Es ist kompliziert
A is for Abstinence ist die Fortsetzung von Kelly Orams Jugendbuch V is for Virgin, das Ende Mai erschienen ist. Im Vorhinein sollte daher gesagt werden, dass meine Meinung von diesem Buch auch stark von ...
A is for Abstinence ist die Fortsetzung von Kelly Orams Jugendbuch V is for Virgin, das Ende Mai erschienen ist. Im Vorhinein sollte daher gesagt werden, dass meine Meinung von diesem Buch auch stark von seinem Vorgänger abhängt, von dem ich leider nicht wirklich begeistert war. Da ich Kelly Oram aber trotz allem als Autorin schätze (nicht zuletzt wegen Cinder & Ella, welches sehr empfehlenswert ist), hatte große Hoffnungen an die Fortsetzung. Daher waren meine Eindrücke beim Lesen sehr vielfältig. Aber alles der Reihe nach.
Story: Wer nicht den ersten Band gelesen hat, sollte an dieser Stelle eventuell lieber aufhören zu lesen, sonst besteht Spoiler-Gefahr ;)
Das zweite Buch beginnt nicht exakt da, wo sein Vorgänger endete, sondern etwas früher. Kyle Hamilton (bereits gut bekannt aus Band Eins…hoffe ich mal) erzählt die Geschichte dahinter, wie es ihn eigentlich in die Cliffhanger-Talkshow verschlagen hat und wie es für ihn und Val jetzt genau weitergehen soll. Denn für Kyle ist eine Sache klar. Er will Val für sich gewinnen. Endgültig dieses Mal. Die Frage ist nur vielmehr, ob Val das auch will.
Viel Gerede in kurz: Das ganze Buch handelt im Endeffekt davon, wie Kyle versucht Val von sich zu überzeugen (auch der Ausgang dürfte an der Stelle schon zu erahnen sein). Damit ist eigentlich auch schon alles gesagt, was zu sagen ist.
Meine Meinung: Das Buch hat einige schöne und gut ausgestaltete Seiten. Dazu gehören vor allem die zeitgemäße Sprache und der pfiffige Humor. Diese beiden Elemente sorgen dafür, dass ein angenehmes Lesegefühl unabhängig von der eigentlichen Story entsteht. Außerdem sind die Nebencharaktere (wie es auch schon im Vorgänger war) gut gemacht und bereichern die Geschichte ungemein. Es kommt durch sie zu einigen tiefgründigen und storytragenden Szenen (das betrifft vor allem Robin).
Hier kommt allerdings auch schon der erste Kritikpunkt. Es mag zwar stimmen, dass die Nebencharaktere in Ordnung sind, aber leider gilt das nicht für die Hauptcharaktere. Ich wünschte, sie hätten auch nur einen Bruchteil der Tiefe gezeigt, die ich von ihnen (ich hoffe zu Recht) erwartet hatte. Die Sache ist, dass das Buch unglaublich viel Potenzial hatte. Es ist auch möglich, dass meine Erwartungen einfach überzogen waren. Dennoch hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass sowohl Val als auch Kyle (gut, hauptsächlich Val) praktisch keinerlei Tiefe in ihrer Ausgestaltung (Es unterscheidet sich nicht viel vom Vorgänger, außer das Kyle nicht mehr ganz so aufdringlich ist.) hatten oder es zumindest einen Anhaltspunkt für ähnliches gab. Alles, was sie getan haben war zwar logisch nachvollziehbar (stellenweise leider sogar nicht mal das), aber zeigte keinerlei emotionale oder charakterliche Tiefe. Zwischendurch kam es mir vor als wäre die Beziehung der beiden so flach wie das Papier, auf dem sie geschrieben ist. Ich kann nicht mit letzter Sicherheit sagen, was genau nicht gepasst hat, aber für mich war das alles schlicht und ergreifend nicht überzeugend, geschweige denn mitreisend. Das wird leider auch nicht besser, wenn man die Story an sich betrachtet. Es ist irgendwie wie in einem klischeehaften 0815 Hollywoodfilm zu sitzen, nur, dass es hier nicht einmal richtig Drama gibt. Die Geschichte tröpfelt nur so vor sich hin. Im Großen und Ganzen passiert nicht viel und das, was passiert ist, geht leider stark in die falsche Richtung. Um das kurz zu erläutern: Der Hauptrund, aus dem ich das erste Buch nicht gemocht habe war, dass das, was geschrieben und vermittelt wird im offenen Gegensatz zu dem steht wofür das Buch eigentlich stehen sollte. Es werden einfach, trotz gutem Vorsatz die falschen Werte vermittelt, was sehr schade ist. Genau das passiert hier auch, nur, dass es hier nicht so chaotisch ist, wie im ersten Band. Das ist leider auch der Grund, aus dem ich das Buch nicht weiterempfehlen kann und will, auch wenn es sich wirklich gut als Unterhaltungslektüre zum Lachen eignet und den Leuten, die auf Liebesgeschichten, die sich fernab der Realität und Vernunft befinden, viel Spaß und Freude bringen würde. Ich schätze, man muss einfach ein bestimmter Typ von Leser sein, um die Geschichte voll genießen zu können. Trotz sämtlicher Bemühungen meinerseits, gehöre ich leider nicht dazu.
Fazit: Das Buch ist sehr unterhaltsam und humorvoll, allerdings gibt es signifikante Schwächen in Hinsicht auf die Hauptcharaktere, die Story und vor allem die fehlerhafte Message. Mit beiden Augen zugedrückt und mit Blick auf die Lesergruppe, der das Buch viel Freude bereiten könnte, gebe ich daher 2 1/2 Sterne, was genau die Hälfte der Sterneskala ist. Ich würde das Buch gerne besser als neutral bewerten, aber die doch deutlichen Mängel machen das unmöglich.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
PS: Vielen Dank an die Bastei Lübbe, die mir das Buch freundlicherweise im Rahmen einer Leserunde überlassen und mir die Möglichkeit gegeben haben, mich mit anderen darüber auszutauschen und mir adäquate Meinung zu bilden.