Klappentext
Ein alter Camper und ein Stück Land im Nirgendwo von Florida ist alles, was Sawyer Dixon nach dem Tod ihrer Mutter geblieben ist. Weit weg von ihrer Vergangenheit will sie einen Neuanfang wagen. Doch sie hat nicht mit ihrem neuen Nachbarn Finn gerechnet. Der missmutige (und furchtbar attraktive) Einzelgänger ist wenig begeistert davon, dass Sawyer vor seiner Haustür campt - und ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen will!
Meine Meinung
Mit Lesen des Klappentextes und der Leseprobe stand für mich recht schnell fest, dass ich »Wild Hearts« unbedingt lesen möchte. Auf den ersten Seiten wird man direkt mit Sawyers und Finns Dämonen konfrontiert: Sawyers gewalttätiger Vater und Finns verstorbene Freundin. Das ist eigentlich Stoff für eine wirklich gute, tiefgründige Liebesgeschichte. Leider hat die Autorin überhaupt nichts daraus gemacht. Nein, sie hat die Idee sogar total gegen die Wand gefahren.
Ihr Schreibstil gefiel mir eigentlich recht gut, wenn es nicht um die Dialoge ging. Lässt man den Inhalt mal außer Acht, dann hat sie einen schönen Stil, Menschen, Orte, Eindrücke und Gefühle zu beschreiben. Die Dialoge dagegen können damit überhaupt nicht mithalten, sie wirken merkwürdig, unpassend und überspitzt. Vor allem Finn gibt völlig geschmacklose Bemerkungen von sich, die ich manchmal sogar abstoßend fand.
Aber er ist auch insgesamt ziemlich unmöglich. Wäre er nicht der Protagonist in einem Liebesroman und würde sich Sawyer nicht von ihm angezogen fühlen, dann bezweifle ich, dass man ihm als Leser sonderlich wohlgesonnen wäre. Die Hälfte des Buches bedrängt er Sawyer, er verhält sich übergriffig und manche seiner Kommentare könnten auch genauso gut von einem betrunkenen, aufdringlichen Idioten stammen, der kein »Nein« versteht. Ah, Moment. Genau das ist Finn ja auch.
Aber Sawyer lässt sich das nur zu gerne gefallen, denn Finn ist schließlich heiß. Da ist grenzüberschreitendes Verhalten natürlich sexy. Puh! Echt? Nachdem sie am Anfang so stark und mutig aufgetreten ist, als sie ihrem schrecklichen Vater den Rücken gekehrt hat, waren ihre Reaktionen auf Finn für mich ziemlich enttäuschend. Man müsste meinen, sie hätte ein Problem mit seiner Dominanz, aber Fehlanzeige. Irgendwie verliebt sie sich in ihn. Warum? Ich habe keinen blassen Schimmer. Völlig unverständlich ist für mich auch, wie sie nach 21 Jahren in ihrer persönlichen Hölle nicht mal einen Hauch traumatisiert sein kann, denn abgesehen von einem Ausbruch gleich zu Anfang würde man nie auf die Idee kommen, dass sie den Fängen ihres gewalttätigen, tyrannisierenden Vaters entkommen ist. Das ernste Thema »häusliche Gewalt« wird oberflächlich und unzufriedenstellend abgehandelt. Eigentlich ist es sogar eine Schande, wie wenig Raum der Thematik eingeräumt wird.
Abgesehen davon konnte mich auch die Beziehung zwischen Finn und Sawyer überhaupt nicht mitreißen, weil sie schlichtweg befremdlich ist und keinerlei Grundlage hat, wenn man mal von der körperlichen Anziehung absieht. Ihre Unterhaltungen sind entweder oberflächlich oder pseudotiefgründig und gipfeln letztendlich immer in körperliche Annäherungen. Dass die beiden dann in Gedanken immer von ihrer besonderen Verbindung sprechen, konnte bei mir nur Augenverdrehen auslösen. »Deinetwegen will ich ein besserer Mensch werden … du machst einen besseren Menschen aus mir.« (S. 276) – Oh bitte! Geht es noch klischeehafter?
Mindestens genauso problematisch ist die Beziehung zwischen Josh (Achtung, weiblich!) und Miller, die ich anfangs noch sehr amüsant fand, weil Miller echt ein Lichtblick in diesem Überfluss von grenzwertigen Charakteren ist. Irgendwann waren aber auch ihre Unterhaltungen zu überspitzt und manche Wortfetzen viel zu sehr aus dem Zusammenhang gerissen, dass man als Leser gar nicht folgen konnte. Eben noch haben die beiden Sex (ja, das Buch ist aus Sawyers und Finns Sicht geschrieben, aber die beiden haben das Wort »Privatsphäre« noch nie in ihrem Leben gehört) und im nächsten Moment streiten sie sich, ohne dass man als Leser erfährt, was den Anlass dazu gegeben hat. Das war einfach nur verwirrend und hat den Lesefluss enorm gestört.
Zudem hatte ich das Gefühl, dass im Lektorat ein bisschen was schiefgelaufen ist, denn ich hatte nicht nur einmal das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben. Da denkt Sawyer darüber nach, ob es so eine gute Idee ist, sich mit Sterling zu treffen, weil Finn ihr angeblich gesagt hat, sie solle sich von ihm fernhalten … aber dieses Gespräch zwischen ihr und Finn taucht erst viel später auf. Merkwürdig.
Ich hatte echt mehr als einmal das Bedürfnis, das Buch abzubrechen. Da ich aber von einem Plot Twist gehört hatte, habe ich bis zum Ende durchgehalten. Einen Twist gibt es auch und er hat es in sich, aber er macht alles andere natürlich nicht wett. Das Buch ist nicht auf einmal gut, nur weil es diesen Twist gibt. Um ehrlich zu sein, macht er mich nicht einmal neugierig auf den zweiten Band, denn – so heftig es auch klingt – im Grunde ist es mir ziemlich egal, wie es mit Sawyer und Finn weitergeht. Ich konnte die beiden einfach nicht liebgewinnen und ihre Liebesgeschichte schon gar nicht. Für mich ist »Wild Hearts« ein ziemlicher Reinfall.
Fazit
Dieses Buch kann ich leider nicht empfehlen, weil die Umsetzung dieser interessanten Ausgangssituation oberflächlich und unzufriedenstellend ist und manche Charaktere, vor allem der männliche Protagonist, wirklich grenzwertig sind. Die erste Hälfte konnte trotz abschreckender Aspekte noch irgendwie fesseln, dann wurde es einfach nur noch anstrengend und das Lesen hat keinen wirklichen Spaß gemacht. Band 2 werde ich wohl nicht mehr lesen. Ich vergebe 2 Sterne.