Leserunde zu "Sommerkind" von Monika Held

Wie bestimmt die Topografie deiner Kindheit dein weiteres Leben?
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Mit Autoren-Begleitung
Monika Held (Autor)

Sommerkind

Ein einsamer Junge auf einer Bank, seine Hand ruht auf einem Kleiderbündel - auf dem Grund eines Schwimmbads liegt ein Mädchen mit offenen Augen: Woher kommen plötzlich diese Erinnerungen? Die vierzigjährige Wissenschaftlerin Ragna fürchtet, verrückt zu werden. Denn die Bilder, die plötzlich in ihrem Kopf auftauchen, kann sie keiner Erinnerung zuordnen. Das Gedächtnis ist keine Bibliothek, man kann dort nicht stöbern wie nach einem verlegten Buch. Ganz langsam setzt sie Puzzleteil für Puzzleteil zusammen und macht sich auf die Suche nach dem - heute erwachsenen - Jungen auf der Bank und seiner Schwester, die nach dem Schwimmunfall zum Sommerkind wurde.

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 15.05.2017 - 11.06.2017
  2. Lesen 03.07.2017 - 23.07.2017
  3. Rezensieren 24.07.2017 - 06.08.2017

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 24.07.2017

poetisch und ergreifend

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Durch die besondere Sprache von Monika Held wird die ergreifende und traurige Geschichte von Ragna, Kolja und Malu zu einem besonderen Leseerlebnis.
Die Autorin macht deutlich, welche Folgen ein Unfall ...

Durch die besondere Sprache von Monika Held wird die ergreifende und traurige Geschichte von Ragna, Kolja und Malu zu einem besonderen Leseerlebnis.
Die Autorin macht deutlich, welche Folgen ein Unfall nicht nur für die betroffene Person und ihre Familie, sondern auch für Personen im Umfeld hat.
Die Geschichte wird jedoch nie sentimental, sondern zeigt doch immer wieder überraschende Wendungen, die Ragnas Suche nach ihrer Erinnerung an ein lange zurückliegendes und verdrängtes Ereignis begleiten.

Manchmal wird der Leser allerdings verwirrt, da die Personen häufig wechseln und man manchmal nicht weiß, wessen Gedanken man gerade liest. Dann muss man einen Abschnitt noch einmal lesen, wenn man verstanden hat, worum es geht.

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Veröffentlicht am 23.07.2017

Spröde

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Ragna ist eine erwachsene Frau und Wissenschaftlerin. Als sie eine vergessen geglaubte Erinnerung überfällt, macht sie sich auf, um herauszufinden, was aus den Personen geworden ist, die damals daran beteiligt ...

Ragna ist eine erwachsene Frau und Wissenschaftlerin. Als sie eine vergessen geglaubte Erinnerung überfällt, macht sie sich auf, um herauszufinden, was aus den Personen geworden ist, die damals daran beteiligt waren.
Es gab damals eine zarte Liebesbeziehung zwischen Ragna und Kolja. Während eines Treffens der beiden ist Koljas kleine Schwester Malu beim Schwimmen im Schwimmbecken verunglückt und beinahe ertrunken. Ragna hat sie aus dem Wasser gezogen. Seither liegt Malu im Wachkoma. Koljas Eltern gaben ihm vollständig die Schuld an dem Unglück und verpflichteten ihn dazu, sich zweimal in der Woche in die Klinik zu begeben, in der seine Schwester liegt, um mit ihr zu sprechen. Kolja kann mit diesen Begegnungen nur schlecht umgehen, doch er lernt dort Max kennen, der zu seinem besten Freund wird.
Beim Lesen lernt man viel über das Koma und was ein solches Unglück mit einer Familie machen kann. Die Autorin schreibt einen sehr klaren, poetischen Stil. Sie verwendet unglaublich viele Verweise auf Bücher oder Kunstwerke, die man entweder nicht versteht, weil es sich nicht um die Gängigen handelt, oder googeln muss. Ihre Sätze sind klar und eindeutig, die Rechtschreibung gelegentlich etwas eigenwillig. Die fehlende wörtliche Rede macht das Buch zudem etwas spröde.
Leider bleiben am Ende viele Fragen ungeklärt, sodass einem die Figuren noch lange im Kopf herumspuken. Besonders das Schicksal Koljas, der von seinen Eltern zum Schuldigen abgestempelt wurde und nun lange braucht, um sein Leben in den Griff zu bekommen, hat mich sehr bewegt.

