr dieses Wort hört? Zum einen ist es das Synonym für den mörderischen weißen Hai, der einen, nun ja, tötet. Haie und ihre Grausamkeit. Zum anderen befindet man sich unter Haien, wenn man in einer Situation ist, die ähnlich der Höhle des Löwen ist, nämlich direkt im Haifischbecken. Man ist in Gefahr, dass der Hai einem etwas antut. Nicht unbedingt körperlich. Aber da wäre der Miethai, der Kredithai…Haifische die Zähne haben, so wie Mackie ein Messer. Babyhaie. (ja okay, Babyshark gehört nicht unbedingt in die Reihe der blutrünstigen Haigeschichten, und ist dadurch vielleicht etwas fehl am Platz). Hier geht es um die Haifischbecken unseres Lebens, in die wir reinfallen, ohne es zu merken. Und um die Haie, die nicht unbedingt sichtbar gefährlich sind, sondern im Hintergrund agieren, und den Angriff abwarten. Haie in menschlicher Form, und in Form von anderen Dingen, die über uns einbrechen können. Ein Hai der sich mit seinen Zähnen festbeißt, bis er sein Ziel erreicht, ja, sich gar ins Ziel hineinbeißt. Und zwar bissig. Nun aber genug von Haifischzähnen und Bissen. Ich habe für die Rezension sehr lange gebraucht, weil ich mich selbst ein wenig unter Druck gestellt habe, der Geschichte gerecht zu werden. So ist das eben, wenn mir Geschichten so gut gefallen, dass ich Panik bekomme, gar nicht wiedergeben zu können, was sie für mich bedeuten. Nun aber mal los.
Kommen wir zur Geschichte die das Buch uns erzählt:
Kennt ihr solche Sätze wie „Das trau ich der gar nicht zu“ oder „Das kann die eh nicht“, etwas wie „Die sieht ja so und so aus, dann muss sie so und so sein.“ Schön = dumm, Dick = Faul, Blass = krank. Die Aufzählung der Schubladen könnte nun ins Unendliche gehen. Programmiererin Louisa traut man nichts zu, weil sie einfach zu schön ist. Und eine Frau. Ruben Stephanski traut man wiederum nicht zu, dass er auch ein Herz hat. Denn bekannt ist er aus der TV Show „Unter Haien“ als bissigster Hai. Louisa hat eine Software entwickelt (genauer gesagt eine App, die es Autisten ermöglicht, besser zu kommunizieren, und hinter die emotionalen Masken von Menschen zu schauen, um sie so einschätzen zu können), und braucht Investoren. Wir kennen dieses TV Format mit Löwen. Und ausgerechnet Ruben Stephanski ist es, der ihr nicht nur das Geld, sondern auch ein Jahr als ihr Mentor anbietet. Mit Büro, und allem Drum und Dran. Dass Ruben das nötige Geld dafür hat, kann man sich denken. Und was genau er in ihr sieht, was die anderen nicht sehen, weil sie Vorurteile haben. Und was Louisa in ihm sieht. Was die Welt in Ruben und Louisa sieht und…… überhaupt dieses „gesehen werden“, und wie man wahrgenommen wird…….. darum dreht sich die Geschichte. In ganz besonders schöner, lustiger, aber auch trauriger Form. Denn dass darin auch Liebe eine Rolle spielt, sollte jedem klar sein.
Cover und Titel:
Vorsicht: Hinter den Mauern und dem Cover dieses Romans steckt so viel mehr, als nur das perfekte Abbild eines Geschäftsmannes, eines Hais, der unnahbar und kalt ist. In den Blättern und den Seiten der Geschichte steckt eben genau dies, eine Geschichte, die uns von der Selbstwahrnehmung der Menschen erzählt, und davon, dass es okay ist, nicht perfekt zu sein. Damit steht das Cover in der Tradition seiner Geschichte. Es wird unterschätzt, und viele halten es ganz sicher „nur für einen weiteren dieser Liebesromane, die einen Kerl auf dem Cover haben“. Aber wie es bei Menschen auch ist, so sollte man dem Buch die Chance geben, und sich seine Geschichte hinterm Cover erzählen lassen. Denn diese ist nicht nur gut, sondern hat mir ganz nebenbei auch noch außergewöhnlich großartig gefallen. Und das nicht nur allein wegen den Thematiken, sondern auch wegen des einfühlsamen Schreibstils, der mich immer wieder in Nora Wellings Romanen überrascht, und mitreißt.
