Leserunde zu "Die Anatomie der Einsamkeit" von Louise Pelt

Ein Roman über Sehnsucht, Mut und Hoffnung
Cover-Bild Die Anatomie der Einsamkeit
Produktdarstellung
Louise Pelt (Autor)

Die Anatomie der Einsamkeit

Roman

Ein kluger Roman über Sehnsucht, Mut und Hoffnung

Journalistin Olive träumt von der ganz großen Geschichte - und davon, endlich ein Zuhause zu finden. Zwar ist sie in einer liebevollen Familie aufgewachsen, aber sie wird das Gefühl nicht los, dass ihr etwas fehlt, um wirklich glücklich zu sein. Können ausgerechnet die Nachforschungen zu dem alten, scheinbar wertlosen Kompass ihrer Großmutter Olive aus ihrer Einsamkeit führen?

Zwanzig Jahre zuvor führt Claire ein Leben auf der Überholspur. Aber die Nachricht vom Tod ihrer Schwester Iris wirft sie aus der Bahn. Sie flieht Hals über Kopf auf die kleine Felsinsel, auf der Iris lebte. Dort findet Claire haufenweise Zeichnungen - darunter auch eine von einem alten, scheinbar wertlosen Kompass ...

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 03.02.2025 - 16.02.2025
  2. Lesen 24.02.2025 - 16.03.2025
    Lesen
  3. Rezensieren 17.03.2025 - 30.03.2025
  1. Abschnitt 1, KW 9, Seite 1 bis 146, inkl. Kapitel "Geräusche, Juli 2000" bis 02.03.2025
  2. Abschnitt 2, KW 10, Seite 147 bis 291, inkl. Kapitel "Hamburg, Juli 1945 WARTEN" bis 09.03.2025
  3. Abschnitt 3, KW 11, Seite 292 bis Ende bis 16.03.2025

Schlagworte

Einsamkeit Familie Liebe Geheimnis moderne Einsamkeit Social Media Literarische Unterhaltung

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Abschnitt 1, KW 9, Seite 1 bis 146, inkl. Kapitel "Geräusche, Juli 2000"

Profilbild von schnaeppchenjaegerin

schnaeppchenjaegerin

Mitglied seit 25.10.2016

... Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat.

Veröffentlicht am 24.02.2025 um 00:20 Uhr

Grundsätzlich mag ich Geschichten mit unterschiedlichen Erzählsträngen sehr gerne. In diesem Fall würde ich mir wünschen, wenn die Abschnitte für jede Figur etwas länger wären, so dass man nicht so schnell wieder aus einem Leben herausgerissen wird, insbesondere da wir bisher noch nicht wissen, wie Olive und Claire miteinander verbunden sind. Sie sind mit Mitte 30 zwar im selben Alter, wohnen aber auf unterschiedlichen Kontinenten und mit 20 Jahren zeitlichem Abstand. Auf welche Weise wird der Kompass beide Leben miteinander verknüpfen?
Die vielen Geheimnisse, die es noch zu ergründen gibt, gestalten die Geschichte mysteriös und spannend. Welche Bedeutung hatte der Kompass für Poppy? Was hat es mit der Leiche auf sich? Ist Iris tatsächlich bei einem Unfall ums Leben gekommen?
Darüber hinaus entwickelt jeder Erzählstrang für sich eine Grundspannung. Was wird Olive auf ihrer Reise entdecken und über Poppy und ihre Familie herausfinden? Auch wenn Olives Vater etwas anderes behauptete, bin ich fest überzeugt, dass Poppy wollte, dass Olive ihre Geschichte ergründet. Zudem gehe ich davon aus, dass auch das angespannte Verhältnis zwischen Tom und ihr sich noch verändern wird. Fühlt sich Tom zu ihre hingezogen und ist ihr deshalb aus dem Weg gegangen? Eigenartig, dass er sich ihren Eltern gegenüber ganz anders benimmt.
Ich bin auch gespannt, was Claire noch über Iris Leben ergründen wird. Dass sie nun auf der Insel gestrandet ist, gibt ein ganz eigenes klaustrophobisches Gefühl. Und bedeutete ihre andauernde Übelkeit etwas, dass sie schwanger ist? Und was hat es mit dem ominösen Besucher auf sich, der ihr Lebensmittel gebracht und das Feuer entzündet hat? Warum versteckt er sich vor ihr? Das ist doch nicht normal.