Veröffentlicht am 25.07.2017

Eine ambitionierte Geschichte

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Diese Rezension ist keine einfache Sache, denn es gelingt kaum, ohne zu viel von der Story zu verraten.

Die kleine Malu ertrinkt wegen einer kleinen Zwistigkeit mit ihrem großen Bruder Kolja, während ...

Diese Rezension ist keine einfache Sache, denn es gelingt kaum, ohne zu viel von der Story zu verraten.

Die kleine Malu ertrinkt wegen einer kleinen Zwistigkeit mit ihrem großen Bruder Kolja, während dieser sich versonnen den Abendhimmel über dem Meer und seinen heimlichen Schwarm aus der Klasse über ihm, Ragna, als begnadete Schwimmerin im Meer anschaut.
Erst viel zu spät wird Ragna aufmerksam, dass Malu nicht aus dem zu dieser Zeit geschlossenen Schwimmbad zurück gekommen ist, springt über den Zaun, birgt sie vom Beckenboden und belebt sie wieder. Wie erwähnt leider zu spät, was zudem bei einem Sommerkind fatal ist.
So nennt man die Kinder, die während der warmen Jahreszeit ertrinken. Die Winterkinder haben deutlich bessere Chancen wieder zu genesen, da sie durch das kalte Wasser in eine Art Kältestarre fallen und der Sauerstoffmangel dadurch weniger Schaden im Gehirn anrichtet. Malu hingegen bleibt in einer Art Wachkoma und lebt ihr Leben fortan in einem bedauernswerten, passiven Zustand.
3 Monate später zieht die angeschlagene Familie aus dem hohen Norden nach Süddeutschland, um Malu die denkbar beste Behandlung zukommen zu lassen in einer Klinik, in der sehr viele Sommer- und auch Winterkinder untergebracht sind.
Schnell wird klar: Solche Dramen passieren leider und stets sind sie eine große Belastung für die übrigen Familienmitglieder. Im Fall der kleinen Malu hält die Familie diesem Druck nicht lange stand.
Kolja wird von der Mutter als Schuldiger betrachtet - was objektiv gesehen sicher auch den Tatsachen entspricht. Doch Kolja war zu diesem Zeitpunkt selbst erst 15 Jahre alt und noch ein halbes Kind.
Für Kolja werden die Wochen und Monate zu einem schweren Paket, das er zu schultern hat. Er gibt sich auch selbst die Schuld an Malus Unfall, was ihn innerlich zerfrisst, denn selbstverständlich ist er durch diese Schuld auch gleich Auslöser der Familiensituation.

Ragna hat sich in den 3 Monaten zwischen Unfall und Umzug sehr eng mit Kolja befreundet, sodass man es als erste Liebe bezeichnen kann. Aus unerfindlichen Gründen hat sie sowohl den Unfall als auch die 3 Folgemonate und sogar den Namen ihrer ersten Liebe komplett vergessen - eine Teilamnesie. Durch einen Zufall kommen ihr Erinnerungsfetzen in den Sinn und sie gibt sich auf die Suche nach Kolja und ihrer Geschichte.

Gleich vorweg: Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen! Ich war sofort in der Geschichte und auch die fehlenden Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede haben meinen Lesefluss nicht gestört. Die Charaktere sind größtenteils liebevoll ausgearbeitet - lediglich Kolja hätte m. E. tiefer gehen können.

