Cover-Bild Ich bleibe hier
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10,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 24.06.2020
  • ISBN: 9783257610079
Marco Balzano

Ich bleibe hier

Maja Pflug (Übersetzer)

Ein idyllisches Bergdorf in Südtirol – doch die Zeiten sind hart. Die Leute werden vor die Wahl gestellt: entweder nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien zu bleiben. Trina entscheidet sich für ihr Dorf, ihr Zuhause. Als die Faschisten ihr verbieten, als Lehrerin tätig zu sein, unterrichtet sie heimlich. Und als ein Energiekonzern für einen Stausee Felder und Häuser überfluten will, leistet sie Widerstand – mit Leib und Seele.

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Veröffentlicht am 24.06.2020

Ein aussichtsloser Kampf

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Im Zweiten Weltkrieg werden die Südtiroler zum Spielball der politischen Verhältnisse. Hitler und Mussolini treffen eine Abmachung und die Südtiroler sollen wählen, ob sie in ihrer Heimat bleiben oder ...

Im Zweiten Weltkrieg werden die Südtiroler zum Spielball der politischen Verhältnisse. Hitler und Mussolini treffen eine Abmachung und die Südtiroler sollen wählen, ob sie in ihrer Heimat bleiben oder auswandern ins „Deutsche Reich“. Viele Wandern aus, aber die junge Trina beschließt zu bleiben. Als ihr verboten wird, weiter als Lehrerin tätig zu sein, unterrichtet sie heimlich in Kellern und Scheunen. Sie bleibt in ihrer Heimat. Doch später will ein Energiekonzerneinen Stausee errichten und ihr Dorf soll überflutet werden. Trina leistet Widerstand mit aller Kraft.
Dies war mein erstes Buch des Autors Marco Balzano und es hat mich sehr beeindruckt. Die Beschreibungen lassen Bilder entstehen, die auf mich authentisch, aber auch ziemlich düster wirken. Das Leben in Südtirol ist hart und der Krieg trägt auch noch seinen Teil dazu bei. Als das alles überstanden ist, kommt der nächste Schlag – die Zurückgebliebenen sollen weichen, da ihre Heimat überflutet werden soll.
Das was dort in Südtirol geschehen ist, ist real, wie der Kirchturm beweist, der aus dem Rechensee ragt. Trina allerdings ist eine fiktive Person.
Wer am Rande des Braunkohltagesbaus lebt wie ich, kann gut nachvollziehen, was es bedeutet, wenn einem die Heimat genommen wird. Trina ist tief mit ihrer Heimat verwurzelt. Sie ist eine mutige und starke Frau, die es ihr Leben lang nicht leicht hat und vieles ertragen muss. Doch trotzdem kämpft sie und hat doch keine Chance, denn was können die Menschen schon gegen die wirtschaftlichen Interessen eines großen Konzerns ausrichten. Auch die anderen Charaktere sind authentisch dargestellt.
Diese sehr emotionale Geschichte stimmt sehr nachdenklich und hallt noch lange nach. Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen und ich kann ihn nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 24.06.2020

Wie brutal Geschichte sein kann

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Marco Balzano liefert mit seinem Roman „Ich bleibe hier“ ein spannendes Stück Geschichte, basierend auf Tatsachen und gibt am Ende in den Anmerkungen einen persönlichen Einblick in seine Arbeit/ Recherche.
Graun ...

Marco Balzano liefert mit seinem Roman „Ich bleibe hier“ ein spannendes Stück Geschichte, basierend auf Tatsachen und gibt am Ende in den Anmerkungen einen persönlichen Einblick in seine Arbeit/ Recherche.
Graun im Vinschgau. Ein Dorf wie viele, könnte man meinen. Aber dieses Dorf liefert viel Stoff für eine Geschichte, die ihresgleichen sucht und gleichzeitig auch zeigt, wie brutal Geschichte sein kann. Spannend beschreibt Balzano die Geschehnisse rund um das Dorf. Faschisten, Nazis und ein irrsinniger Staudamm, beziehungsweise dessen Bau. Das Dorf wird von allen Seiten gebeutelt. Und als Leser*innen sind wir mitten im Geschehen. Dass dies so gut funktioniert liegt auch am Schreibstil des Autors. Er zeichnet die Szenen perfekt, lässt die Bilder wirken.
„Wir sollten wegziehen von diesem verfluchten Ort, wo nur eine Diktatur auf die andere folgte und man auch ohne Krieg keinen Frieden mehr fand.“ [144]
Eindrucksvoll zeigt Balzano, dass man für seine Sache kämpfen muss. „Der Faschismus wird enden, diese Leute werden wegziehen, und wir werden wieder unser gewohntes Leben führen.“ [56] Einfach die Augen zu verschließen ist keine Option. „Stillschweigend lassen die Leute jeden Tag zu, dass das Grauen seinen Lauf nimmt.“ [79]
Sein Werk gliedert Balzano in drei Teile, lässt die Charaktere mit Fortgang der Geschichte stärker auftreten und zeigt die zerstörerische Wirkung des Hasses, welche das Dorf mit voller Wucht trifft.
„Wenige in Graun konnten lesen, aber keiner verstand diese Sprache, die nur die Sprache des Hasses war.“ [70]

