Leserunde zu "Die Anatomie der Einsamkeit" von Louise Pelt
Ein Roman über Sehnsucht, Mut und Hoffnung
Die Anatomie der Einsamkeit
Roman
Ein kluger Roman über Sehnsucht, Mut und Hoffnung
Journalistin Olive träumt von der ganz großen Geschichte - und davon, endlich ein Zuhause zu finden. Zwar ist sie in einer liebevollen Familie aufgewachsen, aber sie wird das Gefühl nicht los, dass ihr etwas fehlt, um wirklich glücklich zu sein. Können ausgerechnet die Nachforschungen zu dem alten, scheinbar wertlosen Kompass ihrer Großmutter Olive aus ihrer Einsamkeit führen?
Zwanzig Jahre zuvor führt Claire ein Leben auf der Überholspur. Aber die Nachricht vom Tod ihrer Schwester Iris wirft sie aus der Bahn. Sie flieht Hals über Kopf auf die kleine Felsinsel, auf der Iris lebte. Dort findet Claire haufenweise Zeichnungen - darunter auch eine von einem alten, scheinbar wertlosen Kompass ...
Timing der Leserunde
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Bewerben 03.02.2025 - 16.02.2025
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Lesen 24.02.2025 - 16.03.2025
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Rezensieren 17.03.2025 - 30.03.2025
Schlagworte
Teilnehmer
Diskussion und Eindrücke zur Leserunde
Abschnitt 3, KW 11, Seite 292 bis Ende
Veröffentlicht am 11.03.2025 um 09:02 Uhr
Ich habe den dritten Teil nun auch gelesen.
Insgesamt bin ich ganz zufrieden mit dem Ende und wie sich alles aufgelöst hat. Im zweiten Teil habe ich mir ab und zu einen Sprung auf Poppys Zeitebene gewünscht, jetzt nach dem dritten Teil verstehe ich aber gut, warum es keine gab. So passte es irgendwie besser und konnten alle Fragezeichen länger offen bleiben.
Ich habe allerdings schon ziemlich früh im dritten Teil geahnt, wie die Ebenen zusammenhängen werden und wurde dann von vielen Hinweisen bestätigt.
Ich fand das Buch sehr angenehm und spannend zu lesen, ab und zu hatte es mir aber doch etwas zu viele klischeehafte sie-kriegen-sich-sie-kriegen-sich-nicht Momente a la Rosamunde Pilcher.
Veröffentlicht am 11.03.2025 um 11:39 Uhr
Maria_12 schrieb am 10.03.2025 um 20:24 Uhr
Zitat von Bookworm_23
Olive hat sich wie ich schon gedacht habe entschieden, nicht nach New York zurückzukehren. Als Will plötzlich vor ihr stand, hatte ich schon die Befürchtung, daß sie schwach wird. Doch sie hat ihn endlich durchschaut und weggeschickt. Es war schon gemein, daß er den Fuchswelpen einfach rausgestellt hat und er verschwunden ist.
Du meinst hier sicher Claire (und nicht Olive)! Ich denke, Claire war sich schon im Unterbewußten klar, dass sie mit Will nichts gemeinsames verbindet.
Ja, sicher, Claire....
Veröffentlicht am 11.03.2025 um 11:42 Uhr
Zitat von schnaeppchenjaegerin
Ich habe mich jedoch gefragt, warum es Olive und Tom so kompliziert mit der Übersetzung machen. Ich hätte zumindest parallel schon einmal mit Google oder einer Übersetzungs-App versucht, schneller den Inhalt zu entschlüsseln. Und müssten Olive als Journalistin nicht noch bessere Möglichkeiten wie eine KI zur Verfügung stehen?
Das habe ich mich auch gefragt. Aber Olive stand sich vermutlich selbst im Weg, gequält vom Selbstzweifeln.

