Ein sehr spannender und mitreißender Familienroman !
Ulla Mothes erzählt in FLÜCHTIGES GLÜCK eine spannende und mitreißende Familiengeschichte über verschiedene Zeitebenen und aus unterschiedlichen Perspektiven.
Aufhänger sind Milla und Navid, ein junges, ...
Ulla Mothes erzählt in FLÜCHTIGES GLÜCK eine spannende und mitreißende Familiengeschichte über verschiedene Zeitebenen und aus unterschiedlichen Perspektiven.
Aufhänger sind Milla und Navid, ein junges, verliebtes Paar, das heiraten möchte und ein Kind erwartet. Navid, der aus Afghanistan geflohen ist, wo er zusehen musste, wie seine komplette Familie hingerichtet wurde, ahnt jedoch, dass es in Millas Familie ein tief vergrabenes Geheimnis gibt, welches nie ausgesprochen wurde und unterschwellig schwelt. Er glaubt, dass man Schuld nicht mit ins Grab nehmen kann, sondern dass das damit verbundene Unheil auf die nachfolgenden Generationen übergeht. Auch erscheint es ihm seltsam, dass Milla nie nach ihrem leiblichen Vater gefragt oder gesucht hat. Mit seinen Nachfragen sticht er dabei ins sprichwörtliche Wespennest, denn Millas Oma Agnes hat tatsächlich ein Geheimnis: Sie war nicht nur ein hohes Tier bei der Stasi, sondern scheint auch irgendwie in den dubiosen, tödlichen Unfall ihrer Freundin Renate verwickelt gewesen zu sein.
Die Handlung erstreckt sich über fast 40 Jahre, da es viele Rück- und Einblicke in das Leben aller Protagonist:innen gibt. Die Zeit als Agnes ihren Franz kennenlernte, in den 1960ern, die zarte erste Liebe von Millas Mutter Jola und Raik, dem Nachbarsjungen in Wolfen, in den 1980ern in der DDR, deren Wiedersehen nach der Wende in den 1990ern und natürlich dem Hier und Jetzt. Besonders spannend fand ich, wie all die einzelnen Geschichten eine Einheit bilden, wie sie miteinander verwurzelt und verzweigt sind und gemeinsam ins Hier und Jetzt zu Milla führen.
Dabei erfährt man außerdem viel über die Protagonist:innen, die wirklich sehr stark ausgearbeitet und somit sehr real und greifbar waren. Bis auf Milla und Navid vielleicht, an denen mich Millas Naivität ein wenig störte und Navids Drängen, dass sie den Dingen auf den Grund gehen muss. Ich empfand ihn ein wenig übergriffig und beide waren auch etwas oberflächlich gezeichnet, aber das ist nur persönliches Empfinden und tut dem Roman im Gesamten keinen Abbruch, weil es doch vornehmlich um die anderen Charaktere ging.
Ebenfalls spannend, fand ich es, über das Leben in der DDR und zur Nachwendezeit zu lesen. Als die Mauer fiel, war ich selbst gerade einmal 7 Jahre alt und konnte überhaupt nicht ermessen, was genau das eigentlich bedeutet und welche Tragweite es hat. Ich bin also immer neugierig, auf Geschichten dieser Zeit, um meinen eigenen Horizont zu erweitern.
Es ist ein wirklich rundum fesselnder Roman, über Schuld und Sühne, über Liebe und Zusammenhalt, über Hoffnung, Altlasten und Neuanfänge, den ich wirklich nur weiterempfehlen kann und möchte. Hat mir sehr gut gefallen.