Zwischen den einzelnen Kapiteln gibt es immer wieder Gedichte aus den 1940er-Jahren. Ob sie von Mathilde verfasst worden sind? Was hat sie 1950 zu ihrer Verzweiflungstat bewegt und wie ist der Zusammenhang mit Claire, Olive und dem Kompass? Ist Mathilde eine Verwandte von Poppy? Zumindest gibt es Agnes als verbindendes Element. Aber wer benennt bitte einen Kleinbus nach seiner Großmutter? Skurril fand ich auch die Episode mit dem Sprühkäse. Das Wort habe ich zum ersten Mal gehört. Schon eine kulinarische Kuriosität.

Einen Teil des Titels kann man sich inzwischen bereits erklären, denn Claire und Olive sind beide einsame Frauen. Sie stehen zwar mitten im Leben, haben einen Beruf und Kontakte, aber beiden fehlt das enge Band einer Familie und eine Vertrauensperson. Dass Will Claire so hintergangen hat, ist erschütternd, aber im Grunde hätte sie ahnen müssen, dass ihre Beziehung nur auf wackligen Beinen steht: diese Geheimniskrämerei in der Kanzlei, sie haben sich immer bei ihr getroffen, sie wusste nicht mal seine Adresse... Das war schon sehr verdächtig, aber vermutlich wollte sie einfach nicht wahrhaben, dass etwas nicht stimmte. Der Verlust der Schwester - auch noch der Zwillingsschwester – ist hart, aber sie hatten seit Jahren keinen Kontakt mehr, so dass nicht allein der Tod tragisch ist, sondern dass sie die Verbindung einfach nicht halten konnten. Das wäre vermutlich anders gewesen, wenn ihre Eltern noch am Leben wären, aber gleichzeitig hätte man auch vermuten können, dass ein Verlust sie hätte zusammenschweißen können.

Fazit: Hier gibt es noch einiges zu ergründen und aufzuarbeiten! Ich bin sehr gespannt darauf und kann mich deshalb auch auf die melancholische Stimmung gut einlassen.

Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Mitglied seit 14.07.2016

Mich gibt es nur mit Buch :-)

Veröffentlicht am 24.02.2025 um 05:21 Uhr

Die Haptik des Buchumschlages hat mich auf eine Idee gebracht und nach dem Beenden des ersten Abschnitts hat sich dieser Gedankengang in mir gefestigt. Da sich der Buchumschlag anfühlt wie eine Leinwand, sind für mich die drei Lebensgeschichten wie ein Triptychon – drei einzelne Komponente, die mit Seelenfarben gemalt werden, die wechselhafte Dynamik einer jeden Lebensgeschichte erzählen und durch das Zusammenfügen der Gemäldeteile zu einem großartigen Gesamtwerk zusammenfinden.

Der Kompass spielt nicht nur für den Verlauf der Handlung eine Rolle, sondern ist für mich auch ein Zeichen dafür, dass sowohl Mathilda als auch Claire und Olive noch ziellos auf ihrem Lebensweg umherirren und noch nicht die Richtung eingeschlagen haben, um endgültig ihren Platz zu finden, wo ihr Herz vor Anker gehen kann.
Die Rückblenden bieten gerade immer so viel Einblick, dass die Leseneugier erhalten bleibt und die ersten Informationen geben indirekt Hinweise darauf, was sich ereignet haben könnte.
Ich muss gestehen, dass ich beim Lesen des ersten Kapitels und der Gedichte immer wieder Tränen in den Augen habe. Ich sehe Mathilde direkt vor mir, wie sie, gefangen in ihrem Seelengrau, keinen anderen Ausweg mehr sieht, als sich das Leben zu nehmen.
Die Ereignisse in der jüngeren Vergangenheit sind nicht weniger tragisch und gehen mir genauso ans Herz. Olive ist von ihrem Wesen her eher chaotisch und unstrukturiert– auch hier könnte der Kompass helfen, ihr den Weg zu zeigen. Claire muss sich erst wieder ´selbst finden, um zu merken, was Leben wirklich bedeutet.
Ich bin mehr als neugierig, wie der Fund der Leiche mit dem Kompass in der Hand mit allen drei Lebensgeschichten verbunden ist und wie sich die Fäden zusammenfügen werden.
Bisher ein großartiges Buch, das mit vielen leisen Tönen die Saiten im Herz zum Klingen bringt

Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Mitglied seit 14.07.2016

Mich gibt es nur mit Buch :-)

Veröffentlicht am 24.02.2025 um 05:22 Uhr

Zitat von schnaeppchenjaegerin

Skurril fand ich auch die Episode mit dem Sprühkäse. Das Wort habe ich zum ersten Mal gehört. Schon eine kulinarische Kuriosität.



Ich kann mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sprühkäse wirklich lecker schmeckt

Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Mitglied seit 14.07.2016

Mich gibt es nur mit Buch :-)

Veröffentlicht am 24.02.2025 um 05:25 Uhr

Zitat von schnaeppchenjaegerin

Einen Teil des Titels kann man sich inzwischen bereits erklären, denn Claire und Olive sind beide einsame Frauen. Sie stehen zwar mitten im Leben, haben einen Beruf und Kontakte, aber beiden fehlt das enge Band einer Familie und eine Vertrauensperson.



Sie sind mitten unter Mensschen und doch ganz allein - ich glaube, dass das heutzutage ein ganz weit verbreitetes Phänomen ist. Durch die souialen Medien sind zwar viele sog Freunde vohanden, aber die meisten Menschen sind mittlerweile nur nur in ihrer eigene Blase unterwegs, haben keine echten sozialen Kontakte mehr und sindsomit ganz alleine.

Profilbild von schnaeppchenjaegerin

schnaeppchenjaegerin

Mitglied seit 25.10.2016

... Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat.

Veröffentlicht am 24.02.2025 um 12:58 Uhr

kati-katharinenhof schrieb am 24.02.2025 um 05:25 Uhr

Zitat von schnaeppchenjaegerin

Einen Teil des Titels kann man sich inzwischen bereits erklären, denn Claire und Olive sind beide einsame Frauen. Sie stehen zwar mitten im Leben, haben einen Beruf und Kontakte, aber beiden fehlt das enge Band einer Familie und eine Vertrauensperson.



Sie sind mitten unter Mensschen und doch ganz allein - ich glaube, dass das heutzutage ein ganz weit verbreitetes Phänomen ist. Durch die souialen Medien sind zwar viele sog Freunde vohanden, aber die meisten Menschen sind mittlerweile nur nur in ihrer eigene Blase unterwegs, haben keine echten sozialen Kontakte mehr und sindsomit ganz alleine.

Ja, genau. Man ist zwar nicht allein, aber in der Masse an Menschen doch einsam. Virtuelle können keine realen Kontakte, keine Umarmung ersetzen. Der Trend setzt sich leider so fort. In einem anderen Buch hatte ich gelesen, dass es in Großbritannien tatsächlich ein Ministerium für Einsamkeit gibt. Das finde ich schon krass, dass es notwendig ist, dass die Politik dagegen steuert.

Profilbild von schnaeppchenjaegerin

schnaeppchenjaegerin

Mitglied seit 25.10.2016

... Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat.

Veröffentlicht am 24.02.2025 um 13:00 Uhr

Zitat von kati-katharinenhof

Der Kompass spielt nicht nur für den Verlauf der Handlung eine Rolle, sondern ist für mich auch ein Zeichen dafür, dass sowohl Mathilda als auch Claire und Olive noch ziellos auf ihrem Lebensweg umherirren und noch nicht die Richtung eingeschlagen haben, um endgültig ihren Platz zu finden, wo ihr Herz vor Anker gehen kann.



Als Symbol, einen Weg zu finden, finde ich den Kompass so schön gewählt.

Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Mitglied seit 14.07.2016

Mich gibt es nur mit Buch :-)

Veröffentlicht am 24.02.2025 um 13:35 Uhr

schnaeppchenjaegerin schrieb am 24.02.2025 um 12:58 Uhr

Ja, genau. Man ist zwar nicht allein, aber in der Masse an Menschen doch einsam. Virtuelle können keine realen Kontakte, keine Umarmung ersetzen. Der Trend setzt sich leider so fort. In einem anderen Buch hatte ich gelesen, dass es in Großbritannien tatsächlich ein Ministerium für Einsamkeit gibt. Das finde ich schon krass, dass es notwendig ist, dass die Politik dagegen steuert.

Die Briten waren Vorreiter, mittlerweile haben wir in Deutschland auch nachgezogen
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/engagement-und-gesellschaft/strategie-gegen-einsamkeit

In Hamburg gab oder gibt es sogar ein Tehaterstück "Ministerium gegen die Einsamkeit", das in einer ausgeräumten Kirche aufgeführt wird. Die Thematik ist schon sehr präsent, wird aber noch viel zu wenig in der Öffentlichkeit zugänglich gemacht

Profilbild von Bookworm_23

Bookworm_23

Mitglied seit 31.05.2023

Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag!

Veröffentlicht am 24.02.2025 um 15:02 Uhr

Ich habe ein wenig gebraucht, bis ich in die Geschichte eintauchen konnte. Es wird von zwei Frauen, beide ungefähr Mitte 30, einsam und an einem Wendepunkt ihres Lebens erzählt. Sie wohnen in den USA und England. Dazwischen liegen 20 Jahre. Der Kompass verbindet sie. Aber wie. Es wird bestimmt spannend, das zu erfahren.
Die Gedichte dazwischen stellen mich vor ein Rätsel.
1950 – Mathilde. Sie hat alles verloren und sieht keinen Ausweg mehr außer ins Meer zu gehen. Sie läßt einen Kompass am Ufer zurück. Welcher ist es? Wem wird er später gehören? Welche Schuld meint sie auf sich geladen zu haben. Sie wird gerettet. Ich bin gespannt, wie der Bogen zu ihr geschlagen wird.
2022 – Olive Elisabeth Brown, 34, England. Sie arbeitet als Journalistin bei Voices und will sich unbedingt beweisen. Doch ihre Chefin traut ihr nichts zu. Bis ihre Schwester Sadie ihr ein Bild schickt. Es zeigt eine Leiche, die einen Kompass in der Hand hält. Er sieht aus wie der Kompass, den ihr ihre Großmutter Poppy, 98, als enttäuschendes Erbe gegeben hat. Oder war Poppy vor ihrem Hirninfarkt, der auch ihr Gedächtnis beeinflußte, überzeugt, nur Olive könnte die Geschichte herausfinden? Wollte sie es so?
Wer war Poppy? Welches Geheimnis gibt es in ihrer Vergangenheit?
Sie kann ihre Chefin überzeugen, der Geschichte nachzugehen, doch sie muß ausgerechnet Tom Philips mitnehmen. Tom kann sie offensichtlich nicht ausstehen. Oder ist er doch in sie verliebt und versucht es hinter dieser Fassade zu verstecken?
Auf dem Weg zu Olives Eltern verunglücken sie mit Toms Auto. Beim Abendessen erlebt sie einen anderen Tom. Wortgewandt, witztig und interessant.
Olives Vater weiß auch nichts über die Geschichte des Kompass oder Poppys Vergangenheit, nur daß der Kompass ihr Kummer bereitet. Ist es wirklich eine gute Idee, die Vergangenheit aufzudecken? Eigentlich mißbraucht sie ihre Großmutter für eine Geschichte, und diese kann sich nicht mehr wehren.
2000 – Claire O’Leary, 36, Anwältin, Manhattan. Sie hat eine Beziehung zu Will, einem der besten Anwälte in der Kanzlei. Sie müssen die Beziehung geheim halten, der Vertrag will es so. Aber Will auch, denn er ist verheiratet und hat ein Kind.
Sie erfährt, daß ihre Zwillingsschwester Iris ums Leben gekommen ist. Jetzt ist Claire die letzte ihrer Familie.
Der Betrug von Will veranlaßt Claire ihrem Leben zu entfliehen. Und zwar ausgerechnet auf die Insel, die Iris die letzten Jahre bewohnte. Was erwartet Claire von dieser Reise? Die Insel ist ein Gefängnis, kein Handyempfang, kein Boot. Sie sitzt fest.
In der Einsamkeit ringt Claire mit ihren Gedanken, ihren Gefühlen. Erinnerungen überfallen sie ungewollt. Ihr ist ständig übel. Ist sie etwa schwanger?
Bei einem Rundgang findet sie ihren Namen in einen Felsen gekratzt und daneben eine Flasche in einem Hohlraum. Wie früher. Versucht Iris mit ihr in Dialog zu treten? Noch will sie es nicht.
Wer hat das Feuer im Haus entzündet und Lebensmittel gebracht? Lebt Iris vielleicht noch oder wäre die Idee zu weit hergeholt?
Claire weigert sich, Iris Erbe zu untersuchen, sie will die von ihr vor Jahren geschlossene Tür nicht öffnen.
Sie findet ein in Algen verfangenes Lebewesen. Einen Hund? Irgendwie ist das wichtig, denke ich.
Da sind aber jetzt noch viele Fragen offen. Ich bin so gespannt, wie sich die Geschichten entwickeln und vor allem bin ich auf den Zusammenhang gespannt.

