Ein echtes Lesehighlight!
Manchmal hat man das Glück ein Buch zu finden, das einfach genau einen Nerv trifft, das gut tut, berührt und gleichzeitig ein leichtes Gefühl vermittelt. So ein Buch war "Reise mit zwei Unbekannten" von ...
Manchmal hat man das Glück ein Buch zu finden, das einfach genau einen Nerv trifft, das gut tut, berührt und gleichzeitig ein leichtes Gefühl vermittelt. So ein Buch war "Reise mit zwei Unbekannten" von Zoe Brisby für mich.
Gleich zu Beginn wird mit einem besonderen Stilmittel gearbeitet: das Buch beginnt mit einer Annonce auf mitfahrgelegenheit.com. Ich liebe derartige Stilmittel, die den Fließtext unterbrechen, da sie mir das Gefühl vermitteln mehr Teil der Handlung zu sein. Und zum Glück tauchen diese auch immer mal wieder im Buch auf. Das passt sehr gut zum lebhaften, bildlichen Schreibstil.
Auf der Website sucht Alex jemanden, den er mit nach Brüssel nehmen kann, um sich die Fahrtkosten teilen zu können. Dabei gerät er an Max, ein alte Frau, die aus dem Heim, in dem sie lebt, ausbüchst, um in Brüssel Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Anfangs haben die beiden ein eher negatives Bild voneinander und geraten sich etwas in die Haare. Nachdem jedoch einige Missverständnisse ausgeräumt wurden, nehmen sie sich beide unabhängig voneinander insgeheim vor, dem anderen zu helfen. Alex will Max von ihrem Plan der Sterbehilfe abbringen, indem er ihr zeigt, wie schön das Leben ist. Max möchte Alex etwas von ihrer Stärke und ihrem Mut mitgeben, um ihn aus seinem emotionalen Tief herauszuholen.
Beide sind sehr verschieden und kennen sich im Grunde überhaupt nicht. Natürlich kommt es zu kleineren Reibereien und erneuten Missverständnissen. Umso schöner ist es die zarte Annäherung zu beobachten. Die Dialoge bestechen durch ihren feinen Humor, sind gleichzeitig aber auch an mancher Stelle erstaunlich tiefgründig. Gerade die leichte, humorvolle Weise macht es leicht sich mit den tiefgründige Gedanken und Themen auseinander zu setzen, die vermittelt werden. Denn neben all der Lebensfreude, vor der das Buch nur so sprüht, geht es auch um Depressionen, Sterbehilfe, geringes Selbstvertrauen, schwierige Eltern-Kind-Beziehungen und das Leben in Pflegeheimen. Schnell könnten all diese Themen überfrachtet wirken oder eine bedrückte Stimmung vermitteln, jedoch wird dies durch so manch humorvolle Passage wunderbar ausgeglichen. Obwohl die Geschichte an mancher Stelle nahezu unglaublich erscheint, rutscht es doch nicht ins Kitschige oder gänzlich unrealistische ab. Die humorvollen und tiefgründigen Dialoge der Beiden geben dem Ganzen eine besondere Note, die dieses Buch zu einem wunderbaren, emotionalen Leseerlebnis macht. An mancher Stelle konnte ich lauthals lachen und fühlte mich bestens unterhalten, an anderer Stelle wurde ich ganz still und nachdenklich. Durch die amüsanten Episoden verliert die Handlung sich nie in zu viel Pathos und wird nie übertrieben. Ich bewundere wirklich das Geschick der Schriftstellerin. Für mich eines der besten Leserlebnisse seit einer Weile.
Gern spreche ich für "Reise mit zwei Unbekannten" ein überzeugte Leseempfehlung aus.