Ich glaube der Titel bezieht sich nicht auf den Hai Ruben, sondern auf alle Haie, die uns im Leben bedrohen, und vor denen wir geschützt werden müssen. Dieses Haifischbecken namens Leben. Ruben beschützt Lou vor den Hai – Tücken der Geschäftswelt, und sie ihn vor dem Hai, der einen in die Dunkelheit zerren will. Man ist hier im Buch eben Unter Haien.
Fazit und Gedankenallerlei:
Erstmal zu den Fakten. Denn wenn ich nun anfange zu schreiben, könnte es emotional und weniger faktisch werden. Teil 1 der „Unter Haien“- Dilogie. Alles ist gut recherchiert. Protagonisten, Macken und Makel. Die Sympathie war dauerhaft da und die Beschreibungen der Figuren so, als ob man sie direkt kennen würde, und mit ihnen ihre Geschichte erlebt. Ebenso wurden die Emotionen sehr detailgenau und realistisch beschrieben. Es ist humorig mit witzigen Stellen, aber auch mit denen, die einen nachdenklich zurücklassen. Das Buch hat wahrlich einen Humor, der mir genau liegt, mit vielen lustigen und witzigen Szenen, die einen während der Hai Lektüre zum Lachen bringen. So und nun….
Vielen Dank Nora Welling, dass du immer wieder Charaktere erschaffst, die sich weit außerhalb des Schwarz-Weiß Bereichs bewegen, bei denen man graben muss, die nicht das sind, was sie auf den ersten Blick scheinen, und deren Grauzwischentöne zwischen dem was Schwarz und Weiß ausmacht meist sehr tief gehen. Bis in die Nebenfiguren erscheinen alle Charaktere lebendig. Schwester Pauline, Freund Timon (räusper…. Dem ich seine eigene Story in Band 2 wünsche), sogar die Heilpädagogin, oder die Mitinvestoren der Show. Ich mag, dass Nora Welling den Finger in die Wunde hält. Die Wunde wovon? Die Wunde, dass sie bei ihren Protagonisten (die ich kenne) immer welche zum Leben erweckt, die ein Paket mit sich herumtragen, das man erst nach der Lektüre erkennt. Zumindest bei den mir bekannten Büchern ist das so. Erst nach dem Buch, nach der Lektüre, lernen wir die Protagonisten vollständig in ihrem Inneren kennen. Das tun wir dann dafür aber auch richtig und wahrhaftig. Denn die Protagonisten sind ein klarer Pluspunkt im Buch. In bisher allen. Und wer mich kennt weiß, Protagonisten sind soooo wichtig! Und nachdem wir sie mit all ihren Makeln kennenlernen dürfen, werden sie uns fast wie Freunde. So auch hier. Und hey. Immerhin bin ich nach der Lektüre mir einem Milliardär befreundet :D. Denn trotz, dass einige Charaktere aus einem Milieu der Reichen kommen, mit dem ich nichts am Hut habe (weil ich eben nicht reich bin), so waren sie mir sympathisch und ich konnte sie verstehen, und ihre Gedankengänge nachvollziehen. Das muss auch erstmal geschafft werden.
Wir haben eine Mischung aus vor Funken witzig sprühendem Humor und tiefdunkler Tiefe, die einen mit hinabzieht. Es ist ein Karussell aus Gefühlen, das einen erwartet. Von Grinsekatze über lautes Auflachen, von Schmunzeln bis zum Nachfühlen, und letztendlich sogar Tränen ist die gesamte Gefühlsfarbpalette dabei. Und ziemlich schnell wird es auch hier wieder geschafft, dass einem die Charaktere ans Herz wachsen, dass man mitleidet, mit ihnen lacht, sich mitfreut, und beinahe meint sie zu kennen und ihnen nah zu sein. Alles dank des tollen Schreibstils. Ebenfalls positiv aufgefallen ist mir, dass es sich im Buch nicht um eine Geschichte handelt, in der der reiche Kerl, das arme Prinzesschen rettet, und ihr ein Leben in Saus und Braus bietet, von dem sie nie zu hoffen gewagt hat. Ruben ist nicht belehrend, und zeigt ihr keine Welt, in der sie sich so und so benehmen muss, um klarzukommen. Beide gleichen sich in ihrer Art, nur in ihrem Umfeld nicht. Louisa ist zufrieden mit ihrem Leben jenseits der Reichen. Louisa rettet sich selbst. Und nebenbei auch noch Ruben. Doch nicht mit Geld, sondern nur mit ihrem Dasein. Vertauschte Rollen, und trotzdem ist Ruben nicht weniger männlich, weswegen es total toll zu lesen ist.
