Leserunde zu "Die Anatomie der Einsamkeit" von Louise Pelt

Ein Roman über Sehnsucht, Mut und Hoffnung
Cover-Bild Die Anatomie der Einsamkeit
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Louise Pelt (Autor)

Die Anatomie der Einsamkeit

Roman

Ein kluger Roman über Sehnsucht, Mut und Hoffnung

Journalistin Olive träumt von der ganz großen Geschichte - und davon, endlich ein Zuhause zu finden. Zwar ist sie in einer liebevollen Familie aufgewachsen, aber sie wird das Gefühl nicht los, dass ihr etwas fehlt, um wirklich glücklich zu sein. Können ausgerechnet die Nachforschungen zu dem alten, scheinbar wertlosen Kompass ihrer Großmutter Olive aus ihrer Einsamkeit führen?

Zwanzig Jahre zuvor führt Claire ein Leben auf der Überholspur. Aber die Nachricht vom Tod ihrer Schwester Iris wirft sie aus der Bahn. Sie flieht Hals über Kopf auf die kleine Felsinsel, auf der Iris lebte. Dort findet Claire haufenweise Zeichnungen - darunter auch eine von einem alten, scheinbar wertlosen Kompass ...

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 03.02.2025 - 16.02.2025
  2. Lesen 24.02.2025 - 16.03.2025
  3. Rezensieren 17.03.2025 - 30.03.2025
    Rezensieren

Schlagworte

Einsamkeit Familie Liebe Geheimnis moderne Einsamkeit Social Media Literarische Unterhaltung

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Abschnitt 2, KW 10, Seite 147 bis 291, inkl. Kapitel "Hamburg, Juli 1945 WARTEN"

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testethar

Mitglied seit 21.06.2022

Veröffentlicht am 12.03.2025 um 16:40 Uhr

Buchstabenliebe schrieb am 10.03.2025 um 21:01 Uhr

Ich denke auch, dass sie sehr jung war… und ganz ehrlich, die Teilnahme war doch auch absolute Pflicht? Ich glaube, Jugendliche haben dann doch auch sehr viel Angst, sei es vor Zurückweisung der anderen oder auch vor Strafe der Eltern und den Nazis selbst. Ich bin da immer sehr zwiegespalten, vor allem was die jungen Leute damals angeht. Im Teenageralter ist man leider oft so gestrickt, dass man das macht was die andern machen, einfach um nicht alleine zu sein. Noch ein weiterer Grund, warum die Nazis absolut abscheulich mit den Ängsten der Menschen gespielt haben.

Glaub auch, dass es Pflicht war. Bin da auch deiner Meinung.

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Leiraya

Mitglied seit 04.09.2021

Go with the flow!

Veröffentlicht am 14.03.2025 um 11:15 Uhr

Zitat von Mimi81

Mir kommt gerade der Gedanke, ob uns Louise Pelt damit nicht vielleicht sagen möchte, dass selbst kleine Dinge im Leben eine Vergangenheit haben, die hinterfragt werden möchte .



Das ist ein sehr schöner Gedanke. Und ich denke auch, nachdem man Olive etwas näher kennengelernt hat, dass es einfach auch sehr an ihr nagt, dass sie "nur"einen Kompass geerbt hat, vor allem im Vergleich zu den Geschwistern. Das hat ja auch die Message in sich "sieh dir die Dinge genau an und welchen Wert sie haben"

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Leiraya

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Veröffentlicht am 14.03.2025 um 11:27 Uhr

schnaeppchenjaegerin schrieb am 07.03.2025 um 17:21 Uhr

Zitat von Linsaylinn

Olive finde ich nicht immer nachvollziehbar. Diese kleine Blechdose hätte ich vermutlich schon viel früher aufgemacht. Auch dieses schnelle vorverurteilen der Großmutter, weil sie auf einem Bild ein BDM Abzeichen trägt, fand ich jetzt etwas übertrieben.Die Dinge sind doch oft anders als sie scheinen.



Da bin ich ganz deiner Meinung. Die strenge Verurteilung ihrer Großmutter kann ich gar nicht nachvollziehen. Sie muss doch zumindest in Betracht ziehen, dass Poppy nur als Mitläuferin dabei war und nicht aus Überzeugung. Sie ist damit noch lange keine Täterin.

