unterhaltsam, aber irgendwann auch anstrengend
"Sobald in deinem Leben irgendwas Gutes passiert, gibst du dir alle Mühe, es loszuwerden.“
(ein Freund zu Lucian in Things we left behind)
Worum geht’s?
Lucian Rollins ist ein skrupelloser Geschäftsmann, ...
"Sobald in deinem Leben irgendwas Gutes passiert, gibst du dir alle Mühe, es loszuwerden.“
(ein Freund zu Lucian in Things we left behind)
Worum geht’s?
Lucian Rollins ist ein skrupelloser Geschäftsmann, der sich vor nichts und niemanden fürchtet – bis auf vor Sloane Walton, der frechen Kleinstadt-Bibliothekarin, die Lucian gerade mal bis zur Brust reicht. Denn Sloane und Lucian verbinden nicht nur verborgene Gefühle, sondern auch ein altes Geheimnis, das droht, Lucians Rachepläne zu durchkreuzen. Sloane kann Lucian nicht ausstehen, doch als sie in die Schusslinie gerät, weicht Lucian ihr nicht mehr von der Seite. Und nicht nur die Wortgefechte zwischen ihnen werden hitziger …
Things we left behind ist Band 3 der Knockemout-Reihe. Die Geschichte ist grundsätzlich in sich geschlossen, Vorkenntnisse aus Band 1 und 2 sind jedoch hilfreich. Charaktere der Vorbände kommen vor, Spoiler sind somit möglich.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch wird durch Sloane und Lucian in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet sexuellen Content. Es sind potenziell triggernde Thematiken aus dem Bereich häusliche Gewalt enthalten.
Meine Meinung
Das große Finale! Auf kaum ein Buch habe ich mich 2023 mehr gefreut als auf Things we left behind, denn endlich nach zwei Büchern, wo Sloane und Lucian sich an die Gurgel gegangen sind (und man stets gemerkt hat, dass da aber eigentlich mehr ist), kriegen wir die Geschichte der beiden – die Vorgeschichte, die Gegenwart und hoffentlich die Zukunft. In vielen Punkten war das Buch anders als erwartet, aber von Anfang an.
Schon seit zwei Bänden habe ich Lucian und Sloane erlebt und mich stets gefragt, wieso bei beiden so eine krasse Anziehung herrscht, aber so viel Wut dazwischenliegt. Vor allem Lucian hat immer wieder seine (für seine Verhältnisse) weiche Seite gezeigt und Sloane ist regelmäßig in die Luft gegangen. Und nun gibt es Rückblenden auf ihre Jugendzeit, die alles erklärt. Beide waren Nachbarn und es ist jede Menge passiert, was das Leben beider nachhaltig geprägt hat – Sloane ist einen anderen Weg gegangen als geplant, Lucian ist der gefühlskalte Problemlöser geworden, der sich keine Gefühle eingesteht, weil Gefühle schwach und angreifbar machen. Die Vibes von Things we left behind sind in vielen Punkten anders als bei Band 1 und 2. Schwere, drückender, vor allem aber auch bedrückender. Das liegt einerseits daran, dass Sloane gerade ihren Vater verloren hat, sodass viele Erinnerungen an ihn, das Thema Verlust und Trauer viel Raum in der Geschichte einnimmt. Andererseits liegt es aber auch an den Einblicken in die Vergangenheit, wo man mit Sloane und Lucian erlebt, wie eine Kindheit nicht sein sollte und wie Entscheidungen Leben für immer verändern können. Es hat mich teilweise echt sehr betroffen gemacht, wie viel Lucian durchmachen musste. Und auf eine verquere Art und Weise konnte ich auch nachvollziehen, wieso Sloane in der Gegenwart so sehr eine Wut triggert. Wut, nicht Hass. Auch wenn er sich dahinter verstecken möchte, ist da kein Hass. Nur ein mittlerweile erwachsener Mann, der nie gelernt hat, wie gut Liebe sein kann und alles schlechte aus der Vergangenheit auf eine Nacht projiziert, die für ihn und Sloane die Weichen der Zukunft gestellt hat.
Das Buch hat daher auch nicht ganz so viel Humor und Witz wie die Vorbände und ist in vielen Punkten auch nicht ganz so überdreht. Das hat mir gut gefallen, da es zu den Charakteren passt. Natürlich gibt’s aber auch jede Menge Wahnsinn, lustiges Drumherum, wahnwitzige Ideen von Naomi und Lina, brüderliche Reibereien mit Knox und Nash, cosy crazy Kleinstadt-Vibes und all das, was man mag. Aber eben etwas abgeschwächter. Dafür erhält der Leser Einblicke in Lucians „Problemlöserwelt“, die teilweise wahnsinnig absurd, aber eben auch auf den Punkt daherkommt. Lucian ist kein Engel, aber bei weiten auch nicht der Teufel, den man erwartet. Seine beschützerische Art gegenüber Sloane, die er auf eine etwas andere Art manchmal zeigt, kann überzeugen. Ja, ich habe beim Lesen sehr oft schmunzeln müssen. Die beiden sind wie ein tollpatschiger Walzer, bei dem man genau weiß, was los ist, aber die Kommunikation und die Wunden der Vergangenheit wie eine tickende Zeitbombe zwischen ihnen liegt. Leider muss ich aber sagen, dass ich das Push and Pull, das „wir haben jetzt einmal Sex und dann ist dieses Problem gelöst“, das Hate-Love-Getue, die überraschend einfühlsamen Momente Lucians bis zu einem gewissen Grad wahnsinnig genossen habe, aber irgendwann war das Buch dafür zu lang. Es fühlte sich wie ein Karussell an, bei dem man irgendwann einen Drehwurm hatte, aber der Ansager schreit „und noch eine Runde“. Deswegen hatte ich gegen Ende hin ein wenig Probleme, am Ball zu bleiben, weil ich es doch irgendwann etwas anstrengend fand. Als dann auch noch plötzliche Entscheidungen getroffen werden und vorige Gedanken ohne große Erklärung über den Haufen geworfen werden, war ich doch ein wenig enttäuscht. Dem Buch ging hinten heraus irgendwie die Luft aus, aber bis dahin habe ich es wahnsinnig geliebt.
Wie bei Lucy Score üblich gab es auch wieder eine Crime Storyline, in diesem Fall als Fortsetzung der Vorbände (die Handlung um Anthony Hugo) und als neue Handlung um einen der Fälle, den Sloane Vaters bearbeitet hat. Anfangs kam mir das ein wenig viel vor, aber es hat gut in die Handlung gepasst und für einige Aufregung gesorgt. Natürlich kommen auch die bekannten Gesichter der Vorbände wieder vor, wobei etwa Waylay dieses Mal kaum da ist und es viel um Stef und Jeremiah geht. Vermutlich wäre das Buch seitentechnisch explodiert, wenn alle noch mehr Raum gehabt hätten. Andererseits hätte ich mir das schon gewünscht, vor allem wenn man dafür vielleicht die 20. Runde im Fight von Lucian und Sloane hätte umgehen können. Insgesamt hat mich das Buch im Großteil begeistert, aber gerade hinten heraus sehr angestrengt. Es war aber auch anders, als ich es erwartet hatte.
Mein Fazit
Things we left behind ist ein würdiger Abschluss einer besonderen Reihe. Sloane und Lucian können gut unterhalten, irgendwann wurde es mir aber doch etwas zu viel. Das Buch ist etwas drückender als die Vorbände, bringt aber auch viel Witz und ein bisschen Crime mit.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]