Schönes Italien-Feeling und eine überzeugende Handlung
Die dreißigjährige Carli fühlt sich irgendwie noch nicht so richtig angekommen im Leben. Sie ist sich nicht sicher, was sie eigentlich will. Die beste Zeit hat sie mit ihrer Freundin Fritzi bei ihrem Job ...
Die dreißigjährige Carli fühlt sich irgendwie noch nicht so richtig angekommen im Leben. Sie ist sich nicht sicher, was sie eigentlich will. Die beste Zeit hat sie mit ihrer Freundin Fritzi bei ihrem Job im Café. Dort trifft sie jeden Tag auf den älteren, italienischen, wortkargen Fabrizio. Bis er eines Tages nicht mehr auftaucht. Und dann erfährt Carli, dass Fabrizio ihr eine Immobilie in Florenz vererbt hat! Also geht es auf nach Italien, ins Herz der Toskana, und dort warten so einige Überraschungen auf Carli.
Schmale Gassen, beeindruckende Gebäude, strahlende Sonne, Lebenslust, leckere Aperitivi, herzliche Menschen. „Das Leben leuchtet sonnengelb“ hat mich nach Italien transportiert, als es in der Realität leider nicht ging. Und das allein hat mich schon glücklich gemacht. Denn Pauline Mai schafft es so gut, diesen italienischen Flair lebendig werden zu lassen. Ich konnte Italien, die Toskana, Florenz sehen, hören, fühlen, schmecken. Ich war ganz verzaubert. Sie schreibt sehr detailreich, was bei Büchern auch mal langatmig werden kann, das ist es für mich hier aber keineswegs. Denn die Details haben das alles erst so greifbar gemacht. Ich habe beim Lesen große Sehnsucht bekommen, endlich wieder nach Italien zu reisen, ich hatte ständig so ein Gefühl von „hach, ich weiß schon, warum ich das Land liebe“.
Die Handlung verfolgt Carli, ihrem Zurechtfinden in Florenz, den Überlegungen, wie es mit ihrem Leben weitergehen soll – und natürlich mit der geerbten Immobilie. Aber durch genau diese Immobilie, und durch Fabrizio, werden wir auch in die Vergangenheit gesogen, denn ein Brief sorgt dafür, dass Carli mehr über den Herrn erfährt und aufdecken will, was damals geschehen ist. Diese beiden Handlungsstränge fand ich eine sehr schöne, abwechslungsreiche Kombi und an beiden Enden sehr gefühlvoll. Es hätte für mich vielleicht sogar noch ein kleines bisschen mehr aus der Vergangenheit sein können.
Carli war mir sehr sympathisch. Oft hätte ich anders reagiert als sie, aber man kann nachvollziehen, wieso sie ist, wie sie ist und ich habe sie während des gesamten Buches gern begleitet. Aber auch die anderen – Adele, Fritzi, Boris, Gianni, Elio und all die anderen – haben ihren wesentlichen Teil dazu beigetragen, wieso ich dieses Buch so mag.
„Das Leben leuchtet sonnengelb“ kommt relativ ruhig und ohne großes Drama, aber mit sehr viel Gefühl (darunter Freude, Aufregung, aber auch Trauer oder Wut) aus. Ich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben und kann es sehr empfehlen, wenn ihr Lust auf einen schönen Roman mit Italien-Feeling habt. Von mir gibt es 4,5 – 5 Sterne.