Leserunde zu "Gute Gründe" von Nadine J. Cohen
Wie groß ist der Schritt vom Schatten in die Sonne?Gute Gründe
Roman. Ein tiefgründiger und humorvoller Roman über Freundschaft. Hoffnung und den Mut, das Leben zu lebenWiebke Pilz (Übersetzer)
Yael hat Nein gesagt. Nein zum Leben. Nun soll sie lernen, Ja zu sagen. Dabei will sie nur, dass man sie in Ruhe lässt. Denn sie sieht keinen Grund, Ja zu sagen. Wozu auch immer. Doch ihre Schwester lässt nicht locker. Deshalb sucht Yael nach Gründen, für die es sich zu leben lohnt, und sie findet sie dort, wo sie sie niemals vermutet hätte: in einer unkonventionellen neuen Freundschaft, sehr, sehr vielen Smoothies, trashiger Erotikliteratur, beim Meeresschwimmen vor Sonnenaufgang ... und immer wieder in der tiefen Bindung zu ihrer Schwester.
Humorvoll und berührend zugleich erzählt Nadine J. Cohen von Freundschaft, Trauer, vererbten Traumata und Mental Health und behält dabei stets den Blick für die kleinen, einfachen Freuden und die Schönheit der Welt. Eine zärtliche und selbstironische Erkundung der Reise einer Frau an den Abgrund und zurück.
Timing der Leserunde
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Bewerben 07.10.2024 - 27.10.2024
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Lesen 11.11.2024 - 01.12.2024
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Rezensieren 02.12.2024 - 15.12.2024
Bereits beendet
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Teilnehmer
Diskussion und Eindrücke zur Leserunde
Abschnitt 2, KW 47, Seite 127 bis 239, inkl. Kapitel "August"
MeineLieblingsbuecher
Mitglied seit 18.05.2016
Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. - Kafka
Veröffentlicht am 21.11.2024 um 17:17 Uhr
abnuncha schrieb am 21.11.2024 um 14:50 Uhr
Hallo, ja, es wird sicherlich ein passendes Ende geben wo die Autorin die Thematik auslaufen lässt und kein Retter auf weißem Pferd wie bei Rosamunde Pilcher, das wäre nicht passend. Liebe Grüße
Das hoffe ich auch... Eine Liebesgeschichte würde hier gar nicht hineinpassen.
Lianne
Mitglied seit 16.03.2023
Veröffentlicht am 21.11.2024 um 19:51 Uhr
julsyliest schrieb am 19.11.2024 um 22:01 Uhr
Hi zusammen,
Ich muss vorweg nehmen dass das ja meine erste Leserunde ist und ich total begeistert bin da es mich sehr freut all eure Kommentare zu lesen und eure Sichtweisen zu bekommen
Ich bin immer noch Fan von diesem Buch. Was mir einfach super gefällt ist dass Yael so authentisch gezeichnet wurde. Ihr Humor, ihre Gedanken, ihr Umfeld, ich finde es großartig wie damit gespielt wird. Was mich an vielen Büchern die von Depressionen handeln stört ist, dass den Hauptcharakteren häufig „Opferrollen“ zugeschrieben werden. In der Schule gemobbt, Eltern lieblos, etc. - quasi vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan. Yael ist eine junge Frau wie es viele gibt. Ja, ihre Familiengeschichte und die Krankheitsprägungen sind nicht Standard, jedoch ist ihre Persönlichkeit so realistisch.
Ich bin auch sehr froh, dass sich ihr Knoten nicht als Krebs entpuppt hat. Allerdings fand ich die Szene mit der Diagnose zu oberflächlich beschrieben. Ich bin kein Freund davon, medizinische Fachbegriffe einzuwerfen, ohne darüber aufzuklären. Mir kamen sofort Fragen in den Kopf. Warum wird das BRCA Gen oft väterlicherseits vererbt? Warum haben Jüdinnen ein erhöhtes Risiko an Brustkrebs zu erkranken? Ich hätte mir an dieser Stelle mehr Aufklärung gewünscht.