MEERBLICK
Mitglied seit 18.01.2024
Veröffentlicht am 11.03.2025 um 12:48 Uhr
Die Lebenslinien der Protagonisten haben sich im dritten Leseabschnitt gefunden und konnten in den Austausch treten. Das hat mir sehr gut gefallen und nachdem ich in 'Die Halbwertszeit von Glück' bereits erfahren habe welchem Muster der Roman folgen wird, habe ich während des Lesens sehnsüchtig auf die Szene der Zusammenkunft dieser durch den schrecklichen Krieg zerrissenen Familie gewartet. Viel musste geschehen um die gefühlte Einsamkeit von Claire, Olive und letztendlich auch von Frankie zu überwinden, um das Leben mit anderen Augen sehen zu können und vor allen Dingen, es endlich zu leben und zu genießen.
Für mich war der Kompass als Wegweiser eine wunderschöne Metapher, der letztendlich über Kontinente hinweg Menschen zusammengeführt hat, die zusammengehören und nun Gemeinsamkeiten finden können.
Mathilde oder Poppy steht für mich symptomatisch für ihre Generation, die ohne Wehklagen ihr Schicksal erduldet – schweren Herzens. Für sie war ihre große Liebe gemeinsam mit ihrem Kind gestorben. Das hat ihr Vater ihr leider sehr überzeugend nahegebracht. Was für eine Tragödie, die sich so oder in ähnlicher Art sicherlich bedauerlicherweise mannigfach in jenen Nachkriegsjahren zugetragen hat. Ich kann auch verstehen, dass Poppy nie darüber gesprochen hat, auch nicht mit ihren engsten Vertrauten, weil es einfach zu schmerzlich war nicht nur für sie, sondern auch für ihre 'zweite Familie' gewesen wäre, weil der Gedanke des Verlustes immer im Raum gestanden hätte.
Olive, aus meiner Sicht der schwächste aller vorgestellten Charaktere, hat nun auch ihren inneren Frieden finden können, nachdem sie die Wahrheit um das Leben ihrer geliebten Großmutter erfahren hat. Sie wird nun sicherlich ihr Glück finden mit Tom, einem sehr sympathischen jungen Mann.
Der Zufall hat letztendlich zwei Seelenverwandte zusammengeführt – Iris und Frankies Vater. Beide waren durch grausame schicksalshafte Erlebnisse traumatisiert und suchten oder gaben sich Halt, den Halt, den sie vermochten zu geben.
Kann diese Einsamkeit im Herzen über Generationen weitervererbt werden? Diese Frage stellt das Buch und ich bin zu dem Fazit gekommen: ja, es ist möglich. Unterbewusst spiegeln wir Menschen die Last, die auf unserer Seele liegt, die manchmal erkannt und im Gespräch aufgearbeitet werden kann. Allzu oft jedoch bleiben wir mit offenen Fragen zu einem unerkannten Komplex hilflos zurück.
Ein wunderbarer Roman mit Tiefgang- eine Fiktion, die ein glückliches Ende gefunden hat mit viel Potenzial zur Diskussion.

MEERBLICK
Mitglied seit 18.01.2024
Veröffentlicht am 11.03.2025 um 12:52 Uhr
Maria_12 schrieb am 10.03.2025 um 20:08 Uhr
Zitat von schnaeppchenjaegerin
Gewundert hat mich, dass Will tatsächlich den Weg auf sich genommen hat, um Claire zu finden, auch wenn der Versuch mir doch nur halbherzig vorkam. War die Trennung von seiner Frau aufrichtig? Wollte er Claire wirklich zurückgewinnen?
Wenn ich ehrlich bin, passte dieser Teil irgendwie nicht richtig in die Geschichte.
Ich glaube Will hat hier eine sehr menschliche Eigenschaft seines Charakters gezeigt. Es war Angst, Angst um sein Ansehen in der Kanzlei und vielleicht auch bei seiner Familie. Vielleicht hat seine Frau ihm ja sogar nahe gelegt, zu gehen.

MEERBLICK
Mitglied seit 18.01.2024
Veröffentlicht am 11.03.2025 um 12:55 Uhr
Zitat von Mimi81
Den Ansatz, dass Poppy sich durch ihre unterschiedlichen Erbstücke ihr Gewissen erleichtert hat, finde ich einleuchtend und stimmig. Ich denke sogar, dass sie gewollt hatte, dass ihre Geschichte ans Licht kommt.
Ja, das kann durchaus sein. Poppy hatte über ihr eigenes leben hinaus gedacht und wollte sichtbar machen, was sie zu Lebzeiten nicht ertragen hätte.

