Geheimnisse in und aus der Kälte
Der Thriller „Der Riss“ des Wissenschaftsjournalisten Thilo Winter (Pseudonym) spielt in der Antarktis der Jetztzeit.
Die Vulkanologin Antonia Rauwolf reist im Auftrag des Alfred-Wegener-Instituts in ...
Der Thriller „Der Riss“ des Wissenschaftsjournalisten Thilo Winter (Pseudonym) spielt in der Antarktis der Jetztzeit.
Die Vulkanologin Antonia Rauwolf reist im Auftrag des Alfred-Wegener-Instituts in die Antarktis, um dort, auf der Neumayer III Station, die Arbeit des vermissten Geologen Pietro Malatesta zu übernehmen. Antonia soll die Aktivität eines dort entdeckten Vulkanfeldes untersuchen und die Auswirkungen einer möglichen Eruption für die Erde einordnen. Zeitgleich mit dem Geologen ist aber auch der Biologe Emilio Rauwolf, Antonias Bruder, verschollen und Antonia erbittet sich vom Stationsleiter die Option, vor ihrer eigentlichen Arbeit, einige Tage nutzen zu dürfen, ihren Bruder zu finden. Bei der Suche nach ihm, wird sie nicht nur von ihrer Vergangenheit eingeholt, sondern sie trifft auch auf nicht zu unterschätzenden Gegenspieler, aber auch auf Freunde und Verbündete, die alle ihren Part in der kalten Landschaft spielen.
Meine Meinung:
„Der Riss“ liefert einen Einblick in die beeindruckende und einzigartige Landschaft der Antarktis und motiviert dazu, sich näher mit dem Thema zu befassen. Auch die wissenschaftlichen Aspekte, die dem Nachwort zufolge, ziemlich originalgetreu dargestellt werden, lösen bei mir den gleichen Anreiz aus. Von diesem Standpunkt her, halte ich das Buch für lesenswert.
Den Thriller, den Thilo Winter um diese Region und ihre wissenschaftliche Bedeutung für die Welt herumgestrickt hat, weist für meinen Geschmack allerdings einige Schwächen auf. Die Figuren sind zu überzogen dargestellt. Die Protagonisten haben eine Vergangenheit, die gefühlt jeweils für mindestens drei Menschen reichen würde und besitzen Ausdauer, Schläue und Fähigkeiten, für die mindestens das gleiche gilt. Die Figuren wirken auf mich nicht unbedingt lebendig und glaubwürdig, sondern sehr konstruiert. Dies wirkt sich auch auf die Geschichte aus. So gibt es eine stellenweise sehr geballt und unglaubwürdig Fülle und Ausführung an Action. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse dermaßen, dass sich sogar der Erzählstil ändert und einzelne Stellen ein zweites Mal, aus einer anderen Perspektive, noch einmal erzählt werden. Andererseits sind diese Abenteuerepisoden auch immer wieder genauso schnell vorbei, wie sie auftauchen. Was ich ein wenig anstrengend finde.
Statt dieser Überfrachtung der Geschichte mit Action und persönlichem Können, hätte ich mir mehr Tiefgang und Glaubwürdigkeit bei den Personen und der Handlungen gewünscht und eine noch breitere Beschreibung der Landschaft und der wissenschaftlichen Arbeit in der Antarktis. Ich denke, es hätte der Geschichte – die ich, wie bereits erwähnt, von der Idee her wirklich gut finde – bestimmt gutgetan.