Ich bin außerdem, froh dass die positiven Momente immer greifbarer werden. Man kann den Verlauf sehr schön erkennen und miterleben, wie sie sich auf Kleinigkeiten freut und Dankbarkeit für die dinge die sie hat, zeigen kann. Die Szenen mit ihrer Schwester, den Tintenfischen, Sean oder Shirley sind so rührend. Besonders die Beziehung zu Liora ist so echt und wunderschön.
Ich hoffe sehr, dass Shirley’s Operation sich nicht noch zu einer neuen Tragödie herausstellt. Ich habe das Gefühl, dass das Treffen zwischen Shirley, Andy und Yael noch wichtig sein wird. Und so sehr ich es Yael gönnen würde einen tollen Partner zu finden mit dem sie sich, wie sie sagt, vermehren könnte, hoffe ich irgendwie nicht dass die beiden etwas anfangen und gemeinsam in den Sonnenuntergang reiten. Irgendwie würde das wieder eines der Klischees bedienen. A la „erst Single und depressiv - dann glücklich und mit Partner“. Aber mal sehen was auf uns wartet.
Ich freue mich schon sehr auf den letzten Teil des Buchs. Es macht mir so Spaß Yael und ihre Familie immer besser kennenzulernen. Außerdem bin ich auch echt gespannt, wie sie sich immer weiter - wenn auch nicht bewusst - aus dem Loch kämpfen wird.
Mir gefallen die Sprünge zwischen den Szenen sehr gut da sie Abwechslung reinbringen, kann aber auch verstehen wenn es einen stört.
Liebe Grüße aus München und euch allen noch eine schöne Woche!
Ich hoffe auch sehr, dass es nicht das Klischee Ende wird, denn das wäre leider auch nicht authentisch - wo doch bisher alles enorm authentisch ist. So sehr, dass es mich manchmal erschreckt, wie sehr ich Yael verstehen kann.
Veröffentlicht am 22.11.2024 um 00:13 Uhr
inesbambines schrieb am 21.11.2024 um 09:35 Uhr
“Und so sehr ich es Yael gönnen würde einen tollen Partner zu finden mit dem sie sich, wie sie sagt, vermehren könnte, hoffe ich irgendwie nicht dass die beiden etwas anfangen und gemeinsam in den Sonnenuntergang reiten. Irgendwie würde das wieder eines der Klischees bedienen. A la „erst Single und depressiv - dann glücklich und mit Partner“.“
Hier möchte ich mich gern anschließen: Mein erster Gedanke zu dem Treffen mit Andy war auch, dass sie sich doch bitte nicht ineinander verlieben und wir eine Geschichte erzählt bekommen, in der mal wieder der Mann „zur Rettung“ eilt. Davon gibt es genug und ich kann es echt nich mehr hören bzw. lesen. Die Zeiten sind lange vorbei… 😅
Genau so ist es aber mal abwarten - das Buch bedient bisher auch nicht sehr viele Klischees, vielleicht ist die Autorin ja der selben Meinung wie wir und noch so einige aus der Leserunde
Veröffentlicht am 22.11.2024 um 00:27 Uhr
inesbambines schrieb am 21.11.2024 um 09:44 Uhr
Der zweite Abschnitt hat mir ebenfalls gut gefallen, ich finde es gut, dass wir als Leser*innen immer mehr Einblicke in die Familiengeschichte erhalten.
Allerdings muss ich an dieser Stelle auch sagen, dass ich irgendwie die ganze Zeit auf „die guten Gründe“ warte. Ich habe gedacht, dass Yael vielleicht langsam aber stetig noch mehr Dinge entdeckt, die ihr (wieder) gut tun, die ihr wichtig sind. (Natürlich sind da die Tintenfische, ihre Schwester, Shirley, die Katze und das Schwimmbad.)