Für mich wirkt es so als ob Louise Pelt mit Olive eine Figur erschaffen wollte, die nicht rational agiert und sehr merkwürdige Dinge tut. Ich habe den Eindruck, dass damit (wie auch bei Claire) begründet werden soll, warum beide sehr allein sind. Sei es aus familiären Gründen wie bei Claire oder bisher nicht näher erklärte Gründe wie bei Olive, außer vielleicht dass sie unheimlich gerne erfolgreich wäre, sich aber vieles nicht zutraut und dann auch niemand wirklich an sich heranlassen möchte (hat was von einer Borderline-Persönlichkeit) und dann sehr heftig darauf reagiert.

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Buchstabenliebe

Mitglied seit 25.02.2021

Veröffentlicht am 14.03.2025 um 21:26 Uhr

Leiraya schrieb am 14.03.2025 um 11:15 Uhr

Zitat von Mimi81

Mir kommt gerade der Gedanke, ob uns Louise Pelt damit nicht vielleicht sagen möchte, dass selbst kleine Dinge im Leben eine Vergangenheit haben, die hinterfragt werden möchte .



Das ist ein sehr schöner Gedanke. Und ich denke auch, nachdem man Olive etwas näher kennengelernt hat, dass es einfach auch sehr an ihr nagt, dass sie "nur"einen Kompass geerbt hat, vor allem im Vergleich zu den Geschwistern. Das hat ja auch die Message in sich "sieh dir die Dinge genau an und welchen Wert sie haben"

Ein wirkliche schöne Erklärung. Ich hoffe, Olive wächst daran, sie scheint eigentlich eine ganz liebe und tolle Person zu sein, die sich nur total im Weg steht.

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Buchstabenliebe

Mitglied seit 25.02.2021

Veröffentlicht am 14.03.2025 um 21:29 Uhr

schnaeppchenjaegerin schrieb am 10.03.2025 um 22:11 Uhr

Ich glaube auch nicht, dass ich den Mut gehabt hätte. Die Angst vor Konsequenzen wäre immer größer gewesen und zudem konnte man damals das ganze Ausmaß - schon gar nicht als so junger Mensch - erkennen.

Da hast du recht. Wir heute können schon sagen, wir hätten uns gewehrt. Aber hätten wir das wirklich? Ich will niemanden in Schutz nehmen oder es kleineren. Aber die Angst vor folter und Tod ist meist doch größer als die Moral. Es ist einfach schwierig. Abscheulich, dass so etwas anderen Menschen angetan wurde, alle diese Verbrechen.

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Langeweile

Mitglied seit 28.10.2018

Je mehr ,je lieber.

Veröffentlicht gestern um 17:23 Uhr

Tom ist wohl wirklich ein begnadeter Fotograf,so wie Olive auf das Bild von ihr und ihrer Großmutter reagiert hat. Trotzdem fand ich seinen Überfall etwas übergriffig, er hätte fragen müssen. die Sache mit Tom und Olive entwickelt sich sehr schnell, für meinen Geschmack zu schnell, angeblich hat er sie immer schon gemocht,hm ,soll man das glauben.Dass ihr Vater, die Dose, welche seine Mutter ihm geschenkt hat, nicht geöffnet hat, kann ich nicht verstehen. Ist er denn kein bisschen neugierig? Die Gedichte, welche zwischen den einzelnen Abschnitten stehen, sind wohl von ihrer Großmutter, oder verstehe ich das falsch?
Welche Beziehung gab es zwischen Iris und Fränkie?Gut, Dass sie sich einen Ruck gegeben hat und sich für die neue Stelle entschieden hat.

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Langeweile

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Je mehr ,je lieber.

Veröffentlicht gestern um 17:24 Uhr

AgnesM schrieb am 03.03.2025 um 09:56 Uhr

Ich habe ungefähr die Hälfte des zweiten Abschnitts gelesen und finde das Buch immer noch sehr spannend und gut. Besonders die Geschichte rund um Claire fesselt mich.

Die Vorstellung, allein auf der Insel zu sein, die Begegnung mit der düsteren Frankie und das Geheimnis um Iris finde ich richtig spannend. Im Gegensatz dazu wirkt die Geschichte um Olive und Tom auf mich eher unnatürlich und etwas zu gewollt.