Leider bin ich mit der übrigen Story nicht wirklich glücklich. Zu viele Fragen wurden aufgeworfen und liefen ins Leere. Das offene Ende störte mich dabei nicht einmal - die teils wichtigen Punkte der Erzählung wurden einfach im Galopp verloren, als ob sie eher nebensächlich gewesen wären.
Nicht klärt sich, warum eine immerhin 16jährige, Frischverliebte 3 Monate ihres Lebens "vergisst" und sich nicht einmal an den Namen des Jungen erinnert. Als ob auch in der Schule und Freundeskreis der Junge nie existiert hätte und nie über ihn gesprochen wurde.
Auch einige andere Punkte werden tlw. sogar nur einmal - da allerdings ausführlich - erzählt und angeschnitten, aber tauchen dann ab als ob sie belanglos waren. Nur: Warum wird dann groß und breit darüber geschrieben, wenn es tatsächlich belanglos war?
Am Ende des Buches kam es mir so vor, als hätte die Autorin dieses Thema der Sommerkinder so beschäftigt, dass sie unbedingt einmal ein Buch darüber schreiben wollte. Leider kamen dann noch einige Themen dazu und es wurde insgesamt einfach etwas viel für ein doch recht überschaubares Buch:
Über die Aufopferung der Familienangehörigen, deren Schuldgefühle und zerbrechende Familien. Und über Jugendliche, die unter Schuldgefühlen zusammenbrechen auch. Über Menschen mit Teil-Amnesie und über Ärzte, die sich so aufopfern, dass sie Familienmitglieder von Patienten mit in Urlaub nehmen (Sorry - das war eine für mich absolut unrealistische Geschichte).
Und über Schwule, die unglücklich verliebt waren. Und über die entsetzliche Erfahrung, wenn der besten Freundin ein Leid geschieht. Und über Heimweh, die Nordsee und das Leben auf einer Hallig sowieso.
So viele Themen werden angeschnitten und etliche laufen leider ins Leere.
Zum Cover sei gesagt, dass es zwar hübsch aussieht, jedoch leider nicht der tatsächlichen Szene entspricht. Für die Geschichte belanglos, aber mich stört es.
Auch die Interpretation eines bekannten Märchens durch die Autorin fand ich recht eigenwillig.
Fazit:
Trotz dieser Story-Lücken hat die Lektüre dieses Buches mir wegen der wirklich sehr schönen Schreibweise Freude gemacht und ich konnte es wirklich verschlingen. Die Schwächen der Story erkennt man zum Glück erst nach dem Ende, wenn man merkt, dass keine Aufklärung mehr kommt.

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Veröffentlicht am 24.07.2017

Kindheit

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Inhalt:
Kolja ist 15 Jahre alt als er und seine jüngere Schwester Malu eines abends (wie so oft im Sommer) zanken, ob sie lieber ins Meer oder ins Schwimmbad gehen wollen. Doch dieses Mal ist Kolja nicht ...

Inhalt:
Kolja ist 15 Jahre alt als er und seine jüngere Schwester Malu eines abends (wie so oft im Sommer) zanken, ob sie lieber ins Meer oder ins Schwimmbad gehen wollen. Doch dieses Mal ist Kolja nicht bereit Malu nachzugeben, setzt sich zum Meer und lässt sie alleine ins Schwimmbad laufen. Als ihm dann seine Schulkollegin Ragna Gesellschaft leistet, bemerkt sie, dass Malu schon viel zu lange alleine ist, beeilt sich zu dieser und zieht sie geistesgegenwertig auf dem Pool. Dieser Unfall verändert das Leben von Koljas Familie sowie auch vieler anderer Wegbegleiter viele lange Jahre darüber hinaus...

Schreibstil / Layout:
Die Geschichte ist in eher kurze Kapitel gegliedert, welche immer mal wieder wechselnd aus Koljas und Ragnas Sicht erzählt werden. Weiters springt man mit den Personen auch durch die Erzählzeiten, was aber ganz klar und nicht schwer zu erfassen ist.

Das Cover mit und ohne Schutzumschlag gefällt mir sehr gut und das Format und die Schriftgröße sind angenehm zu lesen. Das Werk ist mit seinen 222 Seiten doch eher handlich, hat aber fürs diesen Inhalt total gepasst.

Die Sprache ist an sich ziemlich leicht, obwohl auch immer wieder lyrische Teile eingestreut werden und auch das Thema alles andere als einfach ist. Für mich war die Art und Weise des Buches aber jedenfalls passend und hatte ich beim Lesen keinerlei Probleme.