Dem Titel des Buches nach zu urteilen, habe ich da mehr erwartet und muss aktuell sagen, dass er etwas irreführend und in meinen Augen nicht so gut gewählt ist. Der Originaltitel „Everyone and Everything“ passt da doch viel besser. Jeder Mensch in unserem Leben und alles was uns passiert prägen uns und gerade weil die Geschichte auch so viel von der Familie Silver preisgibt, finde ich den Original-Titel einfach gelungen.
Ich bin sehr gespannt, wie die Geschichte endet.
Da muss ich dir recht geben. Ich habe auch etwas anderes erwartet als es der Buchtitel und Klapptext ankündigen. Ich finde die Geschichte dennoch schön muss aber sagen den Punkt mit dem Originaltitel hast du echt richtig getroffen.
Lianne
Mitglied seit 16.03.2023
Veröffentlicht am 22.11.2024 um 02:36 Uhr
Ich bin nun auch mit diesen Abschnitt durch. Es gefällt mir nach wie vor richtig gut. Besonders ergreifend fand ich die Erzählungen über die Großmutter und wie mit ihr alles ging, wofür Yael da sein musste. Die letzte Person, um die sie sich kümmern musste. Dass sie sofort kündigt, machte für mich auch Sinn, sich von allem befreien.
Allgemein kann ich Yaels Gedanken bei so vielen Dingen viel zu gut nachempfinden. Auch wie Nichten und Neffen einem Lichtblicke geben, wie man sich selbst als Belastung wahrnimmt (obwohl man doch für andere „funktioniert“ hat).
Ihr Sarkasmus und die Ironie die sie in dem Krebsverdacht steckt und dabei versucht ihre echten Gedanken vor ihrer Schwester zu verstecken … da musste ich manchmal tief durchatmen. Denn ja, ich bin überzeugt die Autorin weiß sehr genau, worüber sie da schreibt. Selbst in den ruhigeren Momenten und Szenen liegt eine schwere.
sonice2readyou
Mitglied seit 10.08.2024
Veröffentlicht am 24.11.2024 um 10:02 Uhr
Was für ein intensiver zweiter Abschnitt. Zunächst bin ich erleichtert, dass Yael keinen Krebs hat. Das hätte der Geschichte noch eine gesteigerte Traurigkeit und Melancholie gegeben. Zu Beginn des zweiten Abschnitts finde ich den Blick noch sehr in die Vergangenheit gerichtet. Wir erfahren mehr über die Krebserkrankung der Mutter, die zu verschiedensten Symptomen geführt haben und damit ihre Persönlichkeit zunehmend verändert haben. Außerdem erzählt Yael etwas mehr vom Tod ihres Vaters und wie sehr es sie belastet, in seinen letzten Stunden nicht bei ihm gewesen zu sein. Dazu kommt das Trauma ihrer Oma. Wir erfahren außerdem von schlechten Erfahrungen im Zusammenhang mit männlichen Ärzten und dann deutet sich immer mehr eine massiv toxische Beziehung zu „ihm“ an. Da kam wirklich eine Menge zusammen. Ich sehe aber auch eine Art Wendepunkt. Yael erlebt nun auch wieder Situationen, an denen sie sich erfreut und die ihr zeigen, dass das Leben auch schöne Seiten bietet. Dazu tragen wohl u.a. maßgeblich die Kinder ihrer Schwester bei.
keelia
Mitglied seit 28.12.2023
Veröffentlicht am 24.11.2024 um 13:52 Uhr
Die Seiten fliegen immer noch vorbei, als gäbe es kein Morgen, ich lese echt viel am Stück und kann das Buch wirklich fast nicht weglegen (Hab vor lauter Lesen auch schon viel zu weit gelesen, hihihi).
Ich mags auch, dass die Stimmung ein bisschen heiterer wird, obwohl hier das Thema "Tod von Nanna und der Eltern" mehr thematisiert wird.
