Gerstenmus, Pestilenz und Wiedertäufer
Westfalen, 1550: Auf dem Bauernhof Kalmule lebt Elze mit ihrer Familie. Sie hat zwei Geschwister, ihre Eltern, eine Schwägerin und eine Tante. Sie alle sind Eigenbehörige (Leibeigene) des Amtes Lüdinghauses ...
Westfalen, 1550: Auf dem Bauernhof Kalmule lebt Elze mit ihrer Familie. Sie hat zwei Geschwister, ihre Eltern, eine Schwägerin und eine Tante. Sie alle sind Eigenbehörige (Leibeigene) des Amtes Lüdinghauses und des Domkapitels von Münster. Was das bedeutet und wie der Alltag auf so einem Hof ablief, ist Inhalt der Geschichte. Dann muss Elze den Hof verlassen.
Die Story entfaltet sich nur langsam. Vieles muss erklärt werden. Es gibt zwar ein Glossar und auch ein Personenverzeichnis, aber wie genau die Menschen im 16. Jahrhundert auf dem Lande lebten, das ist uns heute vollkommen fremd.
Die Autorin nimmt ihre Aufgabe, uns das damalige Leben zu zeigen und verständlich zu machen, sehr ernst. Das ist eine besondere Qualität aber auch eine Schwäche des Buches, weil es das Lesen anfangs etwas schwer macht. Wenn man sich aber daran gewöhnt und sich eingelesen hat, wird die Geschichte sehr fesselnd und die Menschen erscheinen immer vertrauter. Sinnlich und bilderreich werden wir in eine fremde Zeit geleitet, aus der die unsere entstand.
Elze ist eine sympathische, fleißige und pragmatische Person, der manchmal auch übel mitgespielt wird. Sie ist ungewöhnlich intelligent. Im Laufe der Geschichte wird sie einige Jahre älter und um einige Erfahrungen reicher.
Wer sich für Geschichte und die Lebensweise der „kleinen Leute‟ interessiert, findet hier detailreiche und spannende Lektüre. Alle anderen müssen ein bisschen Geduld mitbringen, die aber belohnt wird.