Ehrlich gesagt finde ich es seltsam, dass so viel Aufwand wegen eines Kompasses betrieben wird. Wenn ich einen Kompass erben würde und zufällig erfahre, dass irgendwo ein ähnlicher Kompass gefunden wurde, würde ich mir nichts dabei denken. Selbst wenn man mir sagt, dass mein Kompass einzigartig ist – vielleicht irren sich die Leute ja. Ich würde jedenfalls nicht um die Welt reisen, nur um herauszufinden, ob die Kompasse wirklich identisch sind. Versteht ihr, was ich meine? Das wirkt auf mich etwas unrealistisch. Diese Kapitel sind mir bislang etwas zu konstruiert

Gerade deshalb bin ich umso gespannter auf die Auflösung!
Und dieser Abschnitt hielt sogar einen Lacher für mich bereit: Der Bus namens Agnes. 😉

Dass sich zwischen Olive und Tom, etwas anbahnt, hatte ich schon im ersten Abschnitt vermutet, es ging mir aber ein bisschen zu schnell

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Langeweile

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Veröffentlicht gestern um 17:26 Uhr

schnaeppchenjaegerin schrieb am 03.03.2025 um 00:16 Uhr

Dass Tom Olive und ihre Großmutter heimlich fotografiert hat, geht gar nicht und passt gar nicht zu dem soliden Eindruck, den er sonst macht. Schon allein einfach das Zimmer zu betreten, ohne etwas zu sagen oder anzuklopfen, ist übergriffig. Er ist nur Gast und dort liegt eine pflegebedürftige Frau. Irritiert hat mich auch Olives Vater. Da schenkt ihm seine Mutter eine Blechdose und er guckt gar nicht rein? Er musste doch annehmen, dass es darin Dinge zu ergründen gibt, die Fragen aufwerfen und vielleicht wollte Poppy, dass diese endlich gestellt werden. Es ist doch geradezu respektlos, sie anzunehmen und sich nicht weiter damit zu beschäftigen. Hat auch er Angst davor, etwas über seine Mutter zu erfahren, dass er gar nicht wissen möchte?
Im weiteren Verlauf bestätigt sich der erste Eindruck, dass Tom ein empathischer und verlässlicher Mensch ist. Auf dem Weg nach Deutschland kommen Olive und Tom endlich ins Gespräch und man merkt, dass er gut in Olive hineinsehen kann, ihre Gefühle versteht und sie auch damit konfrontiert, was ihr unangenehm ist. Und wie ich zu Beginn schon geahnt hatte, kommen sich die beiden dann tatsächlich noch näher.
Poppy hat lange ein Geheimnis um ihre Vergangenheit gemacht, was Olive Angst macht. Es ist zu vermuten, dass nichts Gutes dahinterstecken kann, sondern vermutlich eine schmerzhafte Geschichte. Hat Poppy eine Schuld auf sich geladen? Hat sie etwas mit der Leiche zu tun? Ich bin gespannt, wie sich das auflösen wird, denn bisher finde ich den Fund in Kombination mit dem (doppelten?) Kompass etwas konstruiert.
Immerhin können wir nun bereits den Bezug zu dem Prolog herstellen. Mathilde hat offenbar versucht sich umzubringen und ihr zukünftiger Ehemann hat sie gerettet. Der rote Rock, Poppy,... Vielleicht ist der Grund für den Selbstmordversuch eben jene Schuld, mit der Poppy nicht zurecht gekommen ist.
Ob die Polizei die Leiche identifizieren kann und wie alt ist sie eigentlich?

Der andere Erzählstrang ist nicht weniger geheimnisvoll. Claire versucht mehr über Iris herauszufinden, kommt aber nicht wirklich weiter. Was hat es mit der Flaschenpost und dem Puzzle auf sich? Ist das eine späte Entschuldigung für den Diebstahl? Nach all den Jahren? Warum ist Frankie so feindselig? Hat Iris ihr etwas über Claire erzählt? Noch fehlt mir der Bezug zum Rest der Geschichte. Im Klappentext wird der Kompass zwar erwähnt, aber bisher hat Claire das Bild nicht entdeckt - könnte aber natürlich die Zeichnung der Taschenuhr bzw. Amuletts am Ende des Leseabschnitts sein. Trotzdem finde ich, dass der Klappentext ein bisschen zu viel vorwegnimmt.

Sowohl Olive als auch Claire sind keine einfachen Charaktere, was mir ganz gut gefällt. Es gibt ja nichts Schlimmeres als aalglatte Figuren, die sich nur korrekt verhalten. Dass Claire einfach so in Frankies Wohnung eindringt, ist natürlich ein No-Go. Unabhängig davon, ob Frankie ein Recht auf die Asche ihrer Schwester hat, kann sie nicht einfach dort nach der Urne suchen. Aber hätte ein Nachlassverwalter o.ä. sich nicht auch schon wegen eines Erbes oder der Asche bei ihr melden müssen? Sie ist doch einzige Angehörige. Ich gehe nicht davon aus, dass Iris in ihrem Alter schon ein Testament gemacht hatte – außer natürlich sie hatte ihren Tod geplant. Dagegen spricht jedoch, dass Pete meinte, dass Iris glücklich gewesen sei. Gespannt bin ich, was die Briefe ergeben. Wollte sie Iris dann doch nicht verschicken oder hatte sie Frankie unterschlagen?

