Wenn das Schicksal der Welt in deinen Händen liegt…
Man kennt sie als „Monster unter dem Bett“, aber für Erin sind sie mehr als nur ein Kindermärchen, denn sie kann die Dämonen schon ihr Leben lang sehen. Mit ihren dämonischen Mitbewohnern hat sie sich ...
Man kennt sie als „Monster unter dem Bett“, aber für Erin sind sie mehr als nur ein Kindermärchen, denn sie kann die Dämonen schon ihr Leben lang sehen. Mit ihren dämonischen Mitbewohnern hat sie sich angefreundet und mit Cal, einem Dämon der Kategorie Alpha, verband sie mehr als nur Freundschaft, bis er vor drei Jahren von einem Tag auf den anderen spurlos verschwand. Doch als er plötzlich wieder vor ihr steht, ahnt sie noch nicht in welches Spiel sie hineingezogen wird. Nicht nur, dass Cals Vater die Beziehung der beiden unter allen Umständen unterbinden will, auch Erins Vergangenheit wirft mehr Fragen auf, als sie Antworten gibt.
Der Start ist etwas holprig, aber es wird schnell einfacher die Textzusammenhänge zu verstehen. Es wird ein ziemliches Erzähltempo vorgelegt, sodass ich schon die Befürchtung hatte, dass es gegen Mitte und Ende sehr langatmig wird und die Ideen ausgehen. Aber zu Glück ist das nicht der Fall! Es ist immer noch eine Steigerung irgendwie möglich.
Die fantastischen Elemente wechseln sich in einer gelungenen Mischung mit den alltäglichen Elementen ab. Hierbei finde ich es auch eine gute Idee, dass Erin nicht alles allein mit sich rumschleppt, sondern auch in der „normalen“ Welt Menschen hat, mit denen sie über ihre Erlebnisse in der dämonischen Welt sprechen kann.
Diese zwei Welten werden auch nicht strickt getrennt, sodass hier fließende Übergänge möglich sind und alles irgendwie ineinanderzugreifen scheint. Die zwei Hauptproblem- / -konfliktfelder zeigen sich bislang als parallel laufende Stränge, die zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht wirklich zusammenpassen, sodass es eine Überraschung bleibt, wie sie am Ende zusammenpassen werden. Allerdings habe ich manchmal das Gefühl, dass sich diese beiden Erzählstränge ein wenig auf den Füßen herumstehen: Wird dem einen Problem nachgegangen, dann gerät das andere in den Hintergrund und umgekehrt. Und dann hätten wir da ja auch noch das Problem der Frage des Vertrauens, die wie eine drohende Gewitterwolke über allem hängt.
Als kleine Vorwarnung: Wer Kira Licht kennt weiß, dass das Ende wieder einen richtig fiesen Cliffhanger bereithält…
Erin ist ein Charakter, mit dem ich nicht auf Anhieb warm geworden bin. Woran das lag, kann ich nicht einmal sagen. Aber schlussendlich haben wir doch noch zusammengefunden. Sie ist eine willensstarke Persönlichkeit und keine hysterische, verliebte Teenagerin, die ihrem Angebeteten sofort wieder in die Arme fällt und alles, was war, vergisst. Ihr Vertrauen muss man sich verdienen. Sie zeigt im Allgemeinen ein sehr (Selbst-) kritisches Verhalten, sie ist mehr eine Denkerin. Aber das Schöne an ihr ist, dass auch sie sich nicht gegen ihre Gefühle wehren kann und diese sich zunehmend gegenüber dem Verstand durchsetzen. Erin ist eine Abenteurerin und doch auch ihrer Familie und ihren Freunden eng verbunden. Was mir außerdem auch sehr an ihr gefällt ist, dass sie, trotz außergewöhnlichen Fähigkeiten, reale, greifbare Ziele anstrebt. Sie ist in sich eine authentische, durchaus liebenswerte Figur.
Als männlicher Part kommt Callahan die zweite Hauptrolle des Romans zu. Ich gebe zu, dass ich persönlich sofort von ihm eingenommen war. Abgesehen davon, dass bei der Beschreibung seines Aussehens jedes Mädchen nicht nur einen zweiten Blick riskieren würde, umgibt ihn eine Aura, die förmlich nach „Bad Boy“ schreit. Er ist sehr gewissenhaft und pflichtbewusst, auch seine Loyalität steht außer Frage, aber gegenüber wem? Offensichtliche Schwächen scheint man bei ihm vergebens zu suchen. Die Einzige, die bislang in Frage kommen würde, ist Erin. Von Sinn für Familie sieht man bei ihm auch eher weniger, das Verhältnis zu seinem Vater ist eher unterkühlt und beruht scheinbar auf Gleichgültigkeit. Für sein Alter wirkt er sehr erwachsen, wenn auch hin und wieder die 18 Jahre zu merken sind. An sich wirkt er auf mich weniger authentisch als sein weiblicher Gegenpart, zu perfekt um wirklich zu sein.
Zu Beginn ist es noch ziemlich sachlich beschreibend geschrieben, Gefühl mischt sich nach und nach unter. Das Geschriebene ist stark an Erins Wahrnehmungen und Empfindungen gebunden, sodass es auch mit fortschreitender Handlung auch immer leichter wird mit ihr zu fühlen und zu denken. Kira Licht schafft es hier mich als Leserin in meiner Meinung und meinen Empfindungen gegenüber anderen Charakteren zu lenken und mich Erins Meinung anzuschließen. Der Stil ist flüssig und eher in einem ernsten, nicht verspielten, Ton gehalten. Ich finde mich zwar auch in durchaus emotionaler geschriebenen Teilen wieder, doch in weiten Stücken ist es keine Schnulze mit Heulpotential hoch zehn.
Wenn Angst zur Währung wird und das Schicksal seine langen Finger im Spiel hat, wenn das Vergessene Bedeutung bekommt und die Liebe dazwischen wachsen soll, dann sind Verwirrung, Überraschungen und (falsche) Versprechen Programm. Begleite eine zerbrochene Liebe dabei wieder zu heilen und das Aufeinanderprallen von Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, gehüllt in Geheimnisse, die alles heilen oder zerstören können.