Inhalt
Damit ihre Familie den harten Winter überleben kann, muss die junge Feyre einiges auf sich nehmen. Als sie eines Tages im Wald einen grossen Wolf erledigt, weiss sie noch nicht, was sie damit angerichtet hat. Denn der Wolf war ein Fae, eines jener mächtigen und grausamen Wesen von der anderen Seite der Mauer. Die Fae fordern Wiedergutmachung für diesen Mord; ein Leben für ein Leben. Und so kommt es, dass Feyre ihre Vergangenheit hinter sich lassen und ihre Zukunft in Prythian, dem Reich der Fae, verbringen muss. Trotz ihrer Abneigung gegen die magiebegabten Wesen muss Feyre bald feststellen, dass die Fae nicht nur die blutrünstigen Monster sind, die sie aus den Geschichten kennt. Besonders Tamlin, auf dessen Anwesen im Frühlingshof sie fortan leben muss, ist ganz anders, als sie erwartet hat...
Meine Meinung
Ich habe recht schnell in die Geschichte hinein gefunden. Der Schreibstil ist wirklich sehr schön, teilweise fast schon poetisch, was mir persönlich grosse Freude bereitet hat. Ein wenig mehr Informationen wären zu Beginn doch angenehm gewesen, da man mit Begriffen wie Fae und High Lord konfrontiert wird und sich noch nicht wirklich einen Reim darauf machen kann.
Die Geschichte ist aus der Sicht von Feyre geschrieben, einem jungen Menschenmädchen, das ein hartes Schicksal erlitten hat; sie ist Halbwaise, ihre Familie bettelarm und doch ist sie die einzige, die den Willen hat, ums Überleben zu kämpfen. Ihre beiden Schwestern sind ihr keine grosse Hilfe, die eine schwach, die andere grausam, und auch der Vater hat längst den Lebenssinn verloren. So kommt es, dass Feyre all das erlernt hat, was sie zum Überleben braucht: Kämpfen, Jagen, Töten. Als sie aus Versehen einen Fae erledigt, nimmt ihr Schicksal eine krasse Wendung; um Wiedergutmachung zu leisten, soll sie bis zum Lebensende im Land der Fae bleiben. Da sie die Fae nur als Monster aus uralten Geschichten kennt, fürchtet sie sich und plant ihre Flucht, sucht nach einem Ausweg. Doch schnell stellt sie fest, dass die Fae anders sind, als die Mythen und Legenden sagen. Tamlin, Herr des Hauses, in dem sie fortan leben soll, ist ein zuvorkommendes Wesen und auch sein Berater, Lucien, ist zwar den Menschen gegenüber eher abgeneigt und doch lässt er sie in Ruhe und Frieden leben.
Die Geschichte nimmt ihre Wendungen, Feyre entdeckt nach und nach, was hinter den Fae steckt, entdeckt Geheimnisse und erforscht die Umgebung ihres neuen Zuhauses. Ihre Zuneigung zu den Fae, insbesondere zu Tamlin wächst und wächst. Die Entwicklung in dem Buch hat mir sehr gut gefallen - Feyre wird von der notgedrungenen Jägerin zu einer selbstbewussten jungen Frau, eine zarte Liebe bahnt sich an und doch hat es genügend Überraschungen und Wendungen, dass einem der Lesespass erhalten bleibt. Dass die Geschichte eine Adaption von "Die Schöne und das Biest" ist, hat mir natürlich ganz besonders gefallen.
Etwas negativ aufgefallen ist mir, dass sich Logikfehler eingeschlichen haben. So weiss Feyre nicht, wo sie sich genau im Land der Fae befindet und kann es trotzdem benennen. Sie hat noch nie ein bestimmtes Wesen gesehen, schafft es aber, es fast haargenau zu malen. Personen haben mal rotblondes, mal schwarzes Haar. Eine Fae wird später immer als "Sterbliche" bezeichnet... Ich weiss nicht, ob sich die Fehler in der Übersetzung eingeschlichen haben, oder woran das lag, mich hat es aber ein wenig gestört.
Gefallen hat mir dafür sehr, wie sich die Beziehung zwischen Feyre und Tamlin aufgebaut hat, wie die einzelnen Stränge der Geschichte zusammengelaufen sind, die Tiefe der Story an sich und hach ... lest es am besten selbst, es ist wirklich schwer, die richtigen Worte zu finden.
Was mich dann aber richtig gestört hat, war das letzte Drittel der Geschichte... Es ist schwer, dieses zu beschreiben, ohne gross zu spoilern, deshalb hier eine kleine Spoilerwarnung. Sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt...
SPOILER
Konkret rede ich hier von der Szene an, als sich Feyre unter dem Berg befindet. Ich rede vom Rätsel, dessen Lösung so offensichtlich ist, ich rede vom Labyrinth, von komischen Aufgaben, die unnötig brutal gestaltet sind, und deren Ausgang doch schon von vornherein klar sind und ich rede auch von unnötigen Szenen, in denen Ekelpaket Rhysand Feyre unter Drogen setzt und sie tagtäglich dazu zwingt, vor hunderten Fae halbnackt zu tanzen.