Wir sind gefangen in einem Netz aus Vorurteilen. Gegenüber dem bissigen, eiskalten Geschäfts-Hai. Gegenüber der Schönheit einer Frau, die automatisch nichts im Kopf hat, dumm ist. Die automatisch eine Affäre mit ihrem Boss anfängt, und die automatisch ihren besten Freund verführt, und allen anderen Frauen den Mann wegschnappt, nur, weil sie es eben kann. Herumschwirrende Vorurteile in uns Menschen. Eigentlich werden so viele wichtige Themen angesprochen und sind unterschwellig da, dass man gar kein direktes Hauptthema sieht. Bevormundung in allen Ecken, Verantwortung, Druck, Vorurteile, Selbstwahrnehmung, Vertrauen ineinander, und in sich selbst. Selbstwahrnehmungsstörungen. Belastung, Leistungsdruck, Selbstzweifel, nicht gut genug sein, aber auch Anziehungskraft. Anpassung, sich anpassen, (n)irgendwo zugehörig sein, Herausforderungen. Schubladendenken und „Freaks“. Alle müssen gleich sein, wie alle es wollen. (N)irgendwo reinpassend. Zu „Dies“ und zu „Das“. In Schubladen pressen, Menschen Grenzen setzen, die einengen. Etwas jemandem nicht zutrauen, weil man ihn unterschätzt. Unterschätzt sein. Unterbindung der freien Entfaltung. Anders sein, als die Leute einen gerne sehen, und in welche Schublade sie einen stecken. Versagensängste, nicht gut genug zu sein, oder nicht genug genug zu sein. Nicht zu genügen. Und….Kennt ihr euch mit Selbstwahrnehmungsstörungen aus? Irgendwann hat es klick gemacht beim Lesen. Alle sind sie da, und wollen im Buch bei der Louisa Ruben Hai Party dabei sein.
Die Geschichte umweht aber auch noch etwas Anderes. Das Ganze kommt sanft und nicht zu schnell daher, und man spürt trotzdem, dass da etwas zwischen den beiden ist. Ein Gefühl von nah, und sich doch fern sein. Abstand wahren mit Absicht, und doch nicht voneinander lassen können, beziehungsweise die Anziehung spürend. Man spürt die Anziehungskraft, und doch ist auch hier die Thematik des Romans gegeben. Dass es nicht sein darf, dass ein Investor mit einer Mitarbeiterin etwas anfängt. Dass ein reicher Milliardär und eine zwar aufstrebende aber doch normale Frau aus verschiedenen Welten kommen. Die Frage ist nun, wo das Ganze hinführt, und genau das bekommen wir in der Geschichte zu lesen. Das Ziel, ob etwas funktionieren kann, selbst wenn es nicht typisch ist. Und die Frage ob man aufgebaute Mauern fallen lassen kann, um zu entdecken, was sich dahinter verbirgt. Das Untypische, die Verletzlichkeit, Emotionen, oder gar die reine Wahrheit des Seins, wie man ist, und nicht, wie man sich gibt? Und trotz, dass Louisa heimlich und anfänglich für Ruben schwärmt, haben wir keine Situation, in der die Protagonistin dahinschmilzt, denn auch wenn diese Situationen der Bewunderung da sind: Louisa bleibt sich treu, auch in ihren Prinzipien. Und die Anziehungskraft zwischen den beiden ist gegeben, auf Gegenseitigkeit beruhend. Was natürlich in anderen Romanen auch so ist. Aber hier ist es richtig fühlbar, und ich finde, es ist auch ein Gleichgewicht gegeben. Keiner von beiden, weder Ruben noch Lou, sind in ihrer Anbetung des jeweils anderen übertrieben, und trotzdem merkt man die Anbetung. Klingt merkwürdig? Ja, aber ich finde auch ein wenig verständlich :D.