Meine Meinung:
Anfangs habe ich mir ein wenig schwer getan in die Geschichte hineinzukommen. Es sind gerade zu Beginn doch sehr viele Fragen offen, die man als Leser erst einmal erfassen muss.

Ganz besonders gut an diesem Roman hat mir die Konstruktion und Zeichnung der Personen gefallen. Es häufen sich auch gerade aufgrund der Zeitsprünge doch einige Wegbegleiter an, die mir aber alle gut gefallen haben und sehr stimmig waren! Auch konnte ich diese immer ohne Probleme zuordnen.

Ferner mochte ich die Ausführungen zum Thema Erinnerungen, die über weite Teile des Buches immer wieder vorkommen gerne. Die Parallelen, die die Autorin hier zu Erkrankungen bzw. einfach nur Erklärungen, wie ein gesundes Gedächtnis funktioniert, gezogen hat, waren wirklich ganz schön und nachvollziehbar. Auch die offene Frage des Lebens "Unter welchen Voraussetzungen ist ein Leben lebenswert" wurde in diesem Buch einfühlsam behandelt. Beantworten kann sie natürlich aber auch die Autorin nicht.

Leider handelt es sich bei diesem Buch um ein offenes Ende und bei mir blieben auch ein paar Fragen ungeklärt. Das entspricht leider gar nicht meinem persönlichen Geschmack. Dies wäre sehr passend für einen Leser, der gern noch einige Zeit über das Gelesene sinniert.

Alles in allem habe ich das Buch sehr gern gelesen und finde das Thema wirklich wichtig und interessant. Ich war wirklich immer wieder positiv von der Umsetzung überrascht und finde den Stil der Autorin wirklich beeindruckend. Irgendetwas - ohne es genau definieren zu können - hat mir aber leider gefehlt und das Ende war einfach nicht nach meinem Geschmack. Deshalb bekommt es auch die positive Mittelbewertung von 3 Sternen.

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Veröffentlicht am 18.07.2017

Sommerkind

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Die Geschwister Malu und Kolja gehen zusammen an den Strand, als sich Malu entschließt, über den angrenzenden Zaun zum Freibad zu klettern, um da zu schwimmen.
Kolja beschliesst am Strand sitzen zu bleiben ...

Die Geschwister Malu und Kolja gehen zusammen an den Strand, als sich Malu entschließt, über den angrenzenden Zaun zum Freibad zu klettern, um da zu schwimmen.
Kolja beschliesst am Strand sitzen zu bleiben und aufs Meer rauszuschauen.
Er bekommt Besuch von Ragna, ein Mädchen eine Klasse höher wie er, beide voneinander fasziniert und ineinander verliebt.
Ragna ist die jenige die Malu im Schwimmbad auffindet,.... und Ihr das Leben rettet, denn Malu ist fast ertrunken.
Kolja hat die Schuld an dem Unfall, von seinen Eltern, zugeschrieben bekommen und hält sich das sein ganzes Leben vor.
Seine Eltern schreiben Ihm vor seine Schwester, Malu, 2 Tage in der Woche im Krankenhaus zu besuchen, was jedoch Kolja sehr schwer fällt, da Malu im Wachkoma liegt und er mit der Situation nicht zu Recht kommt.
Er lernt Max kennen und die beiden werden die besten Freunde.

Ragna, mittlerweile um die 40 Jahre alt, kann sich nur noch an Bruchstücke erinnern, was damals wirklich passiert ist. Sie forscht in Ihren Gedanken nach Erinnerungen, sucht den Kontakt zu alten Schulfreuden von Kolja. Sie lernt den kleinen Meinunsch und Max kennen. Von Max bekommt sie eine Visitenkarte von Fr. Dr. Linn, die Ärztin die damals Malu gepflegt und unter anderem auch Kolja betreut hat.
Kolja ist von München zurück in den Norden gezogen und ist nun Lehrer auf der Haling.


Der Anfang des Buches war sehr interessant und zusammenhängend geschrieben, der Schluss blieb jedeoch aus, was bei mir viele Fragen offen lässt.

An und für sich war das Buch gut geschrieben, lediglich hat mir die wörtliche Rede in dem Buch gefehlt, was das Lesen nicht immer einfach machte.

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