Jackolino
Mitglied seit 29.03.2023
Veröffentlicht am 11.03.2025 um 14:20 Uhr
Zitat von schnaeppchenjaegerin
Gewundert hat mich, dass Will tatsächlich den Weg auf sich genommen hat, um Claire zu finden, auch wenn der Versuch mir doch nur halbherzig vorkam. War die Trennung von seiner Frau aufrichtig? Wollte er Claire wirklich zurückgewinnen?
Ein bisschen hatte ich das Gefühl, er hätte sich gerne im Erfolg von Claire gesonnt. Er sprach ja von sich aus die angebotene Partnerschaft in der neuen Kanzlei an und dass ihm das als gute Idee erschiene.

Jackolino
Mitglied seit 29.03.2023
Veröffentlicht am 11.03.2025 um 14:49 Uhr
Ich hatte mich lange gefragt, wie Claire und Iris wohl in die Familiengeschichte hineinpassen könnten, weil es sich mir allein vom Alter her schon nicht erschloss. Nun haben wir also des Rätsels Lösung und sie hat ein bisschen Ähnlichkeit mit "Der Halbwertszeit von Glück" und ist doch auch wieder ganz anders.
Olive tut gut daran, die Geschichte ihrer Familie nicht in einem schnellen und oberflächlichen Zeitschriftenbeitrag zu veröffentlichen, ich hatte aber schon das Gefühl, dass sie sich mit Buchgedanken trug. Sie hat während der Recherche mehr über sich und ihre Großmutter gelernt, als sie sich das jemals vorstellen konnte und hat zum Schluss auch den Wert des Kompasses verstanden, der der Schlüssel für ihre Recherchen war. Es ist schön, dass sie mit Tom einen guten Partner gefunden hat und Marcus endlich den Laufpass erhalten hat. Für ihn wurde sie erst wichtig, als sie nicht mehr zur Verfügung stand.
Poppys Schicksal ist herzerweichend, sie hat mit knapp 18 Jahren schon mehr Leid erlebt als andere in ihrem ganzen Leben und niemanden, um darüber zu reden. Obwohl sie auch mit ihrem zweiten Mann eine gute Ehe führte und vor allem ihre Enkelin Olive besonders mochte, vermisste sie doch immer ihre erste Familie. Es war für mich ein guter Schluss, dass Frankie sie noch kurz vor ihrem Tod sehen konnte und Poppy damit endlich unterbewusst ihren Frieden mit sich selbst machte.
Claire macht sich immer mehr unabhängig und macht nachdem Frankie ihr die letzten Nachrichten ihrer Schwester übergeben hat, auch ihren Frieden mit ihr. Letzendlich wird sie Iris immer ähnlicher. Die Entscheidung bezüglich Will war die richtige, er passte nicht in die Einsamkeit.
Es ist gut, bis zur Rezension noch ein wenig Zeit zu haben, ich denke, das Buch wird noch einige Zeit mit mir sprechen.
Veröffentlicht am 11.03.2025 um 15:27 Uhr
Zitat von Jackolino
Ein bisschen hatte ich das Gefühl, er hätte sich gerne im Erfolg von Claire gesonnt. Er sprach ja von sich aus die angebotene Partnerschaft in der neuen Kanzlei an und dass ihm das als gute Idee erschiene.
Kommt mir auch so vor. Ich mag Will kein bisschen.
Veröffentlicht am 11.03.2025 um 15:47 Uhr
Maria_12 schrieb am 10.03.2025 um 20:27 Uhr
Zitat von Bookworm_23
Frankie gibt sich die Schuld am Tod der Schwester, aber sie konnte ja nichts für den Sturm.
Wegen einem Streit mit Frankie, ist Iris ins Boot gestiegen und dass ein Stiurm aufkam, entschied die Natur.
Und Iris hatte wohl auch ihren eigenen Kopf...