Ich mag Bücher, in denen Dinge angesprochen werden, die so normal nicht in das Bewusstsein der Menschen kommen würden. Dinge, über die man nachdenken muss, die zum Nachdenken anregen. Vielleicht sogar über den Umgang der Menschen miteinander. Die davon handeln, wie wir denken, die uns einen Spiegel vorhalten in unserem Benehmen, und unserer Wahrnehmung untereinander. Wenn das alles gegeben ist, finde ich Bücher richtig gut. Und hier alles drin. Ich hoffe natürlich nur, dass die Botschaften auch bei anderen Lesern ankommen, und dass sie einen Denkanstoß geben, für den menschlichen Umgang. Und wie es immer in Büchern ist, die ich mag, so findet sich auch hier wieder ein Thema, das unterschwellig unter der Geschichte lauert, und das zum Nachdenken anregt. Selbstwahrnehmungsstörungen als Thematik sind definitiv vorhanden, und man findet sie in sanften Untertöten im Text sowohl, als auch direkt angesprochen in den Zweifeln und Selbstzweifeln der Protagonisten. Im Buch wird das oft als Hochstaplersein beschrieben. Dieses Gefühl, wenn man von sich selbst denkt, man sei nicht genug, könnte etwas nicht, und gar nicht so recht weiß, warum manche Leute so große Stücke auf einem halten, was sie natürlich tun können, weil man besonders und gut in etwas ist. Nur man selbst sieht das nicht so, weil man eine andere Wahrnehmung seines Selbst hat. Jemand der darunter leidet, wird sich selbst darin erkennen. Oder auch nicht. Gestörte Selbstwahrnehmung eben.
Es geht im Buch oft darum, einer allgemeinen Weltsicht nicht zu entsprechen. Nicht so zu sein, wie die anderen. Andersartig zu sein. Nicht typisch zu sein. Typisch blond, typisch sexy, typisch jung und wild, typisch unbelehrbar, typisch innovativ, typisch unerfahren. Nicht in Stereotypen zu denken. Nicht in Schemas. Nicht in genaue Schablonen zu passen, die die Welt uns aufdrücken will. Nicht dem Status Quo zu entsprechen, und sich aus diesem herauszuwagen in etwas Neues. Um Menschen die in einem nur das sehen, was sie in einem sehen wollen. Aber es geht natürlich auch darum, was Menschen von uns erwarten, was sie in uns sehen, wie wir miteinander kommunizieren, wie wir einander anlügen, und ob wir die Lügen glauben oder nicht, ob die Wahrheiten gesagt werden, und darum wie die gesamte Kommunikation zwischen Menschen ist, samt Missverständnissen, Missverstehen, und Ehrlichkeit.
Und irgendwie hat sich wohl auch eine Szenerie ins Buch geschlichen, die besagt und uns zeigt, dass es manche Menschen gibt, die denken, nur, weil sie mehr Erfahrung im Leben haben, sind sie die einzigen, die Erfahrungen haben. Verständnis für jüngere Menschen, die etwas geschafft haben, gibt es nicht, und wenn ja, dann müssen sie doppelt so hart arbeiten um akzeptiert und anerkannt zu werden, weil immer noch alle denken, man sei zu jung, ODER zu hübsch. Oder man macht gar das Falsche aus seinem Leben und kommt hoffentlich zur Vernunft, um etwas Richtiges daraus zu machen (was von manchen Eltern gerne mal erwähnt wird). DA sind die, die wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, die keine Veränderungen wollen, keine Neuerungen, keine neuen innovativen Wege, die alles verteufeln, was mit modernen Innovationen zu tun hat, und diesen keine Chance geben, weil sie denken Althergebrachtes ist das Beste. Ist es aber nicht. Weiterentwicklung muss sein.
