"Das Licht in meiner Dämmerung" erzählt die Liebesgeschichte von Eleonore, die bei einem Überfall ihren Bruder verloren hat und anschließend entführt wurde, und Ethan, der sie bei ihrer Flucht gefunden und - zunächst eher widerwillig - mit nach Hause genommen hat, um sie zu verstecken. Die beiden geraten recht schnell aneinander, da er sehr zurückgezogen lebt und eine gewisse Abwehrhaltung fremden Menschen gegenüber hat, während sie nicht bereit ist, sich von ihm alles gefallen zu lassen. Zugleich fühlen sie sich aber zueinander hingezogen und je mehr Zeit sie durch die außergewöhnlichen Umstände miteinander verbringen, desto wohler fühlen sie sich in der Gegenwart des jeweils anderen.
Die Annäherung der Protagonisten wurde sehr schön dargestellt. Die Funken zwischen ihnen sprühen von Anfang an, doch Saxx hat auch verdeutlicht, wie aus einer Art Zwangsgemeinschaft mehr wurde. Es war meiner Meinung nach glaubwürdig, wie sie sich näher gekommen sind und die Rückschritte und Hindernisse für ihre Beziehung wurden ebenfalls ausgiebig beleuchtet. Beide wurden von bisherigen Erlebnissen geprägt; Eleonore trauert um ihren geliebten Bruder, den sie gerade erst verloren hat, und zudem ist ihr eigenes Leben in Gefahr, weshalb sie sich an einem ihr unbekannten Ort verstecken muss. Ethan dagegen hatte in seiner Kindheit ein traumatisches Erlebnis, das noch all die Jahre später große Auswirkungen auf sein Verhalten und die Beziehungen, die er sich aufbaut, hat, weshalb es trotz seines oftmals ruppigen Benehmens leicht ist, mit ihm zu fühlen. Dies wurde von der Autorin sehr sensibel, aber dennoch eindringlich geschildert und mir hat gefallen, wie sein Charakter sich im Lauf der Handlung verändert hat, doch vor allem, dass es ein langsamer Prozess und keine schnelle Wunderheilung war. Allerdings muss ich gestehen, dass es Szenen gab, bei denen ich mich nicht wohl gefühlt habe, gerade im Zusammenhang damit, wie er seine früheren Bettgefährtinnen behandelt hat. Sein Verhalten war nicht akzeptabel und ich war froh, dass er bei Eleonore nicht zu solchen Extremen gegriffen hat, da eine detailliertere Beschreibung hiervon für einige Leser vielleicht ein Trigger sein könnte. Davon abgesehen hat mir gefallen, wie die Figuren dieses Problem thematisiert haben und auch, mit wie viel Verständnis und Zuneigung sie aufeinander eingegangen sind.
Neben der Liebesgeschichte spielt die Gefahr, in der die Protagonistin schwebt, eine große Rolle und sie ist im Hintergrund immer präsent. Da Eleonores Flucht ausführlich geschildert wird, sind die ersten Kapitel besonders packend, doch zwischendurch gibt es ebenfalls fesselnde Momente, obwohl der Fokus oft vollständig auf der Entwicklung der Charaktere und ihrer aufkeimenden Beziehung lag. Die Zuspitzung des Konfliktes war interessant, allerdings wurde für meinen Geschmack alles zu schnell aufgelöst und abgehandelt, sodass ich auch das an sich schöne Ende etwas überstürzt fand. Da das Buch ein paar Abschnitte hat, in denen vergleichsweise wenig passiert ist, hätte mir hier eine andere Gewichtung besser gefallen. Davon abgesehen mochte ich "Das Licht in meiner Dämmerung" aber; die Figuren sind toll charakterisiert, die Autorin macht deutlich, dass sie zusammen passen und der Schreibstil passt sehr gut zu der Geschichte, sodass die Emotionen mehr als deutlich wurden. Auch die Spannung war durchaus vorhanden, obwohl diese mir aufgrund der konstanten Bedrohung fast schon ein bisschen zu kurz gekommen ist. Deshalb - und aufgrund der Ereignisse, mit denen ich mich ein wenig unwohl gefühlt habe - vergebe ich 3,5 Sterne.