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Veröffentlicht am 12.06.2020

Eine unglaublich berührende, emotionale Geschichte, grandios erzählt!

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Graun in Südtirol ist ein kleines Bergdorf, vor dem auch die Nazis und die Faschisten nicht Halt machen. Die Bewohner des Örtchens werden vor die Wahl gestellt – entweder nach Deutschland zu emigrieren ...

Graun in Südtirol ist ein kleines Bergdorf, vor dem auch die Nazis und die Faschisten nicht Halt machen. Die Bewohner des Örtchens werden vor die Wahl gestellt – entweder nach Deutschland zu emigrieren oder als Bewohner Italiens immer ein Mensch zweiter Klasse zu sein. Doch damit nicht genug, denn der Ort soll geflutet werden, weil ein Energiekonzern einen Stausee bauen möchte, um somit Strom für die umliegenden Dörfer zu gewinnen. Trina entscheidet sich, in ihrer Heimat zu bleiben, doch um welchen Preis…

Auch ich bin schon oft am Reschensee vorbeigefahren, habe den stolzen Kirchturm aus dem Wasser ragen sehen und mich immer gefragt, wie es den Dorfbewohner ergangen ist, als sie ihren Wurzen entrissen wurden.
Marc Balzano verwebt hier gekonnt die historischen Fakten mit einer fiktiven Geschichten und lässt so den Leser hautnah alles miterleben, wie es sich damals zugetragen haben könnte.
Irgendwie fühlt es sich so an, als würde man zu Trinas Füßen sitzen und ihren Worten lauschen, denn Balazno wählt ein geschicktes stilistisches Mittel. Er lässt Trina ihre Erinnerungen erzählen, spricht den Leser somit direkt an und verwandelt seine Worte in Bilder.
Das kleine Dörfchen Graun wächst vor meinem inneren Auge und ich bin ein Teil der Dorfgemeinschaft, die immer wieder durch äußere Einflüsse erschüttert wird. Sei es durch die Schwarzröcke oder den Krieg, den Hunger in den Kriegswintern oder die Angst vor den braunen Schergen.
Angst und Entbehrung sind ständige Begleiter und dadurch wird das Buch zu einem unglaublich intensiven Leseerlebnis. Trinas Erinnerungen werden zu meinem Lebensweg und ich leide mit ihr mit, zittere vor Kälte, spüre den bohrenden Hunger und fühle die unendliche Erleichterung, dass der Krieg endlich vorbei ist.
Doch damit nicht genug, denn mit dem immer wieder verschobenen Bau es geplanten Stausees keimt erneut die Hoffnung auf, dass alles wieder gut wird. Balzano lässt hier sehr schön das kleine Pflänzchen Hoffnung aufblühen, bevor er die Bewohner von Graun erneut dem Leid aussetzt. Wie haben sie gekämpft, um doch noch ihr kleines Dorf zu erhalten- doch gegen Macht und Geldgier sind die Bauern machtlos.
Der Autor schildert mit ungeschönten Worten, wie hart man hier vorgeht, um den vermeintlichen Fortschritt voranzutreiben – falsche Versprechungen, Enteignungen und das Brechen des ungezähmten Willens der Bewohner sind an der Tagesordnung, nur um endlich ans Ziel zu kommen.
Der Glockenturm im See ist bis heute Mahnmal und Erinnerung zugleich – eine unglaublich berührende, emotionale Geschichte, grandios erzählt!