Es geht um Selbstverständnis, dazu zu stehen, was man ist, niemandem etwas vorzuspielen, so zu sein, wie man wirklich ist, und nicht für andere etwas zu sein, weil diese möchten, DASS man anders ist. Dass sie denken, man sei falsch, so wie man ist, und muss sich nun anpassen. Das hat mich teilweise richtig mitgenommen, weil die Thematik sehr nah an der Realität dran war, aber es hat natürlich auch gutgetan, weil man im Buch Dinge gefunden hat, mit denen die Protagonisten umgehen können, und Szenen, in denen einem gezeigt wird, dass man selbst das dann auch schaffen könnte. Was ich sehr gut fand. Zu sich selbst zu stehen ist also wichtig. Aber auch das Thema Schwäche (und diese Schwäche zeigen, wird einem dann als Schwäche ausgelegt, und das in einer Welt, in der man keine Sekunde lang Schwäche zeigen darf) wird uns aufgezeigt. Getrieben und gehetzt zu sein, den Erfolg zu halten. Getrieben, dass die Nachahmer und anderen Haie nicht zubeißen, und die Gelegenheit wahrnehmen, den Moment der Unachtsamkeit zu nutzen, um mehr Erfolg zu haben. Ein Hinterherjagen? Ein Davonjagen? Ein Gejagtwerden? Wer hinter das Cover blicken will, muss den Sprung ins Haifischbecken wagen um die wahren Haie der Menschen im Leben zu erkennen. Nicht immer bedeuten der Sprung ins Haifischbecken auch die Begegnung mit einem Hai oder Haien. Wer ist der wahre Hai in unserem Leben? Wer jagt und? Was jagt uns? Was treibt uns voran? Wer hier ins Haifischbecken springt, trifft auf unerwartete Haie des Lebens. Oftmals ist es so, dass wir uns anders sehen, als der Rest der Welt uns sieht. So auch hier. Attraktivität und Leistungsfähigkeit kann dafür sorgen, dass andere in uns Schönheit und Macht sehen, und nicht, was sich dahinter wirklich verbirgt. Ruhe und Alleinsein wird oftmals ausgelegt als Unnahbarkeit und Kälte. Schaut also genau hinter die Cover der Menschen.
Heutige Rezensionslied. Weil es Menschen gibt, die uns kleiner machen wollen, als wir sind, selbst, wenn wir wahre Größe zeigen, weil wir nicht auf ihre Versuche eingehen:
„There was a time when I felt like I cared.……that I was shorter than everyone there. People made me feel like life was unfair………and I did things that made me ashamed. Cos I didn't know my body would change………….I grew taller than them in more ways. But there will always be the one who will say……..something bad to make them feel great“
Schon die Leseprobe von „Late Night – unter Haien“ hat mich in ihren Bann gezogen und das Buch hat das gehalten, was die Leseprobe versprochen hat.
Von Anfang an haben mich Louisa und Ruben mit auf ihren ...
Schon die Leseprobe von „Late Night – unter Haien“ hat mich in ihren Bann gezogen und das Buch hat das gehalten, was die Leseprobe versprochen hat.
Von Anfang an haben mich Louisa und Ruben mit auf ihren Weg genommen und auch das ganze Buch durch bei sich behalten.
Direkt zu Beginn werden die beiden völlig verschiedenen Welten, in denen sich Louisa und Ruben bewegen, klar dargestellt. Auf der einen Seite das Informatik-Genie Louisa, das von ihrer Familie klein gehalten wird, weil sie den Lebensentwurf, der ihrer Familie für sie vorschwebt, nicht teilt. Ihr Herzensprojekt ist die App micronounce. Ihr ist wichtig, dass sie damit Menschen wie ihrer Schwester Pauline helfen kann und nicht das Geld, das sie mit micronounce verdienen könnte. Auf der anderen Seite der Ruben, bereits als Teenager hocherfolgreich und nach außen hin mit dem perfekten Leben. Er will / kann als Investor keine Schwäche zeigen – weder mental noch körperlich. Aber unter seiner Oberfläche brodeln (Versagens)Ängste, die im Laufe des Buches zu Tage treten und mit einem völligen Zusammenbruch enden. Aufgrund der Abhängigkeit, in der sie zueinander stehen, versuchen die beiden zunächst, die Anziehungskraft, die zwischen ihnen herrscht, zu ignorieren, was natürlich nicht funktioniert. Im Laufe der Zeit lässt Ruben Louisa immer weiter an sich heran und sie versucht ihm beizubringen, dass er für sie nicht perfekt sein muss, dass er Mensch sein darf. Weiterhin zeigt sie ihm mit ihrer Leidenschaft für ihre App, weshalb er ursprünglich einmal als Investor für Start-Ups / Gründer an den Start gegangen ist.