Ich mag die Geschichte und störe mich auch nicht an der grundsätzlich melancholischen Stimmung, aber manchmal wünschte ich mir schon, dass Olive und Claire bei ihren Recherchen schneller vorankämen. So hat der Roman mit der ganzen Nachdenklichkeit und Betrübnis zwischendurch auch mal seine Längen.

Ich bin gespannt, warum die Großmutter sich umbringen wollte, hängt es mit der eingemauerten Leiche zusammen? Ich hoffe nicht, dass sie Schuld auf sich geladen hat.

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Langeweile

Mitglied seit 28.10.2018

Je mehr ,je lieber.

Veröffentlicht gestern um 17:28 Uhr

Jackolino schrieb am 03.03.2025 um 20:10 Uhr

Olive und Tom machen sich gemeinsam auf den Weg nach Deutschland, um Poppys Geheimnis aufzudecken. Zwar hegen die beiden eine lange aufgebaute Antipathie gegeneinander, aber nun sind sie gezwungen, zusammenzuarbeiten. Olive fällt das schwerer als Tom, sie fällt immer wieder in alte Muster zurück, ist zickig und will nicht glauben, was er ihr schon nach einem kurzen Kennenlernen von Poppy verrät. Sie habe Dänisch mit ihr gesprochen. Laut Olive kann das gar nicht sein, schließlich kenne sie ihre Großmutter schon über 30 Jahre und Tom kenne sie gar nicht. Es geht hin und her, aber schließlich setzen sie ihre Reise doch fort. Olive hat noch mehrere Zusammenbrüche, vor allem als sie eine Keksdose öffnen, die Poppy ihrem Vater vererbt hat. Darin befinden sich Bilder, die Poppy als junges Mädchen zeigen mit einer BDM-Brosche am Revers ihrer Bluse. Olive will nicht, dass eine NSDAP-Vergangenheit ihrer Großmutter aufgedeckt wird. Für sie war die Großmutter immer nur gut, mit dieser Vergangenheit hätte sie auch eine andere Seite. Ihr Weg führt sie nach Hamburg, wo sie von einem Feuerwehrmann erste Hinweise erhalten, vor allem aber die Aufforderung, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen.

Claire hat auf der Insel einen kleinen Fuchswelpen gerettet und versucht, ihn am Leben zu erhalten. Sie ist hin und hergerissen, was ihre Schwester angeht. Will sie doch mehr über sie erfahren oder will sie diese unleidliche Geschichte ganz schnell abschließen und wieder zurück nach New York, wo ihr alles bekannt und vertraut ist. Am dritten Tag sitzt plötzlich eine Fremde am Tisch in Iris Haus. Es stellt sich heraus, dass es gar nicht Iris Haus war, sondern das Haus der fremden Frau, Frankie. Claire benimmt sich in meinen Augen ziemlich unmöglich, sie wirft mit Gegenständen um sich, darunter auch mit der Flasche, die Iris für sie auf der Insel versteckt hatte. Dabei findet sie das erste Erinnerungsteil, das sie Iris Schicksal und ihrer Entzweiung ein wenig näherbringen könnte. Ein Puzzleteil und das in zweierlei Hinsicht. Zum einen handelt es sich tatsächlich um das letzte Teil eines Puzzles von New York, das jahrelang unvollständig war, weil genau dieses Teil gefehlt hatte. Zum anderen ist es nun auch ein Puzzleteil, mit dem Claire sich auf die Suche zum Verständnis ihrer Schwester macht. Und sie erwartet, noch weitere Teile in Iris Nachlass zu finden.

Claire lernt Pete, den Tierarzt kennen, der ihr mit dem Fuchsmädchen hilft und sie bekommt leihweise ein Boot, so dass sie unabhängig ist. Auf dem Festland sucht sie Frankies Haus auf und findet alte Briefe von Iris an sie. Da kennen wir den Inhalt aber noch nicht.

Ich hätte am liebsten direkt weitergelesen und tue mich schwer, eine ganze Woche Geduld zu üben. Ich habe bislang noch keine Idee, wie die beiden Schicksale zusammenhängen könnten. Aber nach den ersten gemeinsamen Tagen von Olive und Tom gehe ich auch davon aus, dass die beiden sich näher kommen.
Was Claire und den Tierarzt angeht, bin ich unsicher. Sympathisch sind sich die beiden auf jeden Fall.

Ich bin sehr gespannt auf den Inhalt von Iris Briefen.