Vorneweg muss ich sagen, ich habe eine grosse Abneigung gegen Labyrinthe in Büchern. Für mich ist das ein Zeichen, dass ein Autor nicht weiss, wie er seine Geschichte spannend halten soll. Dies ist lediglich meine Meinung, ich erkläre das hier nur, damit ihr meine Bewertung versteht.
Feyre kriegt drei Aufgaben gestellt. Auch das war mir ein Dorn im Auge. Ganz ehrlich? Die Aufgaben sind zwar brutal, dennoch waren sie für mich unglaubhaft. Eine furchtbare Herrscherin, die sich solche Spiele ausdenkt. Für mich einfach nicht glaubhaft. Bis Feyre in den Berg geht habe ich "Dornen und Rosen" als Jugend- und Erwachsenenbuch empfunden. Mit dem Labyrinth, den Rätseln, den Aufgaben ist es aber zu einem (zugegebenermassen recht brutalen) Kinderbuch mutiert. Für mich ging es von da an einfach nur noch bergab.
Auch dass Rhysand auftaucht, der in den Social Media regelrecht vergöttert wird, hat hier nichts retten können. Mich hat er leider nicht überzeugen können und seine Handlungen - wenn auch später erklärt - sind für mich unverzeihbar.
SPOILER ENDE
Viele Punkte in der Geschichte empfand ich als vorhersehbar, so leider auch das Ende. Für das obgenannte und das Ende muss ich leider einen fetten Punkt Abzug geben.
Setting
Die Geschichte um Feyre spielt in einer fiktiven Welt. Vorne im Buch befindet sich eine wunderschöne Karte, der man entnehmen kann, welche Orte wie heissen und welches Territorium das der Fae und der Menschen ist. Das World-Building hat mich vollkommen überzeugen können. Auch wenn erst etwas Ratlosigkeit geherrscht hat, was denn nun Fae und High Lords und all die anderen Wesen sind.
Die Fae sind ein faszinierendes Volk mit einer Menge Artenvielfalt. Je nach dem, woher die Fae stammen, sehen sie vollkommen anders aus, als ihre Artgenossen. So gibt es auch blauhäutige Fae, solche die wie Schatten sind und solche mit borkenähnlicher Haut. Bei gewissen Arten hatte ich meine Mühe, sie mir vorzustellen, und doch war ich sehr begeistert von der Welt der Fae.
Ein Grossteil der Geschichte spielt im Frühlingshof, der Heimat von Tamlin und Lucien. Der Frühlingshof hat mir persönlich sehr gut gefallen, da ich blühende Blumen, frische Windböen und zarte Regentropfen einfach mag. Die Beschreibung der Orte war wirklich meisterhaft und ich habe mich direkt vor Ort gefühlt.
Charaktere
Feyre ist eine junge Menschenfrau, die es im Leben nicht einfach hat. Im Gegenteil, ihre Familie ist ihr gegenüber unfair und undankbar. Ich hatte schon von Beginn an Mitleid mit ihr, auch wenn sie alles tut, dass sie eben dieses Mitleid nicht braucht. Feyre ist ein starker Charakter, hat Eigenwille und Mut, ist aber auch ein wenig naiv. Ihr grösste Schwäche ist ihre Unwissenheit. Teilweise hatte ich zwar etwas Mühe mit ihr, weil sie nicht gesehen hat, was um sie herum passiert ist und dass Tam eigentlich nichts böses will, trotzdem war sie mir von Anfang an sehr sympathisch und ich habe richtig mit ihr gefiebert.
Tamlin ist ein Fae, der die Gestalt wandeln kann. Er hat ein grosses Geheimnis und eine schreckliche Bürde, die auf ihm lastet. Seine Geheimnisse werden nur nach und nach aufgedeckt. Spätestens aber nach dem ersten Drittel hat er mein Herz für sich gewonnen. Er ist ein zarter Fae, sanftmütig im Herzen, wenn auch manchmal hart gegen aussen. Ganz ehrlich, ich bin total verknallt in ihn!
Die Charaktere in "Dornen und Rosen" haben mir sehr gut gefallen. Sie waren alle durchdacht und hatten ihre Tiefe, ihre Schwächen. Besonders mochte ich auch Lucien, den Berater von Tamlin. Seine Art war sehr erfrischend und unterhaltsam und hat mich immer mal wieder zum Schmunzeln gebracht. Wen ich hingegen nicht richtig liebgewinnen konnte, ist Rhysand. Ich weiss, dass praktisch alle dem Typen verfallen sind und auch wenn gegen Schluss seine Beweggründe klarer werden - ich mag den Kerl nicht.
Fazit
"Dornen und Rosen" ist ein wunderbarer, fantastischer, märchenhafter Auftakt, der mit tiefgründigen Charakteren, tollen Plottwists und einer zauberhaften Welt trumpft. Leider wurde mir der letzte Drittel zu "wild" und unlogisch und hat für mich einiges kaputt gemacht. Dennoch wurde ich sehr gut unterhalten und besonders Tamlin wird für immer einen Platz in meinem Herzen haben.