Ich mag Andy - da wird sich bestimmt noch was entwickeln - und ich mag auch Shirley, keine Ahnung warum Liora ihr nicht traut, aber im letzten Abschnitt wird hier noch eine nachvollziehbare Erklärung gegeben (will aber noch nicht spoilern).
Was ist eigentlich mit diesem Typen der ihr ständig Nachrichten schreibt?
Freue mich auf den letzten (oder bei mir, nur noch einen halben letzten) Abschnitt und bin gespannt, wies ausgeht :)
luisa_loves_literature
Mitglied seit 07.04.2020
"Make it a rule never to give a child a book you would not read yourself." - G.B. Shaw
Veröffentlicht am 24.11.2024 um 18:40 Uhr
Ich habe diesen Leseabschnitt leider nicht als heiter, sondern im Gegenteil als sehr bedrückend wahrgenommen. Besonders die Rückblick zu Krankheit und Sterben von Yaels Eltern waren sehr bedrückend und auch wenn Nannas Tod erwartbarer und daher mit etwas mehr Distanz und vielleicht auch einem leichten Touch Humor beschrieben wurde, fand ich die Passagen recht belastend. Hinzu kam dann noch Yaels Knoten in der Brust und die damit verbundenen Ängste, die meiner Meinung nach noch nicht mal besonders tiefgehend dargestellt wurden - vielleicht auch, weil der Untersuchungsprozess, nachdem sie sich Priya anvertraut hat, dann auch sehr schnell ging; das ist ja hier in Deutschland nicht gewährleistet. Allerdings fand ich es schon sehr irritierend, dass sie das Ergebnis der Mammographie erst beim Hausart fährt...das ist ja nochmal eine Hängepartie.
Wenn Yaels leichte, trocken-humorvolle Kommentare nicht wären, hätte mich dieser Abschnitt schon ziemlich heruntergezogen. Ich bin dann immer wieder dankbar, dass diese den Text auflockern. Insgesamt war ich mit dem ersten Teil wohl deutlich glücklicher, einfach weil es mir jetzt zwischendurch viel zu düster und belastend wurde.
Was mir an dem Text aber sehr gut gefällt, ist die Einbettung in modernes jüdisches Leben, über das man doch so einiges erfährt. Das ist sehr horizonterweiternd und sehr gut eingebunden. Es spielt in Yaels Leben durchaus eine Rolle, gibt ihr einen Kontext und Rahmen, auch wenn es ihr vielleicht gar nicht so bewusst ist.
Scorpio66
Mitglied seit 27.02.2020
Veröffentlicht am 24.11.2024 um 21:10 Uhr
Mir gefällt, das Yale von allen Seiten "beleuchtet" wird und man sehr viel über sie erfährt.
Sie hat es wirklich nicht leicht und ich frage mich, welche Faktoren wirklich ausschlaggebend für ihre Krankheit sind. Liegen sie nur in der Vergangenheit, der Familie.
Anfangs war mit Yale noch fremd und distanziert, aber je weiter man liest desto mehr öffnet sie sich für mich und ich kann sie besser verstehen.
Der jüdische Hintergrund ist nach wie vor sehr informativ für mich.
cldwllnk
Mitglied seit 24.06.2024
Veröffentlicht am 27.11.2024 um 08:02 Uhr
Ich mags wirklich sehr gerne wie man immer wieder einen Eindruck bekommt wieviel Humor Yael hat. An manchen Stellen muss ich wirklich schmunzeln. Und grade deswegen finde ich, dass ihre Depressionen als Krankheit so real umgesetzt sind. Denn wenn man mal ehrlich ist und selber noch nie Kontakt zu jemanden hatte der an dieser Krankheit leidet, dann stellt man sich Depressionen meist so vor, dass man immer traurig ist und nur zuhause sitzt und viel weint. Die Realität sieht aber ganz anders aus. Menschen haben ein Soziales Umfeld, gehen arbeiten, haben Freunde und lachen. Und haben trotzdem Depressionen...