Sind wir menschliche Wesen oder Schafe?
Wir schreiben das Jahr 2084. Auf der Erde herrscht Ausnahmezustand. Die fortschreitende Globalerwärmung hatte drastische Folgen für den Planeten: Überschwemmungen, Dürre, verheerende Brände und der Anstieg ...
Wir schreiben das Jahr 2084. Auf der Erde herrscht Ausnahmezustand. Die fortschreitende Globalerwärmung hatte drastische Folgen für den Planeten: Überschwemmungen, Dürre, verheerende Brände und der Anstieg des Meeresspiegels machten viele Orte unbewohnbar, manche verschwanden sogar ganz von der Weltkarte. Die Menschheit kämpft ums Überleben. Hungersnot, Wasserknappheit, katastrophale hygienische Zustände und Krankheiten sind an der Tagesordnung. Zahlreiche Menschen sehen die Klimamigration als einzige Lösung. Manche Völker versuchen ihre Lage durch den Einsatz von Gewalt zu verbessern, zerstörerische Kriege sind die Folge... Ein 2012 geborener Historiograf setzt sich zum Ziel, entscheidende Ereignisse der jüngsten Menschheitsgeschichte zu dokumentieren, um aufzuzeigen, wie es zu den dramatischen Zuständen auf der Erde gekommen ist. Für sein Buch interviewt er mehrere Personen, darunter namhafte Wissenschaftler und Führungspersönlichkeiten, die bestimmte Aspekte und Folgen des Klimawandels näher beleuchten.
Es ist wahrhaftig ein Alptraum-Szenario, das James Lawrence Powell in seinem Buch erstellt. Seine Zukunftsprognosen für unseren Planeten sind dermaßen düster, dass ich beim Lesen fast durchgehend eine Gänsehaut hatte. Und doch las ich weiter, denn „2084“ hat mich sehr beeindruckt. Es ist ein kluges Buch zu einem brisanten Thema, mit dem sich die meisten von uns leider immer noch kaum beschäftigen. Indem der Autor eine Interview-Form wählt und fiktive Persönlichkeiten zu Wort kommen lässt, die meist verschiedene wissenschaftliche Fächer vertreten und aus unterschiedlichen Ländern kommen, zeigt er auf, dass der Klimawandel ein Problem mit einer ungeheuren Bandbreite ist und die gesamte Menschheit betrifft. Diese Herangehensweise an das schwierige Thema finde ich originell und spannend. Powell nimmt kein Blatt vor den Mund und zeigt schonungslos auf, welche Konsequenzen das rücksichtslose Handeln – bzw. Nichthandeln, wo ein Umdenken und Veränderungen bitter nötig wären – für unsere gemeinsame Zukunft haben könnten. Er appelliert an die Menschen und versucht, ihr Gewissen aufzurütteln und sie dazu zu bringen, aktiv zu werden, bevor es endgültig zu spät ist. Die von Powell vorgeschlagenen Maßnahmen – allen voran der verstärkte Einsatz der Kernenergie – mögen zwar umstritten sein, aber eins ist klar: Es ist tatsächlich höchste Zeit, zu handeln, wenn wir die Erde für unsere Kinder und Enkelkinder erhalten wollen! Wir brauchen unbedingt mehr Politiker und einflussreiche Personen, die den Ernst der Lage verstehen und den Leugnern des Klimawandels die Stirn bieten. Aber auch einfache Bürger – jeder einzelne von uns – kann und sollte einen Beitrag zum Umweltschutz leisten und wenn nötig, Zivilcourage zeigen und nötige Veränderungen fordern. Damit es nicht irgendwann wirklich heißt: „Waren sie menschliche Wesen oder Schafe?“
Fazit: „2084“ ist definitiv kein Buch, das man zwischendurch zur Entspannung lesen kann. Die Lektüre ist nicht einfach und bereitet kein Vergnügen. Und trotzdem ist es wichtig, dass Powells Werk möglichst viele Leser erreicht. Denn nur wenige Bücher haben aus meiner Sicht ähnliches Potenzial, uns Menschen aufzurütteln und zum Handeln zu bewegen. In diesem Sinne: Unbedingt lesen und weitergeben!