Der Schreibstil ist toll zu lesen und sorgt für ein flüssiges Lesevergnügen. Die beiden Hauptcharaktere, aber auch die Nebenfiguren, werden gut eingeführt und lebhaft beschrieben, sodass man sich direkt ein gutes Bild der Figuren machen kann. Die Figuren entwickeln sich im Verlauf toll. Louisa wächst an ihren Aufgaben, ist nicht mehr das „verhuschte“ Mäuschen sondern steht für das ein, was sie will (beruflich wie privat). Ruben wird nahbarer, vertraut und stellt fest, dass er nicht perfekt sein muss, um geliebt zu werden.
Allerdings ist mir am Ende (also im Prolog) alles ein bisschen zu plötzlich zu in Ordnung. Da fehlt mir ein Übergang. Aber Louisa und Ruben sind mir über das Buch hinweg so ans Herz gewachsen, dass ich ihnen das „schnelle“ Ende gerne verzeihe.
Das Cover gefällt mir nicht so gut. Ich mag Menschen auf Covern einfach nicht. Ich male mir die Figuren sehr gern selbst aus und ein Mensch / Mann auf dem Cover drängt meine Vorstellungskraft dann schon zu sehr in eine Richtung. Die dunkle Farbe hingegen passt richtig gut zum „gefährlichen“ Hai Ruben.
Alles in allem ist „Late Night – unter Haien“ ein wunderbarer Liebesroman mit einer kleinen Prise Erotik, der sich wunderbar lesen lässt und der einen mit seinen Hauptfiguren leben und leiden lässt.
Bei Late Night: Unter Haien handelt es sich um eine Office Romance, die auf einer Investoren-Show à la Die Höhle der Löwen beruht. Unsere Jungunternehmerin Louisa bekommt für ihr App-Geschäftsmodell eine ...
Bei Late Night: Unter Haien handelt es sich um eine Office Romance, die auf einer Investoren-Show à la Die Höhle der Löwen beruht. Unsere Jungunternehmerin Louisa bekommt für ihr App-Geschäftsmodell eine Zusage des erfolgreichen Investors Ruben.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der beiden Protagonisten erzählt. Der lockere Schreibstil der Autorin vermittelt wunderbar die unterschiedlichen Welten, aus denen sie kommen, und demnach auch die unterschiedlichen Ansichten, die sie jeweils mitbringen.
So steht auf der einen Seite Ruben, der von jungen Jahren an in Richtung Erfolg und Leistungsdenken getrimmt wurde. Und auf der anderen Seite haben wir Louisa, die eine App entwickelt hat, um Menschen zu helfen. Natürlich will Louisa mit dieser App Geld verdienen - aber nicht um jeden Preis, und so kann man sich gut vorstellen, dass da Welten aufeinander prallen. Wenn man dann auch noch die körperliche Anziehung und das Kribbeln zwischen den beiden Protagonisten daruntermischt, entsteht das perfekte Kochrezept für eine moderne Office Romance.
Für mich hat die Autorin einerseits einen realistischen Zugang zu Start-ups und Bürobetrieb gezeigt. Andererseits hat sie auch hervorragend ein wenig tiefgreifendere Themen mit einfließen lassen, so etwa die Situation, wie es ist, als junge Frau in einer Technik-Domäne Fuß fassen zu wollen. Oder auch der Druck (sowohl von außen als auch der, den man sich selbst macht), um in der knallharten Geschäftswelt bestehen zu können. Diese Themen regen intensiv zum Diskutieren und weiteren Recherchieren an.
Kurzum: ich hätte mit einer seichten Office Romance gerechnet. Was ich bekommen habe, war aber so viel mehr, so viel tiefgreifender, so viel realistischer... Und dennoch ist auch der Aspekt der Liebe in diesem Roman nicht zu kurz gekommen. Ganz großes Kino, ganz große Leseempfehlung!
Louisa ist der Kopf hinter der App Micronounce, die Menschen mit einer Autismus Spektrum Störung das Kommunizieren erleichtert. Um die App groß zu machen geht sie zu Unter Haien, einer Sendung, in der ...
