Kein Schund, wie der Titel andeuten möchte
Von Anna Basener hatte ich zuvor bereits gehört – natürlich, wie auch nicht –, hatte ihren vorherigen Roman jedoch nicht gelesen. Hier habe ich mich eigentlich nur auf die Leseprobe eingelassen, weil sich ...
Von Anna Basener hatte ich zuvor bereits gehört – natürlich, wie auch nicht –, hatte ihren vorherigen Roman jedoch nicht gelesen. Hier habe ich mich eigentlich nur auf die Leseprobe eingelassen, weil sich die Beschreibung so skurril anhörte, aber danach war es um mich geschehen. Nicht unbedingt aufgrund der Story, denn bei der war ich mir eine recht lange Zeit nicht sicher, wo sie eigentlich hin will, doch wegen allem anderen.
In dem Roman geht es ganz grob um das fiktive Schloss Rosenbrunn und seine Bewohner. Hier lebt die Familie Schell von Ohlen, ein altes, deutsches Adelsgeschlecht, das noch ziemlich konservativ eingestellt ist. In deren Alltag treten Kat, eine Groschenromanautorin und Stipendiatin auf Rosenbrunn, sowie Moritz, ein Rosenzüchter, der nicht ganz d'accord ist mit den Methoden, die in der Rosenzüchtung eingesetzt werden. Joa, das ist auch schon das Grundgerüst des Buches.
In der Geschichte werden die Beziehungen der Personen untereinander behandelt, das Adelsgeschlecht allgemein, Werte im Allgemeinen, ein bisschen Liebe und dabei noch das ein oder andere wichtige Thema wie Umweltschutz. Alles mit einer guten Prise Humor. Besonders die Vermischung des Fiktiven mit der Realität hat mir echt gut gefallen. Referenzen auf wirklich existierende Adelsgeschlechter oder auch einfach Ähnlichkeiten mit ihnen (wie zum Beispiel die einer gewissen Gräfin) haben dem Buch nochmal das gewisse Etwas verliehen.
Wie schon gesagt war mir nicht ganz so klar, wo die Geschichte hinlaufen wird, ein roter Faden war nicht unbedingt von Anfang an da, aber das fand ich nicht mal so schlimm. Denn Anna Baseners Schreibstil ist so herrlich skurril, ich hätte locker noch weitere 100 Seiten mit den Charakteren lesen können. Das ist auch ein kleiner Kritikpunkt von mir, denn mir war das Buch einen Ticken zu kurz, dadurch manche Dinge nicht so ausführlich, wie ich sie gerne gehabt hätte. Doch an sich hat jeder Teil der Geschichte ein passendes Ende gefunden und es gibt eigentlich nichts, was nicht einigermaßen zufriedenstellend aufgelöst worden wäre.
Wie bereits erwähnt bin ich nun erklärter Fan vom Stil der Autorin. Ich habe keine Ahnung, wie das in "Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte" war, aber hier liest sich die Geschichte einfach unglaublich. Auf den ersten paar Seiten musste ich mich noch ein wenig eingewöhnen. Nicht nur, weil viele Perspektiven vertreten sind (fast alle in dritter Form, nur die von Kat in der ersten), sondern auch wegen der direkten, manchmal etwas knappen Art und Weise des Schreibens. Doch genau das hat später dazu geführt, dass ich den Roman hätte verschlingen können. In diesem herrlichen Stil werden Fakten dargelegt, Gedanken widergespiegelt und auch mal nebenbei wichtige gesellschaftliche Themen angeschnitten, immer mit diesem Sarkasmus, sodass sich skurrile Situationen ergeben. Mehr als ein Mal musste ich schmunzeln.
Ganz fasziniert bin ich außerdem noch von den Charakteren der Geschichte. Am Anfang kamen sie mir noch vor wie eine halbe Armada, aber wenn ich es mir recht überlege, sind es eigentlich gar nicht so viele. Die Wichtigsten sind Kat, die Autorin, Moritz, der Rosenzüchter, Seph, die Prinzessin von Rosenbrunn und ihr kleiner Bruder und gleichzeitig Erbe des Schlosses, Valu. Außerdem noch eine relativ große Rolle spielen Follie und Fredi, Sephs und Valus Eltern, sowie Gratzi, Follies Schwester. Faszinierend allein war schon, wie gut man alle diese Figuren kennenlernte, wie Anna Basener es schaffte, auf doch so wenigen Seiten so dreidimensionale Persönlichkeiten zu erschaffen. Wie facettenreich diese Persönlichkeiten sind, hat mich dann aber umgehauen. Ehrlich, die genannten Figuren haben im Verlauf der Geschichte jeder sowohl sympathische als auch nicht ganz so sympathische Seiten von sich gezeigt und auch wenn ich sie wegen letzterer gerne ab und an man geschüttelt hätte, ist genau das auch etwas, für das ich die Autorin bewundere: Der Mut, Charaktere nicht perfekt erscheinen zu lassen. Für mich haben die Charaktere somit einiges an Authentizität gewonnen!
Ihr sehr schon, ich bin begeistert von diesem Roman, der sich Unterhaltungs- beziehungsweise humorvoller Roman nennen möchte, aber doch so viel mehr ist. Nämlich auch mal ernste Themen aufgreifen kann, wenn auch mit ironischem Unterton. Wer so etwas mag, nicht immer nur konventionelle Geschichten lesen möchte und sich vielleicht noch für Adelsgeschlechter in der heutigen Zeit interessiert, dem kann ich "Schund und Sühne" wirklich nur empfehlen.