"Lautlose Schreie", die sprachlos machen
Der neue Fall verlangt der Frankfurter Ermittlerin Mara Billinsky und ihrem Kollegen Rosen alles ab. Es geht um Kinder, allein das ist schon schlimm genug. Doch was sich darüber hinaus für Abgründe auftun, ...
Der neue Fall verlangt der Frankfurter Ermittlerin Mara Billinsky und ihrem Kollegen Rosen alles ab. Es geht um Kinder, allein das ist schon schlimm genug. Doch was sich darüber hinaus für Abgründe auftun, zieht mehr und mehr größere Kreise und schon bald wird klar, dass die Dimensionen weitaus größer sind als es die Ermittler anfangs noch in Erwägung gezogen hatten.
Das dunkle Cover samt roter Schrift und der Krähe wirkt unheilvoll und bedrohlich - für den geneigten Leser verspricht es Spannung. In der Buchhandlung würde es mich defintiv dazu bringen, es in die Hand zu nehmen.
Leo Borns zeichnet Frankfurt, den Ort der Handlung, in tristen Grautönen, was einen vorzüglichen Plot darstellt. Beim Lesen verzieht man sich so automatisch tiefer unter die kuschelige Decke, damit sich die gezeichnete Kälte aus dem Krimi nicht in einem breit macht.
Mara Billinsky mit ihren Tattoos und Piercings und ihrer Vorliebe für härtere musikalische Klänge mag zwar für äußerlich fixierte, oberflächlich orientierte - oder sagen wir für Leute-vorschnell-in-Schubladen-sortierende - Menschen schnell ihr Stigma tragen. Doch mir persönlich ist Mara sehr sympathisch, zeigt sie beispielsweise gegenüber Rafael und Shaqayeg ihre fürsorgliche Seite. Und auch ihr Verhältnis zu ihrem Vater ist ihr nicht einerlei.
Rosen stellt sich mehr und mehr als kompetenter Kollege von Mara heraus. Und das Verhältnis zu ihrem Chef Klimmt ändert sich im Laufe des Falls, was ich als gut empfinde.
Der Fall an sich - ich will hier allerdings nicht spoilern - ist wirklich schockierend und man kann sich unschwer vorstellen, dass es so etwas auch in Wirklichkeit gibt.
Einerseits empfinde ich es als unbefriedigend ( so wie es Mara wohl auch gehen mag), dass die Drahtzieher nicht dingfest gemacht werden konnten, allerdings macht dieser Fakt das Ganze auch nochmal einen Tick realistischer.
Leo Born hat mehr als nur ein Händchen dafür, in den Köpfen der Leser Spannung zu erzeugen, das Timing in der Story ist echt erstklassig. Die Figuren stellt er gut dar, dabei entwickelt er diese auch weiter - ganz so wie jeder von uns auch im echtem Leben nie auf der Stelle steht und sich im Laufe der Zeit weiter entwickelt.
Ich habe den Fall mit Spannung und Begeisterung gelesen und trage mich am Ende mit der Vorfreude auf einen weiteren Fall, dem Mara wohl zu lösen haben wird. Gerne mehr von Mara.