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Veröffentlicht am 02.06.2020

Ich bleibe hier

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Trina lebt schon ihr ganzes Leben in dem idyllischen kleinen Tal in Südtirol. Von dem Terror der Faschisten, erst unter Mussolini später unter Hitler führt sie gemeinsam mit ihrer Familie ein einfaches ...

Trina lebt schon ihr ganzes Leben in dem idyllischen kleinen Tal in Südtirol. Von dem Terror der Faschisten, erst unter Mussolini später unter Hitler führt sie gemeinsam mit ihrer Familie ein einfaches und stellenweise beschwerliche Leben, auf das sie dennoch mit einem großen Herzen zurückblickt. Hat sie während der Herrschaft der Faschisten gemeinsam mit ihrem Mann um ihr Leben fürchten müssen, so macht ihr nach dem Ende derer Schreckensherrschaft ein Energiekonzern das Leben schwer, welcher sie nicht nur enteignen will, sondern zugleich die Wurzeln ihrer Existenz und der ihrer Familie zu Gunsten des Fortschritts und des Kommerz mit Wasser fluten will. Wird Trina dennoch schützen können, was sie liebt? Was braucht es, um mit Erfüllung auf ein langes Leben rückblicken zu können und was wurde aus dem idyllischen Bergdorf in Südtirol dessen ganze Existenz bedroht zu sein schien?  


Marco Bolzano ist mit seinen Werk "Ich bleibe hier" eine fesselnde und zugleich äußerst beeindruckende Geschichte gelungen, welche aus der Sicht Trinas erzählt wird. Eindrücklich und ohne viel Schnickschnack erzählt er aus Trinas Leben, den harten Momenten voller Trauer, Angst und Hass ohne dabei den Blick auf all das Schöne zu verlieren. Beinahe poetisch schildert er die Umstände des einfachen Lebens, welches die Leute in dem idyllischen Bergdorf nicht nur ihren Lebensraum sondern zugleich ihre Heimat sehen. Auch ließ er mich dabei nachdenklich zurück. Was ist Heimat und was braucht ein Mensch um Glück zu empfinden? Der Schreibstil Bolzanos konnte mich durch seine Authentizität sowie durch seine schnörkellose Erzählweise für sich gewinnen. Auch die Unterteilug der einzelnen Abschnitte sowie der Kapitel habe ich als angenehm empfunden. Insgesamt ist es dem Autoren gelungen auf 280 Seiten unaufgeregt und dennoch mit viel Gefühl die Geschichte einer starken Frau zu erzählen, welche mich sehr beeindruckt hat. Auch die schlichte Covergestaltung wirkt passend zum Inhalt, was mir zusätzlich gut gefallen hat. 

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Veröffentlicht am 30.05.2020

Starke Geschichte

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"Ich bleibe hier" von Marco Balzano erzählt die Geschichte der beiden Dörfer Graun und Reschen in Südtirol in der Zeit mit Hauptaugenmerk auf das Leben von Trina Hauser.

Trina Hauser, die Leherin werden ...

"Ich bleibe hier" von Marco Balzano erzählt die Geschichte der beiden Dörfer Graun und Reschen in Südtirol in der Zeit mit Hauptaugenmerk auf das Leben von Trina Hauser.

Trina Hauser, die Leherin werden möchte und auch die Prüfung besteht. Nachdem sie diese bestanden hat, verändert sich die Welt um sie herum. Deutsch sprechen und lehren wird verboten. Darauffhin unterrichtet sie die Kinder im Untergrund und es ergeben sich einige brenzlige Situationen. Ihre beste Freundin, ebenfalls Lehrerin wird nach ihrer Entdeckung verbannt.
Sie heiratet Erich, einen Bauern aus dem Dorf und bekommt mit ihm 2 Kiner, einen jungen und ein Mädchen. In dieser Zeit greift der Faschismus immer weiter um sich und die Bewohner werden aufgefordert ihr Dorf zu verlassen, damit ein Staudamm gebaut werden kann. Erich und Trina bleiben und setzen sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mittel gegen den Bau ein.

Ich bleibe hier zeigt nochmal die Auswirkungen des Faschismus auf einfrigliche Weise anhand des Lebens von Trina und dem Dorf und was davon übrig blieb.
Der Schreibstil von Marco Balzano war eindringlich, realistisch und erzeugte dadurch die Bedrückung und die Angst in dieser grausamen Zeit.
"Ich bleibe hier" ein Buch gegen das Vergessen, welches ich sehr gerne weiter empfehlen werde.