Profilbild von Bookworm_23

Bookworm_23

Mitglied seit 31.05.2023

Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag!

Veröffentlicht am 24.02.2025 um 15:03 Uhr

schnaeppchenjaegerin schrieb am 24.02.2025 um 00:20 Uhr

Grundsätzlich mag ich Geschichten mit unterschiedlichen Erzählsträngen sehr gerne. In diesem Fall würde ich mir wünschen, wenn die Abschnitte für jede Figur etwas länger wären, so dass man nicht so schnell wieder aus einem Leben herausgerissen wird, insbesondere da wir bisher noch nicht wissen, wie Olive und Claire miteinander verbunden sind. Sie sind mit Mitte 30 zwar im selben Alter, wohnen aber auf unterschiedlichen Kontinenten und mit 20 Jahren zeitlichem Abstand. Auf welche Weise wird der Kompass beide Leben miteinander verknüpfen?
Die vielen Geheimnisse, die es noch zu ergründen gibt, gestalten die Geschichte mysteriös und spannend. Welche Bedeutung hatte der Kompass für Poppy? Was hat es mit der Leiche auf sich? Ist Iris tatsächlich bei einem Unfall ums Leben gekommen?
Darüber hinaus entwickelt jeder Erzählstrang für sich eine Grundspannung. Was wird Olive auf ihrer Reise entdecken und über Poppy und ihre Familie herausfinden? Auch wenn Olives Vater etwas anderes behauptete, bin ich fest überzeugt, dass Poppy wollte, dass Olive ihre Geschichte ergründet. Zudem gehe ich davon aus, dass auch das angespannte Verhältnis zwischen Tom und ihr sich noch verändern wird. Fühlt sich Tom zu ihre hingezogen und ist ihr deshalb aus dem Weg gegangen? Eigenartig, dass er sich ihren Eltern gegenüber ganz anders benimmt.
Ich bin auch gespannt, was Claire noch über Iris Leben ergründen wird. Dass sie nun auf der Insel gestrandet ist, gibt ein ganz eigenes klaustrophobisches Gefühl. Und bedeutete ihre andauernde Übelkeit etwas, dass sie schwanger ist? Und was hat es mit dem ominösen Besucher auf sich, der ihr Lebensmittel gebracht und das Feuer entzündet hat? Warum versteckt er sich vor ihr? Das ist doch nicht normal.

Zwischen den einzelnen Kapiteln gibt es immer wieder Gedichte aus den 1940er-Jahren. Ob sie von Mathilde verfasst worden sind? Was hat sie 1950 zu ihrer Verzweiflungstat bewegt und wie ist der Zusammenhang mit Claire, Olive und dem Kompass? Ist Mathilde eine Verwandte von Poppy? Zumindest gibt es Agnes als verbindendes Element. Aber wer benennt bitte einen Kleinbus nach seiner Großmutter? Skurril fand ich auch die Episode mit dem Sprühkäse. Das Wort habe ich zum ersten Mal gehört. Schon eine kulinarische Kuriosität.