Louisa ist der Kopf hinter der App Micronounce, die Menschen mit einer Autismus Spektrum Störung das Kommunizieren erleichtert. Um die App groß zu machen geht sie zu Unter Haien, einer Sendung, in der Gründer ihre Idee Investoren vorstellen und diese einen Deal anbieten.
Als Louisa mit einem Deal und einer Mentorenschaft durch Ruben Stephanski, einem jungen schwerreichen Unternehmer, nach Hause geht, scheint sie es geschafft zu haben. Sie zieht mit ihrem Büro in das Gründerzentrum von Ruben und arbeitet ohne Unterlass. Allerdings sind sich Louisa und Ruben nicht ganz unsympathisch, auch wenn sie sich das nicht unbedingt zugestehen wollen. Ist denn überhaupt Platz und Zeit für die Liebe?
Vorweg: Große Liebe für Nora Wellings Schreibstil! Ich habe ihn schon liebgewonnen und mit diesem Buch nur noch mehr! Jedes Wort wirkt so perfekt platziert, die Umgebung so gut beschrieben, dass ich das Gefühl hatte genau da zu stehen. Das Buch belehrt nicht, es zeigt einem eine andere Welt, einen anderen Blick auf ein Thema.
Nun zu den Charakteren: Ich habe sowohl die Protagonisten als auch die Nebencharaktere so liebgewonnen, ganz besonders Louisas Schwester, die selbst eine Autismus Spektrum Störung hat und einfach ehrlich und gerade heraus ist. Sarkasmus kann sie nicht verstehen.
Das macht die eine oder andere Szene amüsant und absolut herzerwärmend. Louisa wächst in ihre Rolle als Gründerin toll rein und zeigt, dass Schubladendenken leider viel zu häufig geschieht und eine hübsche Frau eben nicht nur das ist-eine hübsche Frau und keine ernstzunehmende Geschäftspartnerin. Ruben ist ein totaler Workaholic, den ich nur zu gerne in den Feierabend geschickt hätte^^
In dieser Office Romanze sind die Parts relativ gleichwertig, auf der einen Seite Ruben Stephanski, der reiche Chef, der rund um die Uhr arbeitet, der seit seiner Kindheit auf Erfolg getrimmt ist und an sich nicht weniger Ansprüche als Erfolg hat. Und auf der anderen Seite Louisa, die aus persönlichen Gründen eine App entwickelt, um Menschen zu helfen. Auch da lässt sie sich nicht die Butter vom Brot nehmen und arbeitet hart für ihren Traum. Wenn sie etwas möchte, dann bleibt sie am Ball.
Die beiden sind unterschiedlich und sich doch ähnlich. Es war so schön zu beobachten, wie sie Ruben eingeladen hat ihre Welt kennenzulernen, die mit viel weniger Geld und Reichtum gefüllt ist und zu sehen, wie sie mit seiner Unterstützung über sich hinaus gewachsen ist.
Ein ganz zentraler Punkt in diesem Buch ist die mentale Gesundheit Rubens. Dieses Buch beleuchtet ein Thema, dass nicht allzu oft Gehör findet, oft sind die Chefs eben als solche stark und mit sich im Reinen. Das es aber auch anders aussehen kann ist so wichtig!
Das Thema mentale Gesundheit wird immer mehr enttabuisiert, was ich nur unterstützen kann.
Insgesamt hat mich das Buch absolut überzeugt durch seine ernste Seite, aber auch durch seine Einblicke in die Geschäftswelt und hinter die Kulissen einer Fernsehproduktion sowie durch Einblicke in das Gründertum und ein solches "Denkzentrum". Es gab so viel spannendes zu entdecken, dass ich mich freuen würde, die eine oder andere Idee auch in echt zu haben! Ein Buch, welches eben nicht mit den typischen Cliches arbeitet und dadurch umso überraschender ist!
Ich kann es Leser:innen empfehlen, die nicht typische Office Romanzen suchen mit nicht typischen Themen und Hintergründen. Für Fans der Autorin ist die neue Reihe ein echtes Schmankerl!
Anschließend möchte ich mich noch bei Nora Welling für die Autorenbegleitung bedanken! Es ist immer wieder etwas besonderes, weitere Informationen zu der Geschichte zu erhalten.
Ebenso möchte ich mich bei der Lesejury und dem Lübbe Verlag für diese Leserunde bedanken!