Drei Verdächtige, drei Motive - wer war es?
Die Urban Promise Prep Highschool ist bekannt dafür, dass sie vor allem Jungs aus sozial schwachem Umfeld eine Chance bietet. Wer hier einen Abschluss erreicht, erhält auch meistens ein Stipendium. Auch ...
Die Urban Promise Prep Highschool ist bekannt dafür, dass sie vor allem Jungs aus sozial schwachem Umfeld eine Chance bietet. Wer hier einen Abschluss erreicht, erhält auch meistens ein Stipendium. Auch die drei Schüler J.B., Trey und Ramon besuchen die Schule schon eine Weile und kennen all ihre Regeln: es darf nicht gesprochen werden, es darf nur in bestimmten Linien mit verschränkten Händen auf dem Rücken über die Flure gegangen werden, keine Musik, nur gebügelte Uniformen und nur komplett etc. Es herrscht ein Drill wie in einer altmodischen Kaserne und Direktor Moore hat alles im Griff. Als er die drei Jungs an einem Tag zum Nachsitzen verdonnert, passiert etwas Schreckliches. Moore wird getötet und der Verdacht fällt auf die drei Jungs, die alle ein Motiv gehabt hätten.
Seit Holly Jacksons A Good Girls Guide to Murder Reihe bin ich immer wieder neugierig auf Jugendthriller, deshalb sprachen mich die Promise Boys gleich an.
Der Aufbau dieses Jugendthrillers hat mir sehr gut gefallen, unterteilt wurde das Buch in fünf größeren Abschnitten, wobei der Einstieg zunächst nur Meinungen von Zeugen, Freunden und Verwandten der Jungs bietet. Dadurch bekommt man als Leser ab auch einen sehr guten Eindruck von den Verdächtigen, betrachtet sie so gesehen mit den Augen anderer, was immer spannende Einblicke gibt. Danach lernen wir die drei Verdächtigen kennen und begleiten sie abwechselnd durch den Tag vor und dem Tag an dem das Verbrechen stattfand und zu guter Letzt gibt es die Aufklärung. Dabei erfährt man, dass jeder der drei ein Motiv gehabt hätte, den Direktor zu töten.
Der Schreibstil des Autors Nick Brooks gefiel mir sehr gut, mich konnte er gut mit seiner Geschichte fesseln und unterhalten. Dabei schreibt er passend zur Zielgruppe jugendlich und flüssig.
Die Handlung ist über weite Teile sehr spannend, hin und wieder gab es kleinere Längen, wenn die Jungs zu detailliert ihren Tagesablauf preisgaben, doch insgesamt war ich gespannt auf die Auflösung, da ich über weite Teile nur wenig Ideen hatte, wer der Täter sein könnte.
Erschreckend fand ich die Methoden an der Schule, die mir echt Gänsehaut einjagten. Mag sein, dass Jungs, die es von Familienseite aus es eh schwer haben, etwas mehr Anweisungen brauchen, aber so war schon krass. Trotzdem konnte ich mir das irgendwie vorstellen, hier bei uns nicht, aber in den USA könnte ich diese Art der Erziehung und des Unterrichts mir regelrecht vorstellen.
Die drei Protagonisten sind wirklich gut und intensiv gezeichnet. Alle drei stammen aus sozial schwachen Familien und sind POC. J.B. lebt bei seiner alleinerziehenden Mutter, der Vater sitzt im Gefängnis, Ramon lebt bei seiner Abuela, seiner Großmutter, sein Cousin gehört einer stadtbekannten Gang an, bzw. ist deren Anführer und Trey lebt bei seinem strengen Onkel, da seine Mutter drogensüchtig war. Wie man also sieht, haben alle drei keine allzu stabilen Hintergründe. Trotzdem mochte ich alle drei unheimlich gerne, denn jeder von ihnen hat ein Ziel: raus aus diesem Leben und etwas aus sich machen. Alle drei haben sich mit dem Direktor angelegt und somit auch ein Motiv, was ich aber tatsächlich nachempfinden konnte, aufgrund der Art, wie Direktor und Lehrer mit den Schülern umgehen. Ich fand, Nick Brooks hat seine Charaktere sehr authentisch und glaubwürdig gezeichnet-
Mein Fazit: Insgesamt ein sehr spannender Jugendthriller, der vom Aufbau mal etwas anderes war und damit auch Abwechslung bietet. Mir hat das gut gefallen und da ich nicht sofort auf den Täter kam, wurde ich hier auch regelrecht zum Miträtseln eingeladen. Eine Geschichte, die teilweise echt Unglaube hervorruft und den Leser fassungslos macht, wenn man sieht, wie man hier mit den Jugendlichen umgeht. Gerade auch für die Zielgruppe ein sehr aktueller, gut geschriebener Thriller.