Kein Volltreffer, aber ich sehe den Reiz der Geschichte
“A Song to Drown Rivers” fängt sehr stark an. Tolles Setting, toller und sehr einladender Schreibstil. Auch das Ende und wunderschön tragisch. Sehr emotional. Ganz toll geschrieben. Es sollte eigentlich ...
“A Song to Drown Rivers” fängt sehr stark an. Tolles Setting, toller und sehr einladender Schreibstil. Auch das Ende und wunderschön tragisch. Sehr emotional. Ganz toll geschrieben. Es sollte eigentlich selbstredend sein, dass ich das ein oder andere Tränchen am Ende vergossen habe.
Der Mittelteil allerdings war etwas schwierig für mich.
Die Geschichte wird komplett aus Xishis Sicht erzählt, was ich anfangs als nicht so gut empfunden habe, sich allerdings während der Zeit im Wu Palast und in den Szenen mit König Fuchai widerum doch sehr interessant gelesen hat und dem Leser diesen schrecklichen König nicht nur menschlich dargestellt hat, sondern man sich auch verleiten lässt, Sympathie und etwas Mitleid mit ihm zu empfinden.
Es gibt zu viele Zeitsprünge. Zu viele Szenen, die der Leser nie mitbekommen hat. Lektionen, die Xishi bestimmt während ihrer Ausbildung gelernt hat, die dem Leser dann als perfektionierte Leistung vorgelegt wurden.
Xishi, wunderschön wie sie ist, ist keine femme fatale und keine clevere Intrigantin, sondern nur ein junges Mädchen, das sich verliebt hat und in die Politik und Hände von Königen geraten ist.
Ihr junges Alter merkt man ihr durchweg im Buch an. Besonders jedoch am Ende, wenn sie selbst feststellt, dass der Plan, den sie in die Wege geleitet hat, nicht so simpel ist wie sie angenommen hat und viel mehr Verluste fordert, als sie anfangs einschätzen konnte.
Die Autorin hat es daher für mich leider nicht geschafft, aus dem jungen Dorfmädchen eine junge Frau zu machen, die die Rolle einer ausgebildeten königlichen Konkubine spielen kann.
Mir ist bewusst, dass sowohl ihre Ausbildung bei Fanli als auch die Zeit im Wu Palast zugunsten der Buchlänge verkürzt wurde, dennoch: Dem Leser fehlt eine nachvollziehbare Entwicklung von Xishi, was dazu geführt hat, dass sie sich für mich oft eher out-of-character benommen hat.
Ein großer Fokus liegt im Buch auf der Liebesgeschichte zwischen Xishi und Fanli. Und selbst das war etwas schwierig für mich, denn Fanli ist für den Großteil der Geschichte eigentlich gar nicht vorhanden. Xishi hat jedoch durchweg Liebeskummer und Herzschmerz. Einerseits verständlich, andererseits wieder ein Punkt, der nicht unbedingt nachvollziehbar ist.
Es gibt einige wenige Szenen, die zwischendurch spannend sind. Wirkliche Spannung ist jedoch nicht unbedingt zu erkennen.
“A Song to Drown Rivers" basiert auf der Legende der Xishi, die um ca. 500 v. Chr. in China gelebt hat. Ich kannte die Geschichte vorher nicht und bin daher blind ins Buch gestartet.
Was ich nach eigener Recherche (die ich jedem nur empfehlen kann) und anderen Rezensionen herauslesen konnte, ist, dass diese Geschichte doch ziemlich nah an der Geschichte der echten Xishi dran ist. Wer sich daher vielleicht nicht spoilern will, sollte lieber auch ebenfalls blind ins Buch starten.
Was ich allerdings absolut nicht verstehen kann, ist, warum das Buch auf manchen Seiten als Fantasy kategorisiert ist. Es kann nur am letzten Kapitel liegen und selbst das als Begründung zu nehmen ist doch schon eher etwas dünn.
“A Song to Drown Rivers” ist ein historischer Roman und nichts anderes.
Es war für mich kein Volltreffer, ich sehe aber den Reiz des Buches und kann es vollkommen nachvollziehen, wenn andere von dem Buch begeistert sind.