Einen Teil des Titels kann man sich inzwischen bereits erklären, denn Claire und Olive sind beide einsame Frauen. Sie stehen zwar mitten im Leben, haben einen Beruf und Kontakte, aber beiden fehlt das enge Band einer Familie und eine Vertrauensperson. Dass Will Claire so hintergangen hat, ist erschütternd, aber im Grunde hätte sie ahnen müssen, dass ihre Beziehung nur auf wackligen Beinen steht: diese Geheimniskrämerei in der Kanzlei, sie haben sich immer bei ihr getroffen, sie wusste nicht mal seine Adresse... Das war schon sehr verdächtig, aber vermutlich wollte sie einfach nicht wahrhaben, dass etwas nicht stimmte. Der Verlust der Schwester - auch noch der Zwillingsschwester – ist hart, aber sie hatten seit Jahren keinen Kontakt mehr, so dass nicht allein der Tod tragisch ist, sondern dass sie die Verbindung einfach nicht halten konnten. Das wäre vermutlich anders gewesen, wenn ihre Eltern noch am Leben wären, aber gleichzeitig hätte man auch vermuten können, dass ein Verlust sie hätte zusammenschweißen können.

Fazit: Hier gibt es noch einiges zu ergründen und aufzuarbeiten! Ich bin sehr gespannt darauf und kann mich deshalb auch auf die melancholische Stimmung gut einlassen.

Da stellen wir uns ähnliche Fragen.

Profilbild von Bookworm_23

Bookworm_23

Mitglied seit 31.05.2023

Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag!

Veröffentlicht am 24.02.2025 um 15:03 Uhr

kati-katharinenhof schrieb am 24.02.2025 um 05:21 Uhr

Die Haptik des Buchumschlages hat mich auf eine Idee gebracht und nach dem Beenden des ersten Abschnitts hat sich dieser Gedankengang in mir gefestigt. Da sich der Buchumschlag anfühlt wie eine Leinwand, sind für mich die drei Lebensgeschichten wie ein Triptychon – drei einzelne Komponente, die mit Seelenfarben gemalt werden, die wechselhafte Dynamik einer jeden Lebensgeschichte erzählen und durch das Zusammenfügen der Gemäldeteile zu einem großartigen Gesamtwerk zusammenfinden.

Der Kompass spielt nicht nur für den Verlauf der Handlung eine Rolle, sondern ist für mich auch ein Zeichen dafür, dass sowohl Mathilda als auch Claire und Olive noch ziellos auf ihrem Lebensweg umherirren und noch nicht die Richtung eingeschlagen haben, um endgültig ihren Platz zu finden, wo ihr Herz vor Anker gehen kann.
Die Rückblenden bieten gerade immer so viel Einblick, dass die Leseneugier erhalten bleibt und die ersten Informationen geben indirekt Hinweise darauf, was sich ereignet haben könnte.
Ich muss gestehen, dass ich beim Lesen des ersten Kapitels und der Gedichte immer wieder Tränen in den Augen habe. Ich sehe Mathilde direkt vor mir, wie sie, gefangen in ihrem Seelengrau, keinen anderen Ausweg mehr sieht, als sich das Leben zu nehmen.
Die Ereignisse in der jüngeren Vergangenheit sind nicht weniger tragisch und gehen mir genauso ans Herz. Olive ist von ihrem Wesen her eher chaotisch und unstrukturiert– auch hier könnte der Kompass helfen, ihr den Weg zu zeigen. Claire muss sich erst wieder ´selbst finden, um zu merken, was Leben wirklich bedeutet.
Ich bin mehr als neugierig, wie der Fund der Leiche mit dem Kompass in der Hand mit allen drei Lebensgeschichten verbunden ist und wie sich die Fäden zusammenfügen werden.
Bisher ein großartiges Buch, das mit vielen leisen Tönen die Saiten im Herz zum Klingen bringt

Den Vergleich mit dem Triptychon finde ich mega!